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Glaubenszeugnis#


Von

Herbert Hofstätter

Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit Nr. 247/2018


Nachdem ich mich seit Langem mit den Themen Schöpfung und Evolution, aber auch mit Theologie und dem christlichen Glauben beschäftigt habe, möchte ich einige meiner Überlegungen festhalten.

Vorbemerkung#

Aussagen über Gott sind zumeist sehr persönlich und auch zeitgebunden, sodass sie keine allgemein gültige Aussage sein können. Sie können jedoch zur Überlegung und Präzisierung des eigenen Glaubens und als Grundlage für Diskussionen dienen. Ich habe daher nicht die Absicht, anderen Menschen meine Gedanken aufzudrängen oder gültige Aussagen zu treffen. Außerdem bin ich mir bewusst, dass es nicht möglich ist, Gott umfassend zu beschreiben, da er nur außerhalb unseres Zeit- und Erfahrungshorizonts zu verstehen und somit absolut transzendent ist.

Im Bestreben, kurz und prägnant zu sein, könnten eventuell zu saloppe Formulierungen entstanden sein, was ich bedaure und gleichzeitig dafür um Entschuldigung bitte. In diesem Sinn mögen meine folgenden Ausführungen zu verstehen sein.

Mein Gottesbild#

Die Existenz Gottes lässt sich nicht beweisen. Ich glaube jedoch fest daran, dass Gott das Universum geschaffen hat und glaube dies aus einem zumindest sechsfachen Grund:

Erstens: Das Vorhandensein des Universums muss eine Ursache haben. Für mich ist Gott diese Ursache. Denn wieso ist nicht NICHTS?

Zweitens: Alle Naturkonstanten (Gravitation, starke und schwache Kernkraft etc.), der Aufbau der Atome, das Zusammenspiel von Sonne, Mond und Jupiter etc. scheinen so gestaltet zu sein, dass das Leben und letztlich der Mensch entstehen konnten. Das Entstehen der Evolution kann meines Erachtens kein reiner Zufall sein. Wer außer Gott könnte dies alles so gestaltet und geordnet haben?

Drittens: Es ist für mich schwer vorstellbar, dass Liebe mit dem Tod zu Ende geht. Ein Zeichen dafür ist das Vorhandensein eines Totenkults bzw. von Bestattungsritualen bei (fast) allen Naturvölkern. Totenkult als erster Hinweis auf Gott?

Viertens: Nahtoterfahrungen. Fast übereinstimmend wird berichtet, dass in diesem Zustand das Erleben eines großen hellen Lichtes, ein unerklärliches Glücksgefühl und eine „Rückschau“ auf das eigene Leben sowie oft auch der „Blick“ auf die versuchten Rettungsaktionen erlebt wurden. In vielen Fällen wird von einer dem Überleben nachfolgenden substantiellen Änderung des Lebensstils berichtet. Sind diese Erfahrungen ein Hinweis auf eine jenseitige Welt?

Fünftens: Bei fast allen Naturvölkern sind Vorstellungen von einem höheren Wesen, das die Geschicke der Menschen beeinflusst, vorhanden. Ist der Mensch von Natur aus auf Gott bezogen?

Sechstens: Die Bibel und die Entwicklung der Weltreligionen: Die jahrtausendlange Geschichte der Bibel, des Christentums, des Volkes Israel und aller anderen Weltreligionen ist für mich ebenfalls ein Hinweis auf Gott. Können alle Religionen irren?

* * *

Trotzdem: Gott lässt sich nicht beweisen. In freier Anlehnung an die Pascal’sche Wette setze ich darauf, dass es einen Gott gibt. Sollte ich irren, so glaube ich, dass mein Leben durch diesen Glauben auf jeden Fall eine Bereicherung erfahren und einen zusätzlichen Sinn erhalten hat. Denn mein Leben ist durch Hoffnung aufgewertet. Hoffnung bedeutet für mich nicht, dass alles gut ausgeht, sondern dass alles letztlich einen Sinn hat. Diese Hoffnung bringt mich zu einer positiven Lebenseinstellung.

Wissenschaftlich argumentierende Atheisten wie z.B. Richard Dawkins führen die konkrete Beschaffenheit des Universums auf reinen Zufall in einem Multiversums zurück und halten die Wahrscheinlichkeit eines Gottes für sehr unwahrscheinlich. Jedoch: Für ein Multiversum gibt es meines Wissens keinen einzigen Beweis; es erscheint mir mehr als unwahrscheinlich. Außerdem erklärt diese Theorie nicht, wieso überhaupt etwas existiert.

In Anlehnung an Teilhard de Chardin glaube ich, dass Gott eine dreifache Evolution in Gang gesetzt hat:

Erstens die Evolution der Materie: Von den einfachsten Elementarteilchen, einfachen und immer komplexeren Atomen bis zu den kompliziertesten Molekülen. Von ungeordneten Wolken von Elementarteilchen zu Sternennebeln, Sonnen, Planetensystemen, Galaxien, Galaxienhaufen.

Zweitens die Evolution des Lebens: Von einfachen organischen Molekülen, Aminosäuren; ersten RNA/DNA-Strukturen und einfachsten Lebensformen über Einzeller und Zellverbänden zu einfachen Vielzellern; zu Pflanzen, Tieren, den Primaten und schließlich zum Menschen. Die Vielfalt der Lebensformen und ihr Zusammenspiel in Symbiose lässt mich immer wieder staunen und bewundern. Schwer vorstellbar, dass dies alles nur aus reinem Zufall entstanden sein sollte.

Drittens die Evolution des Geistes: Vom Instinkt und geistigen Leistungen bei Tieren; komplexen Verhaltensweisen bei Primaten, Delfinen etc. bis zum Menschen, dessen Geist nur wenig Grenzen kennt.

Für mich steht fest: Die Evolution ist durchdrungen von einem Drang nach Dynamik und Veränderung, Offenheit für Neues, Komplexität und Vielfalt, Symbiose und letztlich Beziehung und Liebe. Gott drückt sich in seiner Schöpfung aus. Sein Geist durchdringt und belebt das ganze Universum und verleiht diesem Lebendigkeit und Lebenskraft!

Gott hat sich offenbar seiner Schöpfung „ausgeliefert“ und sie in Freiheit entlassen, ohne in die materiellen Abläufe und in die Geschichte direkt einzugreifen. Durch die Naturgesetze, durch seinen Geist, der in der ganzen Schöpfung und im Menschen wirkt, sowie durch die Liebe ist er jedoch weiter im Universum umfassend wirksam.

Ich glaube an einen Gott, der abstrakt ist und mit menschlichen Worten nicht umfassend beschrieben werden kann. Unser Geist kann nur eine Ahnung von der „Größe“ und „Beschaffenheit“ Gottes erfassen. Aber es gibt für mich drei Zugangsweisen zu diesem Gott:

Erstens: Gott als Schöpfer: In der Schöpfung kann Gott erfahren werden. Die unendlichen Dimensionen des Universums; die Überfülle an Materie und Energie; die ständige Erneuerung von Materie und von Lebensformen; das Leben überhaupt sowie die Liebe sind für mich Zeichen und Hinweis von der gewaltigen Dynamik und Unbeschreiblichkeit Gottes.

Zweitens: Gott als Heiliger Geist: Er durchdringt und belebt das ganze Universum und vor allem auch den Menschen. Er befähigt uns zur Gotteserkenntnis, zu guten Taten und er erfüllt uns mit Lebenskraft.

Der dritte Zugang zu Gott erfolgt durch den Menschen Jesus: Durch ihn ist der unsichtbare Gott uns Menschen nahe gekommen und in neuer Weise erfahrbar geworden: als Gott der Liebe. Jesus ging ganz in der Sache Gottes auf, welche auf das umfassende Wohl des Menschen gerichtet ist. Er hat das herrschende Gottesbild total umgestoßen und war Verkünder eines neuen: Nicht ein Gott der Mächtigen und Eliten; sondern den in jeder Beziehung Benachteiligten und den einfachen Menschen zugewandt.

Sein Verhalten und seine Lehre haben vieles in Frage gestellt und waren eine Provokation vor allem der religiösen Obrigkeiten. Der Dienst am Menschen hat absolute Priorität vor der Gesetzeserfüllung. Das hat Jesus auch gelebt, was schließlich zum Tod am Kreuz geführt hat. Durch sein Leben und Wirken ist er uns Vorbild. In ihm zeigt sich, wie Gott den Menschen gewollt hat. Seine enge Gottesverbindung, sein Leben, sein Tod am Kreuz und seine Auferweckung berechtigen uns, in ihm den von Gott Gesandten zu sehen.

In Jesus wurde Gottes Liebe Mensch. Durch seine Auferweckung haben auch wir Hoffnung, dass Gott den Tod überwinden kann. Ich kann nur bewundernd staunen, welch großartigen Gott ich habe. O Gott ich lobe und preise Dich!

Schlussbemerkung#

Ich wurde katholisch erzogen und habe die enge Verbindung zur Kirche nie aufgegeben. Durch intensives Lesen theologischer Schriften, Gespräche mit Gleichgesinnten und mit engagierten Priestern konnte ich die hierarchischen und rückwärts-gewandten Strukturen der Kirche aushalten. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass der Geist Gottes die Kirche neu belebt und sie in Theologie und Struktur zeitgemäß werden lässt.

Persönlich bin ich sehr wissenschaftlich orientiert, allerdings ist mir bewusst, dass nur ca. 5 Prozent von Materie/Energie im Universum derzeit wissenschaftlich erkennbar bzw. erklärbar sind. Es gibt also viel Raum für das Unsichtbare oder noch Unerklärliche. Es sind dies nicht nur dunkle Materie oder dunkle Energie sondern viele Phänomene, die zumindest derzeit von der Wissenschaft nicht restlos erklärt werden können. Allerdings wird das wissenschaftlich Unerklärbare immer weniger, wenn auch neue Erkenntnisse oft zu neuen Fragen führen.

Eine unsichtbare Welt oder Vorkommnisse jenseits unseres Wissens sind nicht vollständig auszuschließen, insbesondere wenn die Transzendenz Gottes berücksichtigt wird.


Dkfm. Herbert Hofstätter, Jg. 1943, Organisator und EDV-Leiter, Ausbildung zum Fernmeldetechniker und Absolvierung des kaufmännischen Universitätsstudiums. Engagieret in der Pfarre St. Johann Evangelist Wien 10.


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