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Von links: Csilla Száraz, Richard Mayr und Karl Bauer.
Von links: Csilla Száraz, Richard Mayr und Karl Bauer.

Nagykanizsa: Durchlässige Grenzen#

(Eine Erkundung)#

von Martin Krusche

So praktisch Telekommunikation und Teleworking sind, für eine Reihe von Projektschritten bleibt die reale soziale Begegnung unverzichtbar. Außerdem bekommt jede Kooperation erst Tiefe, wenn man die speziellen Befindlichkeiten, Bedingungen und Klänge des anderen Ortes konkret erfährt.

Gleisdorfs ungarische Partnerstadt Nagykanizsa ist der Ort, an dem im April 2024 eine Ausstellung stattfinden wird, die dem Thema “Styria goes Hungary - Grenzenlose Freiheit!“ gewidmet ist. Eine komplexe Themenstellung vor dem historischen Hintergrund der einstigen Zusammenhänge einer „Doppelmonarchie“, die als Österreich-Ungarn zwei höchst unterschiedliche Staaten verbunden hat. Allgemein wird nicht mehr besonders wahrgenommen, daß durch den Vertrag von Trianon (1920) ein Stück Westungarn zu einem Teil Österreichs wurde: das heutige Bundesland Burgenland.

Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, war Ungarn Teil des Warschauer Paktes, während das neutrale Österreich als sicherheitspolitisches Protektorat der USA die Nato im Rücken hatte. Das fand im Ungarischen Volksaufstand von 1956 seinen besonderen historischen Moment, in dem Österreich sich als wichtiger Bezugspunkt für viele ungarische Menschen erwies. Heute bildet Ungarn ein Stück Außengrenze der EU, ist damit unter anderem eine Passage im Grenzzaun des größten Binnenmarktes der Welt.

Aktuelle Grenz-Varianten#

Wir sind demnach in der Begegnung miteinander vor einem erheblichen Stück Geschichte aufgestellt, wobei mir auffällt, daß von meinen Leuten – mich eingeschlossen – niemand einen Satz Ungarisch sprechen kann, während unsere Kooperationspartnerinnen in Nagykanizsa ganz gut verstehen, was wir in Deutsch reden. Lassen Sie mich annehmen, daß dies durch freundliches Entgegenkommen zwar keine Barriere mehr ist, aber eigentlich schon den erste Beitrag zu unserem Thema ergibt.

Bild 'nagy05b'
Bild 'nagy05c'

Ich sehe Grenzen vor allem mit zwei wesentlichen Funktionen belegt. Sie können uns vor einem Sturz oder vor Kollisionen bewahren. Und sie sind Markierungen, die nach Überwindung verlangen, damit wir als Menschen, als Gesellschaft, als Kultur nicht stagnieren. Das eine legt Achtsamkeit nahe, das andere Kühnheit. Manchmal werden beide Optionen in eine kluge Balance kommen müssen.

Wir - Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer, Fotograf Richard Mayr und ich - waren nun zu dritt unterwegs, um uns mit Archäologin Csilla Száraz zu besprechen, die in Nagykanizsa für das Thúry György Múzeum verantwortlich ist. Zu dieser Einrichtung gehört das Plakatmuseum, in dem die genannte Ausstellung stattfinden wird. Ein vormaliger Getreidespeicher.

Mayr wird gemeinsam mit der Fotografien Roswitha Wesiak und dem Architekten Joachim Karner einen Beitrag für diese Ausstellung entwickeln, der zugleich einiges von dem reflektiert, was wir derzeit im Archipel debattieren und bearbeiten. Raum, Ort, Grenze, die Strecken zur Raumüberwindung, die Situationen und das Verhalten der Menschen in diesen wie jenen Situationen… All das gibt reichlich Stoff, der mit künstlerischen Mitteln erschlossen werden kann.