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Die Babenberger - Sie haben sich selbst nie so genannt#

Von Ernst Zentner

Im Stift Klosterneuburg steht in dessen Museum ein riesiger dreiteiliger "Babenberger-Stammbaum". (Babenberger-Stammbaum/AEIOU) Das Gemälde wurde von Hans Part und Mitarbeitern in den Jahren von 1489 bis 1492 geschaffen. Als Basis dienten die sogenannten Sunthaym-Tafeln (ebenfalls im Stiftsmuseum). Aus Anlass der Heiligsprechung des Markgrafen Leopold III. von Österreich (1485) recherchierte der aus Deutschland stammende Domherr Ladislaus Sunthaym (um 1440-1513) und erstellte einen Stammbaum der Babenberger. Dieses Werk wurde zur Grundlage dieser eindrucksvollen gemalten Familienchronik.

Im breiten Mittelbild sind in kreisförmigen goldumrankten Bildern die wichtigsten Exponenten dieses erlauchten Herrscherhauses dargestellt. Mitte-Rechts der hl. Leopold. In den beiden Seitentafeln die der Frauen der Babenberger. Seine Ehefrau, die hl. Agnes (mit Kirchenmodell) ist im rechten Flügel links-oben zu sehen. Alle abgebildeten Personen sind eigentlich in der Adelstracht an der Wende zum 15. Jahrhundert gekleidet. Außerdem sind die Porträts eher Fantasiebildnisse. Im Kaisergang des Stiftes Melk sind ebenfalls Fantasieporträts untergebracht.

Wer sich mit den Babenbergern beschäftigt, reist geistig in die Epoche zwischen dem zehnten und dreizehnten Jahrhundert. Historiker haben sich längst mit der Herkunft dieses ersten österreichischen Herrscherhauses auseinandergesetzt und haben bislang, weil es so lange zurückliegt, nur Möglichkeiten rekonstruiert. Jedenfalls dürften die Ahnen des ersten Babenberger, Markgraf Leopold (976-994), Ur-Ur-Ur-Großvater von Leopold III., ihre Ursprünge in der Oberschicht des alten Herzogtums Bayern haben. Wahrscheinlich dürfte Herzog Arnulf der Böse die Anfänge vorbereitet haben. Sein Vater Markgraf Luitpold von Karantanien fiel in der Schlacht bei "Brezalauspurc" (Pressburg) gegen die Ungarn 907; Arnulf war König und Herzog von Bayern und starb 937. Sein Haus wurde von der Forschung als Arnulfinger bezeichnet. Wer will schon einen Tyrannen als weitschichtigem Urahnen haben? Dazu kam es zu einer Verbindung - vielleicht weiblich - mit Bamberg. Da sehen wir schon die Affinität "Bamberg" zu "Babenberg"!

Der Sohn des heiligen Markgrafen, Bischof Otto von Freising (1138-1158) leitete den Namen seiner Familie von Adalbert von Bamberg ab. Und als Familienmitglied wusste Otto von Freising über familiäre Zusammenhänge Bescheid. Schon 902 gab es auf dem heutigen Domberg zu Bamberg das ehemalige "Castrum Babenberch". Womit die offizielle Schreibweise des Familiennamens geklärt war.

Einer der Söhne Leopolds I. hieß Poppo (1016-1047) und war Erzbischof von Trier. Namen in einer mittelalterlichen Adelsfamilie waren oft Hinweise auf vorige Namensträger. Im 8. Jahrhundert hieß der Herrscher des Großfriesischen Reiches so. In der vorbabenbergischen Zeit gab es mehrere Träger dieses Namen, einen Bischof von Würzburg, dann Herzoge und Grafen. Vor allem im fränkischen Raum (Bamberg!). Nun von der Forschung wurde einer von ihnen sogar als einer der Ahnherren angesehen. Aber es fehlen offizielle familiäre Verbindungen von den "Popponen" (fränkische Babenberger) zu den heute bekannten Babenbergern.

Seit dem 15. Jahrhundert heißen sie nun "Babenberger", und das ist leichter zu ertragen.

Genauer müssten sie nach "Leopold I." als Familienbezeichnung "Liutpoldinger" heißen, und das hat sich auch nicht durchsetzen können.

Als Babenberger haben sie sich selbst nie bezeichnet …

Meine Bewunderung gilt den Historikern, die sich mit frühen Anfängen des ersten Herrscherhaus Österreich beschäftigt haben: Georg Juritsch (1894), Karl Lechner (1975), Karl Gutkas (1976), Erich Zöllner (1976) und zukünftigen Forschern.


Anmerkung
Schreibweise von "Luitpold" und "Liutpoldinger" (Ableitung von Leopold I.) korrekt.
Weiterführendes (Auswahl)
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