Vorzeichen#
Die Römer sprachen von Omen bei einem zufällig gesprochenen, bedeutungsvollen Wort. Nach dem Grundsatz "Nomen est omen" schloss man vom Namen auf den Menschen. Auch der Angang, die erste Begegnung am Neujahrstag wurde als günstig oder ungünstig bewertet, sodass man als Ersten am liebsten einen kleinen Buben treffen wollte. Noch immer beachtet man gewisse Omina, wenn auch scherzhaft, besonders zu Neujahr, wenn geschenkte Hufeisen und andere Symbole Glück bringen sollen. Am Polterabend bringen Scherben Glück, sie dürfen aber nicht aus Glas sein. Theaterleuten gilt eine verpatzte Generalprobe als Garantie für eine gelungene Premiere. Manche Zeitgenossen begegnen weder schwarzen Katzen noch Leichenwagen gerne.
Zufällige, ungewöhnliche Begebenheiten wurden oft mit ominöser Bedeutung versehen. Dabei spielte Angst eine große Rolle, besonders im Zusammenhang mit dem Tod. Der Ruf oder das Kommen bestimmter Vögel (Käuzchen) galt als unheilvoll, ebenso Regen bei einem Begräbnis. Schlecht war es, von Hochzeiten oder ausfallenden Zähnen zu träumen. Auch die Art des Läutens der Kirchenglocken oder des Brennens (Verlöschen) von Kerzen wurde diesbezüglich gedeutet. Hingegen galt Totgesagtwerden als Omen langen Lebens. Dass Ausschütten von Salz Verdruss bedeutete, ist verständlich, wenn man bedenkt, wie wertvoll es war (eines der wenigen Güter, die der Bauer nicht selbst produzieren konnte). Das gleiche galt für das Zerbrechen eines Spiegels. Sonnen- und Mondfinsternisse wurden, da man sie nicht vorherberechnen konnte, als Kriegs- und Unglücksvorboten betrachtet.
Vom Omen unterscheiden sich Orakel, die als magische Zukunftsdeutung willkürlich herbeigeführt werden.
Quelle:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 922 f.
Bild:
Ein Hufeisen zu finden, ist ein gutes Omen, drei sollen besonders viel Glück bringen. Foto: Alfred Wolf
Siehe auch:
Omen
Vorzeichen in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015