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Fredi Thaler (links) und Max Zottler.
Fredi Thaler (links) und Max Zottler.

Mythos Puch 2025: Inventar#

(Thema: "Geist in der Maschine")#

von Martin Krusche

Meine Arbeit zum Thema Puch und generell zur Technologiegeschichte wäre in diesem Fall kaum mehr als eine ambitionierte Plauderei. Von der Art, wie sie einer engagierten Hobby-Kraft gelingen mag.

Wären da nicht sachkundige Menschen, die ich befrage kann und die mich von sich aus unterstützen. Handwerklich und sachlich versierte Männer, wie zum Beispiel auf diesem ersten Foto, das (links) Altmeister Fredi Thaler zeigt, der gerade mit Max Zottler („Dieselmax“) debattiert.

  • Freitag, den 23. Mai 2025, bis Sonntag, den 25. Mai 2025
    • In der alten k.k. Poststation, Gleisdorf.
  • Die Poststation
  • Kontext (Ergänzende Texte, Hintergrundfolie)
  • Der Raster (Grundlagen unserer Wissens- und Kulturarbeit)

Ich entfalte hier für Sie eine kleine Übersicht dessen, was wir in welchem Zusammenhang in Gleisdorf zeigen werden. Die Bildchen sind mit Absicht so winzig gehalten, weil Sie ja im Mai kommen sollen, um sich die Originale vor Ort anzusehen. Mit künstlerischen Arbeiten von Joachim Karner, Monika Lafer, Richard Mayr, Chris Scheuer und WIGL-Design, mit Archivalien und Collectibles, Leihgaben von Sammlern wie Norbert Gall, Martin Krusche, Georg Kurtz, Ferdinand M. Lanner, Richard Ramminger, Markus Rudolf, Johann Sattler, Fredi Thaler und Michael Tieber.

Der Kentaurische Pakt#

Seit rund fünftausend Jahren nutzt der Mensch die Pferde in einem Ausmaß, das radikal kulturverändernd ist. Als Trag- und Zugtiere, als "Tempomaschinen" zur Raumüberwindung, als Träger für Waffensysteme. Richard Mayrs Fotoreportage repräsentiert dieses Thema.

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Richard Mayr hat die Travellers (Pavee) mehrfach besucht.

Natur und Technik#

Künstlerin Monika Lafer drückt ihren intensiven Naturbezug unter anderem in ihrem Werk aus. Das ergibt für unser Thema einen wichtigen Denkanstoß, weil ich meine, der scheinbare Gegensatz Natur/Technik ist sehr ungenau und irreführend. Wir Menschen sind Teil der Natur und was immer wir erschaffen, unterliegt bedingungslos den Naturgesetzen. Die Natur und die Technik sind so gesehen keinesfalls etwas Getrenntes.

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Einige Ausschnitte aus den Arbeiten von Malerin Monika Lafer.

Bezugspunkt Bronzezeit#

Eine Arbeit von Erwin Huber, in den Puchwerken gegossen.
Eine Arbeit von Erwin Huber, in den Puchwerken gegossen.
Diese Ära wird von etwa 3.300 v. Chr. bis 1.200 v. Chr. gerechnet. (Sie wurde dann von der Eisenzeit abgelöst.) Der metallurgische Fortschritt hatte damals neue Gußtechniken ermöglicht, was in der Herstellung von Dinge erstmal Kleinserien ermöglichte. Ich zeige dafür stellvertretend eine Bronze von Bildhauer Erwin Huber, der sich in hohem Maß mit diesem Material beschäftigt hat. Die Plakette wurde in den Puchwerken gegossen.

Das mechanische Zeitalter#

So alt wie der Kentaurische Pakt, nämlich rund fünftausend Jahre, ist die ältste uns bekannte Rad-Achse-Kombination, die ich Ihnen freilich in Gleisdorf nicht real zeigen kann, denn sie ist in einem Museum verwahrt. Es dauerte dann bis in die griechische Antike, wo ach und nach vorhandenes Wissen in technische Lösungen umgesetzt wurde. Mir erscheint das als die Basis eines mechanischen Zeitalters.

Alte Rad-Achse-Kombination. (Foto: Petar Milošević, CC BY-SA 4.0)
Alte Rad-Achse-Kombination. (Foto: Petar Milošević, CC BY-SA 4.0)
Mühle mit Wasserrad. (Foto: Joachim Kohler-HB, CC BY-SA 4.0)
Mühle mit Wasserrad. (Foto: Joachim Kohler-HB, CC BY-SA 4.0)
Die erste Turbinenhalle der Feistritzwerke.
Die erste Turbinenhalle der Feistritzwerke.
Seit der Antike geläufig: die Schraube.
Seit der Antike geläufig: die Schraube.

Industrielle Revolution#

Wer sich kein Pferde leisten konnte, mußte mit Ochsen fahren und ackern, manchmal sogar eine Kuh dazu spannen. Mit dem Patentwagen von Carl Benz begann dann eine neue Ära, die aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg in eine breite Volksmotorisierung überging.

Bild 'schrey'
Bild 'benz'
Hier eine Arbeit des einstigen Fabrik-Hacklers Albin Schrey, die so ein Ochsengespann zeigt. Und eine alte Druckgrafik mit dem dreirädrigen Patentwagen. Dem war freilich die Optimierung der Dampfmaschine durch James Watt vorausgegangen.

Detail von Andrea Habelers „Jenny“.
Detail von Andrea Habelers „Jenny“.
Bildhauerin Andrea Habeler hat gleichermaßen praktische Erfahrung mit der Handspindel und mit dem Spinnrad. Sie ist also mit einer der ältesten Handwerkstechniken des Menschen vertraut. Von daher kamen Impulse für ihre „Jenny“. Das ist eine Skulptur, mit der sie das Aufkommen der automatischen Spinnmaschine („Spinning Jenny“) thematisiert, die daraus resultierenden sozialen Unruhen und die Maschinenstürmerei.

Raum und räumliches Sehen#

Ein Argument: Falls Sie je mit einem Motorrad die 200 Km/h-Marke hinter sich gelassen haben, wissen Sie, da sollte unter anderem Ihr räumliches Sehen gut ausgebildet sein. Sonst stehen Sie auf der Liste der bedrohten Arten. Stichwort: Fluchtpunkt.

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Perspektive zu begreifen ist bei höheren Geschwindigkeiten auch im Auto unverzichtbar. Wir haben mit Joachim Karner einen Meister dieses Themas an Bord. Er ist nicht nur Architekt, sondern auch Zeichner auf künstlerischem Niveau, hat von Vektoren und Perspektiven eine Menge Ahnung.

Die "Fußkutsche" (Das Fahrrad)#

Wir haben heute keine klare Vorstellung mehr, welche technische und vor allem soziale Revolution das sogenannte Niederrad („Safety“) gegen Ende des 19. Jahrhunderts war, wodurch a) die Hochräder mit ihrer Sturzgefahr ins Museum verräumt werden konnten und b) angehende Massenproduktion Richtung freundliche Preisgestaltung führte, als der Verbreitung Vorschub leistete. Das wurde eine völlig neue Ära individueller Mobilität.
Eine Arbeit von Naim Spahiu.
Eine Arbeit von Naim Spahiu.

Für den kosovarischen Maler Naim Spahiu war das Fahrrad während der Kriegstage 1998/99 ein überlebenswichtiges Fahrzeug, um vor bewaffneten Einheiten möglichst schnell abhauen zu können, was in den Jahren nach dem Kosovokrieg eine Spur durch sein Werk zog.

Motorrad und Moped#

Mit den Fahrzeugen aus dem Schuppen nur eines einzelnen oststeirischen Schraubers (Richard Ramminger) kann ich die Markierungen einer Revolution individueller Mobilität darstellen. Das Niederrad („Safety“) veränderte den Lauf der Dinge. Das Swift-Rad aus Coventry wurde in Lizenz als „Waffenrad“ (oder ähnliche Marke) zum Riesenerfolg. Fahrräder mit Hilfsmotoren erwiesen sich als unzureichend.

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Die Mobilitätsrevolution, von links: Niederrad, Moped, Roller, Motorrad.

Da schlug die Stangl-Puch ein und wurde zur Legende. Mit dem 125er Puchroller konnten Menschen ihren Alltag solide ausbauen. Das Motorrad, eine Puch 175 SVS mit hochgezogenen Burgess-Töpfen war dagegen ein frivoles Freizeitvergnügen, das mit rund 12 PS halb so viel wie ein Puch-Auto lieferte.

Von allerhand Motorradtypen wurden "Leichtmotorräder" abgeleitet. Fahrräder bekamen Hilfsmotoren verpaßt. Aus dieser Entwicklung entstand nach dem Zweiten Weltkrieg der enorm erfolgreiche Fahrzeugtyp Moped. Die "Mopperln" (Mopeds) wurden zu einem wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg vom Fahrrad und Kraftfahrzeug-Besitz.

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Eine Leihgabe von Georg Kurtz: die Moped-Serie von Comic-Zeichner Chris Scheuer.

Es sieht gerade so aus, als würde uns ein Sammler eine Auswahl wichtiger Puch-Mopeds zur Verfügung stellen. (Wer wenigstens mein Alter hat, erinert sich, daß diese Zweitakter auch sehr typisch gerochen haben. Eine feine Ergänzug der Ausstellung.) Und dazu eine 175 SVS mit hochgezogenen Burgess-Töpfen.

Vom Moped zum Auto#

Wir zeigen im Zentrum der Poststation drei grundlegende Autotypen mit Technik aus Graz. Sie stehen jweils für eine eigene Kategorie.

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Bild 'integrale'
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Und zwar Originale. Der PKW (Steyr-Puch 650 T), eigentlich: die Cabriolimousine, der Sportwagen (Lancia delta integrale), ein legendäres Rallye-Geschoß, und das Nutzfahrzeug (Puch G in der Feuerwehr-Version).

Spezialthema: 50 Jahre Puch G#

  • In Arbeit
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Die Vorstufe: Prototypen als Bilder, dank der Mitwirkung und der Archive von Altmeister Fredi Thaler sowie Techniker Markus Rudolf verfügbar.

Dank der Unterlagen von Konstrukteur Markus Rudolf ist gut belegt, daß Prototypen des H2 ab 1974 unterwegs waren. Die 50 Jahre der G-Klasse sind daher rund. Natürlich ist das heute ein technisch vollkommen anderes Automobil, aber eine durchgägige Geschichte.

Symbolisches Denken#

Willi Gangl und Alfred Urleb sind zwei Industriedesigner (WIGL-Design), die ihre Laufbahn einst in den Grazer Puchwerken begonnen haben. Damals waren sie auch mit einigen Details des Puch G. befaßt.

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Einige Arbeitsschritte auf dem Weg zu „Fiat lux“ (WIGL-Design).

Wir haben mit ihnen im Jahr 2015 das Projekt „Fiat lux“ realisiert, für das sie den Steyr-Puch 500 formal zerlegt haben, um aus diesem Prozeß eine nächste Form abzuleiten, die mit dem aktuellen Fiat 500 korrespondiert.

Nippes und Deko#

Fanartikel, Sammelstücke, Collectibles, Deko, es gibt so allerhand Nippes, an dem sich die Fangemeinde freut. Ich bin da keine Ausnahme. Allerdings kenne ich bis heute keine schlüssige Theorie zu solcher Sammelleidenschaft.
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Die Puch Voiturette auf einem Oldtimer-Häferl, das Puch-Logo als Gürtelschnalle, eine Jubiläums-Box von 2012 und eine G-Klasse Wand-Deko.

Man kann es wohl am ehesten als eine Art der Liebhaberei für Fetische deuten, denn wir Menschen haben emotionale Beziehungen mit leblosen Gegenstände. Sonst wäre auch ein Großteil der klassischen Fahrzeuge sicher schon verrottet.

Das Museum in der Ausstellung#

Der Puch G Prototyp kommt als Postkarte.
Der Puch G Prototyp kommt als Postkarte.

Für Sie Kostenlos#

Wir blicken auf zehn Jahre "Mythos Puch" zurück. Dabei entstanden diverse Publikationen, die man nicht wegwirft, weil sie als Sammelstücke taugen. Booklets, Bildpostkarten... Sie können hier nachschauen, was sich im Lagerraum ausgraben ließ. Diese Druckwerke werden bei der kommenden Ausstellung zur freien Entnahme aufliegen.

Konstrukteur Markus Rudolf ist mit dem G-Wagon aufgewachsen und hat uns aus seinem Archiv das Foto eines frühen Prototypen zur Verfügung gestellt. Eine Postkarte mit diesem Motiv wird bei der Ausstellung gratis zu haben sein.