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ALBERT VON APPONYI#

Wien
Albert von Apponyi

Albert Graf von Apponyi wurde am 29. Mai 1846 in Wien geboren. Sein Vater war ungarischer Hofkanzler, später Präsident des Obersten Gerichtshofes. Er fungierte bis 1848 als Führer der konservativen Partei.

Albert absolvierte das Gymnasium am Jesuitenkollegium in Kalksburg bei Wien und studierte dann an den Universitäten in Wien und Budapest. In einem mehrjährigen Privatstudium erwarb er sich vor allem die Kenntnis der englischen, französischen und italienischen Sprache, die er mit derselben Meisterschaft beherrschte wie seine ungarische Muttersprache und die deutsche Studiensprache.

Im ungarische Abgeordnetenhaus wurde Albert von Apponyi bereits im Jahr 1872 Mitglied er konservativen Fraktion des Freiherrn von Senneyey, bald aber vollzog sich bei ihm eine politische Wandlung, die ihm in den Kreisen der ungarischen Liberalen den Spitznamen „der schwarze Graf“ eintrug.

Graf Apponyi dessen Erziehung bei den Jesuiten ihm eine Weltanschauung gab, die auf dem Boden des Humanismus ruhend im gewissen Sinn durchaus ausgeglichen und fortschrittlich zu nennen war, war in einer Frage durchaus untolerant, das waren alle kulturellen Belange, die mit Förderungen der katholischen Kirche zusammen hingen.

In diesem Punkt hatte die geistige Struktur Apponyi eine verblüffende Ähnlichkeit mit jener Seipels. Aber sonst war „der schwarze Graf“ ein Weltmann comme il faut. Seine Polyglotte und seine soziale Stellung – er heiratete eine Gräfin Mendsdorff- -Pouilly - brachte ihn mit allen führenden Kreisen Europas inn Berührung und seine politische Tätigkeit sicherte ihm besonders in der alten Monarchie eine hervorragende Stellung. Lange Zeit war Apponyi im ungarischen Parlament scharfer Sprecher der konservativen Opposition, als deren Führer er viele Jahre galt.

Aber knapp um die Jahrhundertwende machte er eine Schwenkung, tauchte im Regierungslager auf und wurde 1901 Präsident des Abgeordnetenhauses. Aber erst 1906 gelangte er zum ersten Mal auf den Stuhl des Ministers für Kultus und Unterricht. Er reformierte den ungarischen Volksschulunterricht, allerdings in einer Weise, der die Minderheiten – den Schulunterricht der Deutschen, Slowaken, Rumänen, Serben und anderer nationalen Minderheiten – magyarisierte.

Erst zu Ende des Krieges – seine erste Ministerschaft endete mit 1910, gelangte Apponyi, nachdem Stephan Tisza zurückgetreten war, unter den Regierungen Eszterhazy und Weckerle wieder zum Portefeuille als Unterrichtsminister.

Nach dem Zusammenbruch, während der Proletarierdiktatur flüchtete Apponyi, vollzog sich an dem „schwarzen Grafen“ eine Wandlung. Eine Ironie des Schicksals will es, dass der Graf, der vor dem Krieg für den Liberalen als Reaktionär gelten musste, heute gemessen an den Repräsentanten des derzeitigen ungarischen Regimes, als modern gelten muss, obgleich er selbst von seinen Anschauungen nicht abgerückt ist, zumindest nicht nach links.

Sowohl die Regierung Bethlen als auch alle übrigen Regierungen Ungarns, die nach der Proletarierdiktatur den Rechtskurs in Ungarn verwalteten, bedienten sich des Grafen Apponyi gern als Aushängeschild, wenn es galt, bei den Westeuropäern Eindruck zu schinden. Graf Apponyi wie schon erwähnt alle Weltsprachen fließend beherrschte und imstande war, zu jedem beliebigen politischen Thema eine durchaus gehaltvolle Rede aus dem Stegreif in jeder der drei Weltsprachen zu halten, war jener Mann, den die ungarischen Regierungen zu allen parlamentarischen und außenpolitischen Verhandlungen entsandten, bei denen es galt, die Scharten auszuwetzen, die das Ansehen Ungarns erlitten hatte, wenn die zivilisierte Welt mit Schaudern von den terroristischen Zuständen innerhalb Ungarns erfuhr.

Viel beachtet wurde die rhetorische Leistung Apponyis, als er am 10. Jänner 1920 als Führer der ungarischen Friedens Delegation in Paris nacheinander aus dem Stegreif eine französische, eine englische und eine italienische Rede hielt, die gegen den Frieden von Trianon protestierte. Seine rhetorische Leistung wurde gebührend bewundert, aber sie änderte nichts am Friedensvertrag, weshalb Apponyi noch vor der Unterzeichnung des Vertrages von der Führung der Delegation zurücktrat.

1924 wurde er Vertreter Ungarns beim Völkerbund und ist seither ein oft und gern gesehener Gast in Genf gewesen, wo man ihn als „vieux comte“ überall kannte. Er bewohnte stets in dem vornehmen Viertel Florissante im Hotel Residenz das Zimmer Nr. 67.

Verlobung
Albert und Clothilde

Graf Apponyi war zur Abrüstungskonferenz nach Genf gefahren und hatte auf der Zwischenstation in Wien im Kulturbund einen höchst interessanten Vortrag über „Krise im Völkerbund“ gehalten. Damals war er noch vollkommen frisch und allen fiel die außerordentliche Elastizität des Geistes und Körpers Apponyis auf.

In Genf erkrankte zuerst seine Frau an Grippe, dann Apponyi selbst. Er hatte noch am vorletzten Dienstag erklärt, dass er auf dem großen ungarischen Ball in Genf erscheinen werde. Aber am selben Tag, am Mittwoch, fiel er mit Grippe ins Bett, hohes Fieber trat auf, Husten und Erstickungsanfälle folgten. Bereits am Freitag zeigten Verfallserscheinungen, am Samstag konstatierten Ärzte, die Professoren Bourdillon und Bickel eine beiderseitige Lungenentzündung. Sonntag Abend war der Kräfteverfall bereits ein bedrohlicher, doch war Apponyi geistig vollkommen klar. Montag früh wurde über seinen Wunsch der Ordenspriester Chanoir Ducret geholt, der ihm die Sterbesakramente reichte. Gegen Montag mittags trat Agonie ein.

Seine Frau, die ihn, als sich ihr Zustand gebessert hatte, selbst pflegte, wurde infolge der Aufregung selbst wieder bettlägerig.

Graf Albert Apponyi der 87jährige war überzeugter Legitimist. Er ist es, der der ungarischen Irredenta den Rechtsbegriff der „ununterbrochenen Rechtskontinuität“ einimpfte. In seiner Stellung zur Frage der Legitimismus war er selbstverständlich für Horthy und Gömbös kein sympathischer Bundesgenosse. In die Trauer dieser Kreise wird sich also wohl ein Schimmer der Genugtuung darüber einmischen, dass man einen unbequemen Freund los geworden ist,

Für die österreichische Öffentlichkeit bedeutete die Wirksamkeit des Grafen Apponyi besonders in den letzten Jahren eine Bejahung des Parlamentarismus und damit auch der Demokratie.

Graf Apponyi war auch den Wienern gut bekannt. Seine hagere, auffallende Gestalt, sein interessantes Gesicht mit der scharfen Adlernase und vor allem seine kulturelle Tätigkeit hat ihn mit den politischen und diplomatischen Kreisen sowohl der Vorkriegszeit, wie auch der neuen politischen Gesellschaft im Nachkriegsösterreich in Berührung gebracht. War er doch auch ein halber Österreicher.

Komponisten
Liszt und Wagner

Apponyi war umfassend gebildet von westlichen Geist gefirniste, artistisch ungemein begabte, rhetorisch hervorragender Europäer der mit zahlreichen Repräsentanten im Ausland gute Beziehungen pflegte. Nicht nur mit Politiker sondern auch mit Richard Wagner, dessen Aufführungen in Bayreuth er jährlich besuchte und auch mit Franz Liszt innige Freundschaft verband, und war durch eine Rede die er in Bayreuth hielt berühmt geworden, war ein hervorragender Musiker, Mitglied der Akademie, Präsident der Ofenpester Poliklinik und vieler kultureller Vereine, Mitglied der interparlamentarischer Konferenz.

Am 1. März 1897 vermählte sich Graf Apponyi mit der Sternkreuz Ordensdame Gräfin Klothilde Mensdorff-Poully-Dietrichstein. Im Familienkreis wurde sie nur Clo Clo genannt. Sie war eine besonders gute Reiterin, auch als Eisläuferin konnte sie sich sehen lassen, liebte Musik über alles, und war eine ausgezeichnete Tänzerin. Der Ehe entsprossen ein Sohn und zwei Mädchen. 1901 wurde Apponyi die Geheime Ratswürde verliehen.

QUELLE: Der Tag 8. Februar 1933 Seite 2, Vorarlberger Volksblatt 12. pril 1906 Seite 1,Die Stunde 9. Februar 1933 Seite 1 sowie Bild ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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