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REGA KREIDL#

Wien
Rega Kreidl, Gemeinfrei

1927: Seit dem Jahr 1925 werden verdiente Persönlichkeiten von der Gemeinde Wien geehrt und durch einen besonderen Ring ausgezeichnet. Diesmal erhielt die Malerin Rega Kreidl vom Bürgermeister Karl Seitz, als erste Frau, in Würdigung ihrer künstlerischen Leistungen, als Ehrengabe den goldenen Ring, geziert mit dem in Edelsteinen gefassten Wappen der Stadt Wien. Sie die keine Wienerin ist, darf ihn mit Stolz tragen. Zuletzt wurde diese Auszeichnung dem Grafen Zeppelin, zuteil. Seit 1798 wurden Persönlichkeiten von der Stadt Wien mit der Salvatormedaille ausgezeichnet, doch für die Republik untragbar und verboten. Mit dem neuen Ehrenring wurde damals der Juwelier auf dem Kohlmarkt M. Hübner beauftragt.

An der Feier nahm auch eine Reihe von Künstlern und Kunstfreunde teil. Der Bürgermeister dankte der Künstlerin für ihr insbesondere auf dem Gebiet der Gotik hervorragendes Wirken, das ein bei Frauen in diesem Fach ungewöhnliche Energie zeige. Der Bürgermeister erhielt von der Geehrten als Dank für das städtische Museum zwei Zeichnungen, mit der Darstellung der Kirche Maria am Gestade.

Die Künstlerin, die in vornehmer Zurückgezogenheit lebt, weder einem Künstler Verband noch einer anderen Institution angehört, blieb dem Wiener Gesellschaftsleben bisher fern, obwohl sie in diesen Kreisen bestimmt große Beachtung fände, denn sie ist eine distinguierte Erscheinung, die nun gegen ihren Willen in die Öffentlichkeit treten muss. Das Hauptthema ihrer Malerei sind die zur vollendeten Meisterschaft gebrachten gotischen Kirchen, deren besondere Kennerin sie ist. So ist sie auch unter Kirchenmalerin bekannt.

Auf dem Schwarzenbergplatz befand sich der Salon oder besser gesagt Galerie Pisko. Rega Kreidl stellte 1913 ihre zahlreichen Werke, die an Vielseitigkeit jedoch nicht von den Auswüchsen der Modernen berührt, aus. Es fehlte ihr nicht an Mut auch Akt-Studien auszustellen, als wolle sie damit andeuten, dass auch bei ihr Neues an Kunst eingezogen sei. Sie schreckt vor keiner Aufgabe, vor keiner Technik zurück, malt mit gleichem Wagemut gute Bildnisse und Landschaften, Genreszenen und Volkstypen, Interieurs, sowie Blumenstücke und zeichnet wenn es darauf ankommt, auch mit der Kohle ohne sich dort oder da eine auffallende Blöße zu geben... so die Ostdeutsche Rundschau.

In Baden bei Wien fand im Jahr 1917 eine sehr umfangreiche Kunstausstellung statt, deren Eröffnung von Feldmarschall Erzherzog Friedrich, Protektor dieser Ausstellung vorgenommen wurde. Diese Ausstellung hatte den Zweck, das Interesse der Bevölkerung an der Kunst zu erweitern und den Künstlern, Erfolg und Segen bringe, und ihnen in der Kriegszeit ein Absatzgebiet zu schaffen. Alles was Rang und Namen hatte war hier versammelt, darunter auch Rega Kreidl mit ihren Kunstwerken.

1918: Ihr Name wurde selbst im Kreis der Habsburger geläufig. So kam es, dass Erzherzog Leopold Salvator vor einigen Tagen in Begleitung seiner Tochter Erzherzogin Maria Immakulata, ins Postsparkassenamt, um das soeben von der Wiener Porträtmalerin Rega Kreidl vollendete Bildnis des Gouverneurs Dr. Freiherrn von Schuster in Augenschein zu nehmen. Der Erzherzog und seine Tochter besichtigten das Bild, welches den Leiter des Postsparkassenamtes am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer darstellend, mit großem Interesse.

Jedes Museum oder Galerie versuchte seine Sammlungen zu vergrößern oder vielfältiger zu gestalten. So kaufte die Gemäldegalerie „Albertina“ neuerdings von der bekannten Malerin eine kolorierte Zeichnung, des Stephansdoms, für ihre Sammlung.

Im Jahr 1925 fand in den Barockzimmern des Schweizerhofes eine Ausstellung über die Stephanskirche statt. 40 Bilder der Künstlerin Rega Kreidl auf einmal. Dabei hat sie das Malen nicht notwendig und kann niemals in das Vorstandskomitee einer unserer Bildergenossenschaften gewählt werden. Das ist wohl ärgerlich, denn Maler, die auf das Verkaufen von Bildern nicht angewiesen sind, haben es schwer als Künstler bezeichnet zu werden.

Im Oktober 1926 fand im historischen Museum der Stadt Wien, die Sonderausstellung zur Wiener Gotik statt. Eine Ausstellung, die Rega Kreidls Kunst in den Mittelpunkt stellte. Es ist eine Sammlung von Ansichten des Stephansdoms, der alten Ruprechtskirche und der Kirche Maria am Gestade. Wenn es eine Ausstellung verdient, dass man besonders und ausdrücklich auf sie hinweist, so ist es diese. Frau Rega hat Dankeswertes geleistet. Selten wird Architektur so richtig und gewissenhaft, dabei so sicher und durchgeistigt gezeichnet und gemalt! Man ist gleich überrascht von der Tatsache, dass gerade eine malende Frau sich diese Aufgabe gestellt hat, wie vor der virtuosen Durchführung. Diese exakt und doch schwungvoll gezeichneten Bilder der Kanzel oder des Leopold Altars zu St. Stephan, diese Glockenstuben und Emporen, diese aufstrebenden Pfeiler, mächtigen Chöre und zart-strengen Dachgalerien – kann nur ein Künstler schaffen, der sich restlos und selbstlos an das Kunstwerk weggibt, unbekümmert, ob es den Beifall der schaulustigen Menge sofort oder überhaupt erringen wird.... so berichtet das Ill. Wr. Extrablatt, und die Wiener Morgenzeitung zeigt sich von der Ansicht des Seitenstetten-Tempels, das vom Jüdischen Museum arrangierten Jahrhundertausstellung in bester Erinnerung ist, erweist sich in den jetzt zur Schau gestellten Arbeiten als Künstlerin auf einem Gebiet, das sie souverän beherrscht, und mit Recht große Beachtung findet. Man hat als Jude den Wunsch, dass die Künstlerin auch uns Juden einiges von ihrer Kunst schenken möge. Sie müsste sich als Darstellerin der Wiener Tempel und historischen Stätten, vor allem der alten Friedhöfe in der Seegasse und am Döblinger Gürtel bewähren und wäre des Dankes der Nachwelt gewiss. Das Neue Wiener Tagblatt findet ebenfalls Worte der Anerkennung:..Der Hauptanteil dieser Schau bestreiten sie Zeichnungen und Gemälde der Wiener Malerin Rega Kreidl, welche die Darstellung von Wiener Kirchen zu ihrer Domäne erkoren und sich in steigender Vervollkommnung vollends zur Interpretin der oft verborgenen Schönheiten dieses Bereiches aufgeschwungen hat. Es war hauptsächlich der Stephansdom, wo Rega Kreidl allerlei versteckte Winkel und Falten der Außen- und Innenarchitektur aufspürend....

Seit Jahren sieht man diese Frau, die eigentlich ein viel angenehmeres Leben führen könnte, als in den kalten dunklen Kirchen stunden- ja sogar wochenlang mit ihrer Staffelei dort zu sitzen.

Dezember 1927: Rega Kreidl, die 50 jährige Kirchenmalerin, ist tot. Sie ist in ihrer Wohnung in der Sechskrügelgasse 14 einer verhängnisvollen Unvorsichtigkeit zum Opfer gefallen, da sie mit ihrer Kleidung zu nahe dem Zimmerofen kam und der Stoff sofort Feuer fing. Sie erlitt schwere Verbrennungen im Gesicht und Armen und wurde in das Sanatorium Fürth gebracht. Trotz intensiver Pflege verstarb die Künstlerin.

Rega Kreidl, für die Gemahlin des Kommerzialrat Leopold Kreidl wurde im Krematorium der Gemeinde Wien, die Totenfeier abgehalten.

Das Wiener Extrablatt gibt es eine andere Version: Da wollte sie ein Bad nehmen, kam mit dem Nachthemd zu nahe an den elektrischen Ofen, wo das Gewebe sofort Feuer fing, vor Schreck wie gelähmt war sie nicht imstande sich das Wäschestück vom Leibe zu reißen,,,

QUELLEN: Ostdeutsche Rundschau, 30. November 1913, 6. Dezember 1927, Illustrierte Wiener Extrablatt, 13. Oktober 1926, Wiener Salonblatt, 4. Februar 1922, Neues Wiener Journal, 11. Mai 1927, Sport und Salon, 4. August 1918, Der Tag, 5.Mai 1927, Badener Zeitung, 28. Juli 1917, Ehrenring, Wien Geschichte, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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