Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Perzy, Erwin (1876 bis 1964)#

Die sanfte Geburt der Schneekugel in Wien#

Von Johann Werfring

Im Jahr 2002 wurde in Wien-Hernals am Ort der Erfindung der Schneekugel ein sehenswertes und mittlerweile gut frequentiertes Museum eröffnet.

Erwin Perzy
Erwin Perzy Foto: Johann Werfring
Wie wird eine Schneekugel definiert? Freilich ist man heutzutage schnell mit einer Antwort zur Stelle, weil man ja im Internet so gut wie alles findet. Die deutsche Wikipedia definiert wie folgt: "Eine Schneekugel ist eine mit Wasser gefüllte Kugel aus Glas oder Kunststoff, in der sich außerdem kleine Partikel befinden, die beim Schütteln aufwirbeln und sich dann wie Schnee langsam wieder absetzen". Allerdings gibt es auch viele "Schneekugeln", die gar nicht kugelig sind, sondern die Form einer Kuppel haben oder sich nach unten hin wie Glühbirnen verjüngen.

In meiner Verzweiflung greife ich zum Österreichischen Wörterbuch, wo zwar alle möglichen Schnee-Komposita verzeichnet sind, nur eben nicht die Schneekugel. Was aber ein schweres Manko ist, weil diese ja in Wien-Hernals erfunden worden ist, wie bei einem Besuch im Wiener Schneekugelmuseum zu erfahren ist.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts betrieb der Chirurgieinstrumentenmechaniker Erwin Perzy (1876 bis 1964) am Standort des heutigen Museums eine kleine Werkstätte. Perzy, der berufsbedingt oft in Spitälern zu tun hatte, wurde eines Tages von ärztlicher Seite gebeten, sich Gedanken über eine Optimierung der Beleuchtung in Operationssälen zu machen. Infolgedessen experimentierte er mit einer Schusterkugel, weil er hoffte, mit ihrer Hilfe die Lichtausbeute der damals üblichen Kohlenfadenlampen zu erhöhen.

Die mit Wasser gefüllten Schusterkugeln wurden seinerzeit in Schusterwerkstätten verwendet, um das Licht von Kerzen zu bündeln. Perzy wollte die Reflexwirkung erhöhen, indem er dem Wasser diverse Stoffe zusetzte. Als er schließlich Grieß ins Wasser schüttete, erinnerte ihn das langsame Herabrieseln der Körner an Schneefall.

Es war dies die Geburtsstunde der Schneekugel. Das allererste Exemplar, das der Pionier daraufhin anfertigte, war mit einer Miniatur der Basilika von Mariazell bestückt. Noch heute werden am Standort der Werkstätte des Firmengründers, wo sich neben dem Museum auch eine Manufaktur befindet, von dessen Enkel Schneekugeln erzeugt.

Von der Schusterkugel zur Schneekugel
Foto: Johann Werfring

Information Wiener Schneekugelmuseum
1170 Wien, Schumanngasse 87
Mo bis Do 9–15 Uhr
Gruppenführungen bei Voranmeldung:
Tel. (01) 486 43 41
www.viennasnowglobe.at

Mit freundlicher Genehmigung der "Wiener Zeitung" vom 17.1.2013

--> siehe auch den Beitrag "Schneekugel"

Redaktion: P. Diem


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten