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Schritte zur Einigung#

von Martin Krusche

Der Produzent des Modellautos, AutoCult-Boss Thomas Roschmann, hat sich inzwischen zu dieser Angelegenheit geäußert. Er ließ Peter Reisch wissen, daß diese Firma von einem kleinen Team betrieben werde, von drei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräften. Da sollte also eigentlich die hausinterne Kommunikation bestens klappen.

Ausfahrt anno 1964. (Foto: Sammlung Max Reisch)
Ausfahrt anno 1964. (Foto: Sammlung Max Reisch)

Roschmann schilderte Reisch, man sei auf den „Asien-Steyr“ von einem „österreichischen Automobil-Enthusiasten aus Wien aufmerksam gemacht worden und er hat uns den Vorschlag unterbreitet, das Fahrzeug im Modell entstehen zu lassen“. (Da muß man vermutlich keine dreimal raten, wer das gewesen sein könnte.) Das macht AutoCult ja im Grunde durchaus attraktiv. So werden Fahrzeuge für die Vitrine verfügbar, von denen man vorher bloß aus Büchern erfahren konnte, vielleicht bei manchem Museumsbesuch fündig wurde.

Roschmann teilte mit, normalerweise gehe man so vor, dass zwei Produktmanager recherchieren, „wo das Fahrzeug steht“ und dann setze man sich „mit dem Museum oder dem Besitzer in Verbindung“. Wollen wir davon ausgehen, wer immer ein Geschäft betreibt, in dem er die Werke anderer Personen verwertet, vermarktet, weiß natürlich um die Frage nach Werknutzungsrechten Bescheid. Alles andere wäre pure Stümperei oder böse Absicht. Ergo: ein Kommunikationsproblem?

Reisch ließ mich nun wissen, er sei mit folgender Erklärung informiert worden: „Warum das in Ihrem Fall nicht geschehen ist, können wir hier leider nicht mehr nachvollziehen – evtl. ist es schlichtweg einfach vergessen worden – auch das kommt ‚leider‘ manchmal vor, vor allem wenn es sich um Modelle handelt, die im Ausland sind.“

Bedaure, aber daran erscheint mir kein Satzteil plausibel. Drei Leute im Zentrum des Geschehens und keine Checkliste der wichtigsten Eckpunkte so eines Vorhabens? Auch der Wiener Enthusiast, mutmaßlich ein fixer Geschäftspartner des Hauses, verschenkt die Chance, den Besitzer mit seiner Sammlung an Originalfahrzeugen in das Projekt einzubeziehen? (So eine Story abzuholen sollte jeder kleine Provinzreporter schaffen.)

All das ist bloß mittlerweile vollkommen unwichtig, weil sich Roschmann und Reisch in der Sache geeinigt haben. Immerhin mag für Sammler interessant sein, wie es zu den teilweise exquisiten Stücken kommt, deren Originale oft nur als Kleinserien-Modelle oder – wie der Reisch-Wagen – als Unikate existieren.

Roschmanns Team recherchiert hauptsächlich über das Internet, hat gelegentlich Original-Pläne von Fahrzeugen, „die über Serien-Fahrzeuge gestülpt werden“. Die grundlegenden Maße lassen sich in Erfahrung bringen oder ableiten. Sonderformen können nach Fotos gezeichnet werden, Roschmann hat einen Automobil-Designer im Team. Ich nehme an, den Rest schafft die EDV.

So sieht das Basisfahrzeug aus, hier das Steyr 100 Cabrio von Heinz und Lisl Mesicek (Foto: Martin Krusche)
So sieht das Basisfahrzeug aus, hier das Steyr 100 Cabrio von Heinz und Lisl Mesicek (Foto: Martin Krusche)

Reisch erwähnte einige Fehler bei der Umsetzung. Roschmann dazu: „Ich kann Sie absolut verstehen, dass es ärgerlich ist, dass nachträglich angebaute Blinker mit auf dem Modell sind – hätte man im Modell sicher besser weg lassen können. Das mit der Tiroler-Fahne ist uns leider zu spät aufgefallen, das war das Kind schon in den Brunnen gefallen – die Karosserien waren leider schon produziert.“ (Mir geht es dabei wie einem Briefmarkensammler, der Fehlfarben erwischt. Die kopfstehende Fahne macht mir das Teil exklusiver.)

„Wir haben zwar den Anspruch, perfekte Modelle umzusetzen“, so Roschmann weiter, aber da käme das Team eben an Limits. „Wir arbeiten pro Jahr an über 100 Projekten (nicht nur für AutoCult) – das heißt 8 Projekte pro Monat…“. Da anschließend noch Marketing und Vertrieb klappen müssen, damit ein Geschäft gedeiht, leuchtet ein, daß der genannte Perfektionsanspruch mit jenem Personalstand nicht zu schaffen ist.

Roschmann versteht aber sein Geschäft. Er lenkte ein, zeigte sich nun achtsam, hatte schon vorab in einem Schreiben mehrfach betont: „Bevor ich im Detail auf Ihre Vorwürfe Stellung beziehen möchte, möchte ich Sie fragen, wie Sie sich eine von Ihnen betonte ‚außergerichtliche‘ Einigung vorstellen. Uns liegt es fern uns gerichtlich auseinander zu setzen und sind immer an einer gütlichen Einigung interessiert. Aus diesem Grund bitte ich um Ihren Vorschlag einer ‚außergerichtlichen‘ Einigung.“

Diese Einigung ist mittlerweile zustande gekommen. Das zeigt sich von beiden Seiten her klug, weil die gelingende Verständigung wechselseitigen Nutzen schafft, während eine ausufernde Kontroverse nichts als Schaden verursacht.

Roschmann meinte außerdem bezüglich des interessanten Jahrbuchs mit den ausführlichen Geschichten zu den Modellen, es würde ihn „freuen, wenn ich mit Ihnen die Geschichte abstimmen könnte und auch von Ihnen Ihre freundliche Genehmigung über die Verwendung von Bildmaterial erhalten könnte.“ So beziehen auch die Fans und Sammler einen Mehrwert aus der Geschichte.

Wäre noch zu erwähnen: Roschmann redet nicht nur, sondern handelt dann auch wie angekündigt. Das ist eindeutig eine Qualität in einer Welt, wo man oft vertröstet, abgewimmelt, hinters Licht geführt wird.

So könnte man die ganze Sache auch als ein anregendes Beispiel sehen, wie manchmal Interessen kollidieren, wobei mangelnde Kommunikation ein Ärgernis vertieft, aber wenn zwei Seiten bereit sind, die Interessen des Gegenübers ernstzunehmen und dabei nicht auf großspurige Gesten zu setzen, dann läßt sich derlei eben lösen, auf daß hinterher für alle Beteiligten der Unmut von angenehmen Erinnerungen überlagert werden kann.