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Lutz Holzinger /Michael Springer /Jörg Zeller
PROTOTYPEN
Modelle zur Kritik der Massenmedien Edition Literaturproduzenten. Jugend und Volk,
Wien-München 1972, 64 Seiten.

Besprechung von Peter Diem#

Die Diskussion über die Rolle der Massenmedien in der Demokratie ist in Österreich (1972) noch relativ neu. Aus diesem Grund sind auch bisher nur wenige Publikationen erschienen, die mit empirischem und/oder theoretischem Ansatz die Probleme darstellen, die sich aus einem zum Teil stark konzentrierten, zum Teil fragmentierten Informationswesen ergeben. Die Gruppe Lutz Holzinger, Michael Springer, Jörg Zeller hat sich seit 1970 der Aufgabe unterzogen, von einem prononciert gesellschaftskritischen Standpunkt aus die Diskussion in Gang zu bringen. Sie legte zwei 64-Seiten-Bändchen vor, die zum Teil auf Veröffentlichungen im "Neuen Forum" zurückgehen.

Im Vorwort der „Zeit im Bild"-Analyse findet sich die Andeutung, dass die Publikation dieser Arbeiten nur durch die Einrichtung der Selbstverwaltung in der „Edition Literaturproduzenten" im Verlag Jugend und Volk — Arbeitskreis österreichischer Literaturproduzenten ermöglicht wurde. Daraus ist wohl zu schließen, dass die übrigen österreichischen Verlage einem Meinungskartell zugeordnet werden müssen, das an der Aufrechterhaltung des Zustandes der „medienkritischen Funkstille" in diesem Lande interessiert ist.

Dem 1972 erschienen Band "Prototypen" — Modelle zur Kritik der Massenmedien — ist ein gewisser aphoristischer Charakter nicht abzusprechen. Dennoch verdient er die Aufmerksamkeit des Politikwissenschaftlers. Wer weiß, mit welcher Breitenwirkung die im ersten Beitrag („Staberl") von Michael Springer analysierten und gegeißelten Meinungsäußerungen des Kronen-Zeitungs-Kolumnisten Richard Nimmerrichter vulgo Staberl ausgestattet sind (tägliche Leserzahl der „Kronen-Zeitung" 700.000), wird die Notwendigkeit wissenschaftlicher Aufarbeitung teilen. Hierfür gibt es bei Michael Springer allerdings nur Ansätze. Neben dem Phänomen des "Pensionismus", das der Autor beschreibt, ist es vor allem ein unterschwelliger Ethnozentrismus, der sich wie ein roter Faden durch die Kolumnen des auflagenstarken Kleinformates zieht. Diese in breiten Schichten der Österreicher — vor allem in der Stammwählerschaft beider Großparteien — angesiedelte Vorurteilspalette korreliert mit sozial vermittelter Ich-Schwäche, die ein dynamisches Funktionieren demokratischer Willensbildungsprozesse stark erschwert. Insofern sind die analysierten Botschaften noch mehr als Elemente der „narkotisierenden Funktion der Boulevard-Journaille" (S. 17). Sie könnten sogar eine stimulierende Funktion für faschistoide Entwicklungen — siehe die zurzeit laufende Gastarbeiterdiskussion — haben.

Unter dem Titel „Hexeneinmaleins" geht derselbe Autor auf die unterschiedlichen Zahlenangaben ein, die etwa im Fall von Anti-Bundesheer-Demonstrationen (8. 6. 1971) von den verschiedenen Massenmedien — je nach geographischer und ideologischer Nähe — gemacht werden. Wie bei allen hier behandelten Themen wäre besonders bei diesem die längerfristige kommunikationswissenschaftliche Beobachtung notwendig. Sie könnte zu einem „Streu-Index" im Bereich der politischen Berichterstattung ausgebaut werden, wobei auch die Schwankungsbereiche der Polizeiberichte analysiert werden könnten. Es muss dem Autor jedenfalls beigepflichtet werden, wenn er vermerkt, dass sich Demonstrationsberichte in der Regel mehr mit der entstehenden Unruhe und Unordnung als mit den politischen Anliegen der Demonstranten befassen (S. 23). Allerdings ist es sicherlich unrichtig, Ordnungswidrigkeiten immer nur als Produkt gegnerischer Provokation darzustellen. Sehr oft gehen sie doch auf das Konto von Gruppen oder Grüppchen, die mit der Hauptrichtung der Demonstration (inhaltlich und geographisch verstanden) nicht ganz übereinstimmen und während oder nach dem eigentlichen Demonstrationsakt Eigeninitiativen entwickeln.

Information als Politik #

Lutz Holzinger, der ORF-Spezialist der Gruppe, analysiert unter dem Titel „Information als Politik" im selben Band die Hörfunkinformation des ORF. Er mokiert sich zunächst über die im Auftrag des ORF ermittelten Umfragedaten über die Lebensgewohnheiten der Österreicher. Es ist freilich nicht ganz einsichtig, warum der ORF nicht erheben sollte, wann die Österreicher das Radio aufdrehen. Richtig sieht Holzinger die Problematik, die sich aus der sensationellen Aufmachung und aus der kurzen "action"-Meldung für den Nachrichtengehalt ergibt. Er vermisst zu Recht die Hintergründe, die politischen Kräfteverschiebungen, ja überhaupt die zugrunde liegende soziale Wirklichkeit. Wäre aber die Alternative zu den häufigen Kurznachrichten in deren Verlängerung oder in deren Wegfall zu sehen? Nach Holzinger seien die nachrichtenspezifischen Kurzsätze des ORF „formelhaft erstarrte Phrasen". Daran ist einiges richtig. Nur beschränkt sich dieses Phänomen nicht auf den ORF-Jargon. Man denke nur an das stereotyp gebrauchte (und gebrachte) Wort vom „Zünglein an der Waage", das etwa die FPÖ sein will. Ein solches Zünglein aber hat keinerlei Einfluss auf die Verteilung der Gewichte, es registriert doch nur passiv allfällige Abweichungen vom Gleichgewicht. Und wenn der Autor vorschlägt, statt „Terrorist" „Befreiungskämpfer" zu sagen, dann ist ihm entgegenzuhalten, dass man Gandhi heute sicher so nennen würde. Warum man aber die Sprengstoffmörder der IRA mit diesem Euphemismus belegen sollte, ist nicht einzusehen.

Systematische Israelbevorzugung?#

Schwerer wiegt das Argument der semantischen Israelbevorzugung im ORF (S. 29). Es wäre tatsächlich wünschenswert, könnte sich der ORF dazu durchringen, gerade in jenen Konfliktzonen, die die meisten Meldungen produzieren, Korrespondenten in beiden Lagern zu verpflichten, die die Situation zum selben Zeitpunkt kommentieren würden. Interessant scheinen mir auch die Bemerkungen zu sein, die der Autor im Beitrag "Information als Show" über den Charakter der aktuellen Information im Fernsehen macht. So hat etwa der am 21. September 1973 in der "Zeit im Bild" ausgestrahlte Wetterbericht die These Holzingers untermauert, dass die ORF-Meteorologie der ORF-Journalistik um Meilen voraus ist. Auf nicht weniger als vier verschiedenen Karten und Schaubildern wurde der Einzug des bevorstehenden Herbsttiefs genau analysiert und prognostiziert. Wie wäre es, ähnliches einmal für ein herannahendes Konjunkturtief oder einen Konfliktherd zu versuchen? Die Landkarten hinter dem Zeit-im-Bild-Sprecher mit ihren einsamen Hauptstädten sind ja wirklich etwas peinlich. Sosehr ich den Befund Holzingers in vielem teile, so wenig glaube ich, dass der Hase nur im ideologischen Pfeffer liegt. Für Holzinger sind die vielen Mängel in der Berichterstattung unserer Rundfunkanstalt Symptome einer bestimmten ideologischen Haltung: statt Information mache der ORF Politik (S. 36). Dies werde „in erster Linie durch die Konstruktion einer politischen Scheinwelt erreicht, die notwendigerweise zu einer Entpolitisierung der Hörer führt" (ebenda). Die Nachrichten würden in einem bewussten Verdummungsprozess der Hörer und Seher so ungleich gewichtet, dass "ein in der Steiermark überwinternder Storch" ebensoviel wert wäre wie „in Ceylon aufflammende Guerillakämpfe" (S. 38). Abgesehen davon, dass es für eine sich doch politisch verstehende Analyse ganz interessant gewesen wäre darzulegen, wie sich das Verhältnis der Berichterstattung über die Politik der Regierung und die der Opposition errechnet, übersieht der Autor ein wesentliches Faktum: die ORF-Journalisten kommen samt und sonders aus der Schule der Tagespresse, wo man ihnen eingetrichtert hat, die Konkurrenzblätter mittels sensationeller Aufmacher zur Schnecke zu machen. Diese "ererbte" Einstellung spiegelt sich bedauerlicherweise auch im „Nachrichtenstatut" des ORF vom 23. Mai 1967 wider (ORF-Almanach 1969, S. 100), wo es unter Punkt 3 („Emotionale Wirkung") heißt, dass auch verhältnismäßig belanglose, aber vom Publikum erwünschte Berichterstattung ("die Geburt eines Kronprinzen, Fürstenhochzeiten, Prominentenaffären") oder "dramatische oder romantische Kriminalfälle (Postraub in England)" für die "Bewertung, Auswahl, quantitative Abfassung und Reihung von Nachrichten" maßgeblich sind. Die Nachrichtenmacher des ORF stehen bis auf den heutigen Tag unter der Zwangsvorstellung, in Konkurrenz mit der Tages- und Boulevardpresse zu leben — als ob die Österreicher mitten unter den Fernsehnachrichten abdrehen würden, wenn sie statt des genannten Winterstorches einmal eine genaue Analyse einer Kampfabstimmung im britischen Parlament serviert bekämen!

Sicher ist die ideologische Ausrichtung der meisten ORF-Redakteure nicht die von Systemüberwindern — das wäre keinem Rundfunk der Welt zumutbar —, aber das Hauptproblem ist im Rollenverständnis und in der Ausbildungs- und Anstellungsstrategie des ORF zu suchen. Es gibt dort ja weder konservative noch progressive noch ultralinke Politikwissenschaftler. Auch keine mangels eigener Ausbildungsstätten im Ausland ausgebildete analytisch geschulte Kommentatoren und Redakteure. Und die Dotierung ist nicht so, dass Korrespondenten in Hülle und Fülle verpflichtet werden könnten. Dort sehe ich die eigentlichen Ansätze einer künftigen Rundfunkreform.

Sprache und Herrschaft#

Im letzten Beitrag des Bandes befaßt sich Jörg Zeller mit der Korrelation von Sprachform und Herrschaftsform. Für ihn ist "das Medium konservativ" (S. 49). "Der Kapitalismus" nähme in Gestalt der Nachrichtenredakteure durch Selektion und Modifikation jene Zensur vor, die er zur Bewahrung des Systems brauche. Auch dieser Autor beleuchtet die Gleichrangigkeit von Meldungen über die Eröffnung einer Blumenschau mit der Meldung über einen Umsturz oder eine Hungersnot. Dies ist insofern unrichtig, als wichtigere Ereignisse politischer Natur fast immer Eingang in analytische Sendungen und Kommentare außerhalb der regelmäßigen Nachrichtensendungen finden, was einer Blumenschau auch im ORF selten gelingt. Dies hat zum Beispiel die Berichterstattung über die Ereignisse in Chile bewiesen. Die am 21. September 1973 darüber durchgeführte Diskussion litt keineswegs an konservativem Übergewicht (von vier Teilnehmern waren zwei Sozialisten, darunter der Sekretär der Sozialistischen Internationale). Sie wurde mit einer Filmdokumentation eingeleitet, die von der UPI übernommen worden war. Im Sinne Lutz Holzingers (S. 27 f.) wohl eine Manipulation, vermutlich aber die einzige praktische Möglichkeit, Aufnahmen des Putsches zu beschaffen. Im Sinne der „Wetterberichtthese" hätte eine Graphik über die Kräfteverhältnisse in Chile und das dortige Regierungssystem gut gepasst. So musste der einzige wirkliche profund informierte Diskussionsteilnehmer — der deutsche Politologe Nohlen, wer hätte ihm übrigens in Österreich das Wasser reichen können? — die Grundinformationen beisteuern. Dies alles nur zur Unterstützung meiner These, dass in einer äußerst komplex gewordenen politischen Wirklichkeit das Hauptproblem der Informationsmedien mit Monopolcharakter im Einsatz von medienkonform ausgebildeten Spezialisten liegt. (Vergleiche hiezu auch: E. Bornemann, Es gibt kein österreichisches Fernsehen, in: „Neues Forum" Juni/Juli 1973, S. 40 ff.)

Ist das Telefon ein demokratische Medium?#

Die Schlussbemerkung von Jörg Zeller, „Das einzig demokratische moderne Medium ist das Telefon" (S. 64), wurde im übrigen anlässlich der Berichterstattung des ORF über die Reichstagswahlen in Schweden am 16. September 1973 widerlegt. Nicht nur das Dauertelefonat zwischen Wien und Stockholm im Fernsehen, das mit Recht kritisiert wurde, sondern durch die Konkurrenz der Kollegen im Hörfunk, die die Hörer eingeladen hatten, während der Wahlsendung telefonisch Fragen zu stellen. Hier zeigte sich, dass die Funkmedien sehr wohl demokratisch gestaltet werden können, was ja auch durch die Sendungen „Ohne Maulkorb" und „In eigener Sache" bewiesen wird. Dass die große Mehrheit der Anrufer Auskünfte über Probleme des Königshauses haben wollte, spricht weniger gegen die Anrufer als vielmehr gegen die am Illustriertenstil orientierte und oben zitierte „aristokratische" Ader des Nachrichtenstatuts. Woher sollen's die Staatsbürger auch haben?

Statistische Inhaltsanalyse#

Im zweiten Band, der „Zeit-im-Bild-Analyse", wird das Ergebnis einer statistischen Bestandsaufnahme, die vom 5. April bis 12. Mai 1971 durchgeführt wurde, dargestellt. Viele Ausführungen grundsätzlicher Natur decken sich mit den Aussagen des oben besprochenen Bandes. Die Darstellung ist wertvoll in der differenzierten Kritik der einzelnen Informationstypen („Wortmeldung", „Filmbericht", „Interview", „Kommentar", „Gebauter Bericht"). Wieder wird auf das Fehlen analytischer Hintergrundinformatipn hingewiesen. Faktoren wie Zeitdruck, Kosten, technische Ausrüstung kommen freilich auch hier nicht zur Sprache. Dennoch sollte der ORF anhand dieser Arbeit in sich gehen und überlegen, warum tatsächlich der optischen Dokumentation geophysikalischer Phänomene (zitiert ist der Ätna-Ausbruch, S. 11) mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als der politischen oder sozio-ökonomischen. Eine für Politiker und Interviewer gleich lehrreiche Lektüre stellt der Teil über das Interview dar. Wer österreichische Pressekonferenzen mit solchen im Ausland vergleicht, wird bemerken, dass sich die Zahnlosigkeit der Fragestellung auf die Vertreter aller inländischen Medien gleichmäßig verteilt. Die Verfasser behaupten, in der Praxis der "Zeit im Bild" würden „die Interviewten jedoch als Autoritäten präsentiert, die sich kaum darüber im klaren sind, der Öffentlichkeit gegenüber Rechenschaft schuldig zu sein, sondern Interviews gleichsam gewähren". Die Interviewer agieren entweder mit „subalterner Ergebenheit" oder versuchten „durch kurzgreifende Aggressivität den interviewten aus der Reserve zu locken" (S. 14). Das erste ist kein Medienproblem, das zweite würde sich schlagartig ändern, würde der ORF seine Interviewer dazu zwingen, vor dem Interview genauer zu recherchieren. So hätte man etwa den neuen Verkehrsminister Lanc anlässlich seiner Amtseinführung durchaus zu einer Stellungnahme zum sozialistischen Verkehrskonzept zwingen können, wenn man einzelne seiner Aussagen vorher etwas genauer studiert hätte.

Westorientierung des ORF#

Die Autoren erheben im weiteren (S. 33 ff.) den Vorwurf, der ORF bevorzuge im Gegensatz zu den Vorschriften des Nachrichtenstatuts im Rahmen der Auslandsmeldungen den Westen gegenüber dem Osten im Verhhältnis 2 : 1 (S. 34), wobei insbesondere auch der Verdacht bestehe, dass „in der außenpolitischen Zeit-im-Bild-Information mit Vorliebe Meldungen unterdrückt werden, die dem Image der Vereinigten Staaten abträglich sind" (S. 38). Diese Analyse ist durchaus ernst zu nehmen. Als Gegenargument kommt allerdings die Frage, ob es Aufgabe einer öffentlichen Rundfunkanstalt sein könne, der allgemein westlichen Orientierung unserer Gesellschaft und unseres Staates, die von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung befürwortet wird, entgegenzuwirken — ganz abgesehen davon, dass Meldungen über den Ostblock, sollen sie nicht, blind regimetreu sein, viel schwerer zu beschaffen sind. Dennoch: ein Vergleich der proportionalen Berücksichtigung der einzelnen Einflusssphären in „Le Monde" und ORF bleibt instruktiv (S. 36).

Innenpolitik im ORF#

Was die Innenpolitik betrifft, besteht ein großer Nachteil der Untersuchung darin, dass sie zum größten Teil in die Schlussphase des Wahlkampfes der letzten Bundespräsidentenwahl gefallen ist (Wahltag war der 25. April 1971). Aus diesem Grund müssen sich einfach große Verzerrungen gegenüber dem normalen Ablauf ergeben. Es ist auch überaus laienhaft, zu beklagen, „dass das Parlament, obschon es immerfort als die wichtigste Einrichtung der Demokratie ausgegeben wird, in der Berichterstattung kaum aufscheint" (S. 40). Kein Wunder, wenn die Untersuchung während der Osterferien erfolgt und dazu noch in die Zeit des Präsidentenwahlkampfes!

Scheinkonflikt#

Positiv kann der Abschnitt über „Scheinkonflikt und Scheinkonsens" hervorgehoben werden. Man hat seitens des ORF die beiden Präsidentschaftskandidaten tatsächlich nicht auf ihre divergierenden Aussagen im Wahlkampf verhört. Man ist in Äußerlichkeiten steckengeblieben. Das aber ist wieder kein Spezifikum der ORF-Berichterstattung und gehört deshalb in eine allgemeine Kritik der demokratischen Auseinandersetzung. Der ORF hat bei allen anderen Wahlkämpfen sehr wohl Wert auf die Konfrontation der Parteiführer in Sachfragen gelegt. Viel eher trifft die Kritik an der Berichterstattung über die „Wahlnächte" zu, die sich ja in viel stärkerem Maß im Fall der schon zitierten schwedischen Reichstagswahl wiederholt hat. Hier kann der Rundfunk nicht viel mehr wiedergeben, als die Hochrechnungen erbringen. Er könnte freilich etwas weniger „Sportbericht" daraus machen. Wenn man sich in den Redaktionen auf kommende Wahlnächte dadurch besser vorbereitete, dass man Informationen über das gesamte politische und sozio-ökonomische System des Landes, in dem die Wahlen stattfinden, speichert, könnten manche peinlichen Minuten sinnvoll überbrückt werden.

Zusammenfassend kann zu beiden Bänden gesagt werden: Trotz vieler Mängel, die sich aus dem ideologisch eindimensionalen theoretischen Ansatz und einer unglücklich angesetzten Feldarbeit, die insgesamt für kommunika tionswissenschaftliche Aussagen viel zu kurz war, ergeben, sind die Erhebungsbefunde und ihre systematisch-modell- bildende Aufarbeitung beachtenswerte Grundlagen für weitere, intensivere Forschungstätigkeit.

Lutz Holzinger (1944-2014) war ein kommunistischer Journalist.


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