Moderne Kunst in Österreich - Hermann Nitsch#
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"Meine Arbeit soll eine Schule des Lebens, der Wahrnehmung und der Empfindung sein." Diese Grundhaltung kennzeichnet das künstlerische Schaffen Hermann Nitschs, das ab 23. Mai 2007 mit der bisher größten öffentlichen Werkschau des Künstlers im neuen Hermann Nitsch Museum gewürdigt wird. Gleichzeitig mit dem Museum erfolgt die Eröffnung des ersten vollendeten Bauabschnitts im neuen Museumszentrum Mistelbach, das auf dem Gelände der ehemaligen Pflugfabrik Heger errichtet wird. Neben der Präsentation von Nitschs Arbeiten wird das Gesamtwerk wissenschaftlich erforscht und dokumentiert. Dabei werden interdisziplinäre Überschneidungen und Beeinflussungen aufgezeigt, die von der komplexen Schöpfung, dem Orgien-Mysterien-Theater, ausgehen. Zur Visualisierung der künstlerischen Vielfalt werden sowohl gesamte Werkblöcke als auch zeitlich wie inhaltlich zusammengehörende Arbeiten präsentiert. Bestens geeignet dafür: Die Räume des ehemaligen Industriegeländes, die unter der künstlerischen Leitung von Wolfgang Denk und dem Wiener Architekturbüro .archipel. von Grund auf saniert wurden. Die Erhaltung der ursprünglichen Atmosphäre und ein modernes Lichtkonzept standen dabei im Mittelpunkt der gestalterischen Überlegungen. Hermann Nitsch entwickelte bereits 1957 die Idee des Orgien-Mysterien-Theaters. Damit verwirklichte er seine Vorstellung des Gesamtkunstwerks, das unter Einbeziehung von Malerei, Architektur und Musik auf der Grundlage griechischer Mysterienfeste eine Katharsis zum Ziel hat - die letztlich zum Erkennen des eigenen Selbst führen soll. Die Sensibilisierung aller Sinne steht dabei stets im Mittelpunkt. Hatte der Künstler vorerst noch rote Farbe über große Leinwände laufen lassen ("Schüttbilder"), so ersetzte er diese nach und nach durch Blut. "Rot ist die intensivste Farbe, weil sie die Farbe des Lebens und des Todes gleichzeitig ist", so Nitsch. Seit 1971 finden die meisten Aufführungen des Orgien-Mysterien-Theaters in dem von Nitsch erworbenen Schloss Prinzendorf in Niederösterreich, wo er lebt und arbeitet, statt. Mit der Einladung, seine "122. Aktion" anlässlich der 50-jährigen Wiedereröffnung im Burgtheater zu realisieren, wurde ihm erstmals auch die öffentliche Anerkennung des offiziellen Theaterbetriebs zuteil. Nitsch war als Gastprofessor nicht nur an der Universität Wien tätig, sondern auch an der Staatlichen Hochschule in Frankfurt am Main. Das künstlerische Schaffen von Hermann Nitsch genießt internationale Anerkennung, seine Arbeiten befinden sich in den weltweit bedeutendsten Museen.