FERDINAND LAUFBERGER#
Ferdinand Laufberger, Direktor der Kunstgewerbe Schule, litt seit dem Frühjahr an Halsschmerzen, die in den letzten Wochen derart zunahmen, dass er sich in seiner Lehrtätigkeit behindert fühlte, und gezwungen war, seine Vorträge schließlich einzustellen. Die große Gefahr der Lage erkennend entschloss er sich zu einer Operation, trotz des eindringlichen Rates Prof. Billroths, der die Kehlkopf Operation durchführte. Ferdinand Laufberger verstarb an den Folgen der Operation am 16. Juli 1881. Der 52. jährige Verstorbene hinterließ eine Witwe und drei Kinder.
In Laufberger verlor die Wiener Künstlergenossenschaft eines ihrer hervorragendsten und populärsten Mitglieder. Er war Ritter des k.k. Franz Josephs Ordens, Professor an der Kunstgewerbeschule des k.k österreichischen Museums, Mitglied der k.k. Akademie der bildenden Künste und der k.k. Zentral Kommission für Kunst und historische Denkmale. In den letzten Jahren tat er sich besonders bei den historischen Festzügen hervor, in welchem er die große Gruppe der Buchdrucker arrangierte. Zu seinen Schüler zählte Franz von Matsch und Gustav Klimt. Die Vielseitigkeit des Talents, die ihm eigen war, brachte ihn mit allen Gesellschaftskreisen der Residenz in anregende Beziehung die er in seiner Art zu pflegen verstand.
Bescheiden und genügsam fand er seine Befriedigung in der Anerkennung eines kleinen Kenner Kreises. Dieser schätzte in Laufberger seit seinem ersten Auftreten in der Öffentlichkeit vor allem den strengen gewissenhaft korrekten Zeichner und die Grazie, die seinen Werken trotz dieser Strenge inne wohnte. Dem größeren Publikum war Laufberger schon Anfangs der sechziger Jahre, als eminenter Karikaturenzeichner bekannt. Manche der Chargen von Laufberger gehörten zum Allerbesten, was in dieser Spezialität überhaupt geleistet worden und kann sich, was die Treffsicherheit den Witzes anbelangt, neben dem Gelungensten sehen lassen.
Ferdinand Laufberger wurde am 16. Februar 1829 in Mariaschein, Böhmen geboren, studierte ab 1844 an der Akademie in Prag, 1852 bis 1859 in Wien. 1856, nach einer Balkanreise war er als Zeichner in der xylografischen Anstalt von Waldheim in Wien und ab 1859 dort auch als Illustrator, später für die Mußestunden und Figaro tätig. Daneben malte er. Er unternahm Studienreisen in die Slowakei und nach Galizien, anschließend in Alpen Bayerns. Lernte Deutschland, Paris und Rom kennen. Nach 1868 wurde er Professor für dekorative Malerei an der Kunstgewerbeschule und wandte sich nun ausschließlich seinem Interessensgebiete zu, für Fresken, Sgraffito, Mosaiken, Glasbilder, Bühnenvorhänge sowie Glasschnitte für Lobmeyr,
Am Anfang hatte er es schwer monumentale Aufträge zu erhalten doch bei der Ausschmückung der Oper erhielt er umfangreiche Bestellungen. Der prächtige Vorhang mit den Grazien und den lieblichen Kindergruppen waren von ihm, ebenso die reizenden Bilder aus Figaro's Hochzeit, die die Vorräume der Kaiserloge zieren. Als die Kunstgewerbe Schule eröffnet war, wurde Laufberger als Professor und Leiter der Mal- und Zeichenschule berufen. Trotz der vielen aufreibenden Arbeit fand er noch Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung Sgraffito die er in Österreich einführte. Die erste Arbeit dieser Art waren die allegorischen Kinderfiguren am Goldschmidt Haus auf dem Opernring. Wirksamer gestalteten sich seine Sgraffiti an der Attika des Gewerbe Museums durch verschiedene Farben vorteilhafter zur Geltung kamen.
Seine besondere Virtuosität besaß Laufberger als Zeichner schöner und sinniger Randeinfassungen für Prachtdiplome udgl. Ein bekanntes Blatt dieser Art ist das Ehrendiplom des Wiener Männergesangs Vereins, dem er selbst als Ehrenmitglied angehörte. Laufberger hatte des öfteren Gelegenheit als künstlerischer Beirat dem Verein in dieser Hinsicht beizustehen, wobei sein ´köstlicher Humor zur Geltung kam. Der Männergesangs Verein konnte bei einer Auktion in Berlin das Original der Zeichnung eines der ersten Narrenabende im Diana Saal erwerben die Laufberger einst für eine illustrierte Zeitung anfertigte.
Die letzte Arbeit Laufbergers, welche das Publikum in einer Ausstellung Gelegenheit hatte, befand sich unter den Aquarellen der Sammlung, welche dem Kronprinzen Paar als kostbarer Inhalt des Pracht Schreins von der Wiener Kaufmannschaft gewidmet wurde.
Die Einsegnung der Leiche fand in der Pfarrkirche zu St. Rochus auf der Landstraße statt.
Die Schüler Laufbergers widmeten ihren einstigen Lehrer eine Gedenktafel welche im Beisein des Erzherzog Rainer in den Räumen des Österreichischen Museum feierlich enthüllt wurde. Als Ehrengäste Herr Dumba, Hofrat Eitelberger, alle Professoren, die Witwe Laufberger und ein zahlreiches Publikum. Die Marmortafel, ein Entwurf des Prof Storck, das Porträt stammt von Bildhauer Kühn war mit folgender Inschrift versehen: „Dem unvergesslichen Lehrer Friedrich Laufberger Historienmaler an der Kunstgewerbeschule des k.k.österreichischen Museums. Geboren 16. Februar 1829. Gestorben 16. Juli 1881 Seine dankbaren Schüler“
QUELLE: Ill. Technik für Jedermann 1927, Die Presse 17.Juli 1881 S 11, Reichspost 20. November 1918,und Bilder, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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