Die Familie Schrötter#
Ritter von Kristelli (Teil 4) #
Im letzten Teil der Serie rund um die Familie Schrötter wird Hugo Schrötter (1856–1911) vorgestellt: Ein begnadeter Chemiker, der in Graz als Wegbereiter der Peptidchemie gilt. #
Erschienen in der Zeitschrift Klinoptikum (Ausgabe 2/2014)
Von
Prof. Dr. Bernd Mader
Hugo (Johann Karl) Schrötter (Abb. 1) wurde am 11. September 1856 in Olmütz als Sohn des Apothekers Dr. Carl Schrötter geboren.[1] Er war der Großneffe Anton Schrötters und Neffe von Leopold Schrötter, demnach kann davon ausgegangen werden, dass Hugos Großvater ein Bruder von Anton Schrötter war.[2] Hugo besuchte das Gymnasium in seiner Heimatstadt und absolvierte in der väterlichen Apotheke wahrscheinlich seine Tirocinalzeit.[3]
Ab 1875 studierte Hugo Schrötter in Wien Pharmazie sowie Naturwissenschaften – sein Schwerpunkt war aber Chemie. Nach Erlangung des Magistergrades mit „summa cum laude“ im Jahre 1878 blieb er in der Hauptstadt und setzte seine chemischen Studien fort. Von 1879 bis 1880 erweiterte er sein Wissen bei August Kekulé in Bonn,[4] einem berühmten deutschen Chemiker, der die Grundlagen für die moderne Strukturtheorie der organischen Chemie geschaffen hat. Bei Kekulé studiert zu haben, war für Schrötters akademische Laufbahn sicher sehr förderlich. Das zeigte sich nicht zuletzt bei seiner Habilitationsbewerbung in Graz, wo Kekulé sich sehr für Schrötter eingesetzt hat.
1880 kehrte Hugo Schrötter nach Wien zurück, nur ein Jahr später wurde er aber als Assistent an die Universität Erlangen berufen – ein Angebot, dass er nicht angenommen hat. Stattdessen promovierte Schrötter in Halle. Seine Arbeit: „Beiträge zur Kenntnis des Camphers und seiner Derivate“ (Halle 1882) (Abb. 2). Danach zog es ihn wieder nach Bonn, wo er von 1882 bis 1884 Privatassistent Kekulés war.
1884 kam er schließlich an das Laboratorium Pebals[5] nach Graz (Abb. 3, 4, 5), wo er sich 1885 für Organische Chemie habilitierte. 1892 wurde Schrötter zum ao. Professor für Organische Chemie mit Lehrauftrag für Pharmazeutische Chemie an der Universität Graz ernannt und 1907 erhielt er den Titel eines o. Universitätsprofessors für pharmazeutische und anorganische Chemie. In Graz widmete sich Hugo Schrötter vor allem pflanzen- und tierphysiologischen Untersuchungen: den Eiweißkörpern, Schleim- und Zuckersäuren sowie dem Cholesterin.
Von Hugo Schrötter stammt eine ganze Reihe von Arbeiten, die zu dieser Zeit wichtige Forschungsergebnisse waren.[6] Er gilt als ein Wegbereiter der Peptidchemie. Seine Synthese der Carboxytartronsäure und deren Identifizierung als Dioxyweinsäure bildete eine wichtige Stütze der Kekuléschen Benzoltheorie.[7]
Rein auf Organische Chemie ausgerichtet, zeigte er eine Spezialisierung auf Pharmazeutische Chemie, die den Beginn der eigenständigen Entwicklung dieses Faches, das er als erster an der Universität Graz vertrat, darstellt.8 Ein mehrjähriges schweres Rückenleiden hinderte ihn, ehrenvolle Berufungen anzunehmen.
Zwei Vertreter aus dieser Familie waren im Übrigen gleichfalls bekannte Persönlichkeiten im öffentlichem Leben, doch wandten sie sich nicht einer naturwissenschaftlichen Richtung zu, sie widmeten sich der Malkunst.
[1] Vgl. OBL, Bd. 11, S. 244f. – Deutsche Apotheker- Biographie (= DAB), herausgegeben von Wolfgang-Hagen Hein und Holm-Dietmar Schwarz, Band II, M-Z, Stuttgart 1978, S. 605 – Anonym, Pharmazeutische Post, XLIV. Jg. Nr. 61, Wien, 1. August 1911. S. 1f, „Prof. Dr. Hugo Schrötter †“
[2] Vgl. Pharmazeutische Post, S. 1
[3] Vgl. Pharmazeutische Post, S. 1 – DAB, S. 605
[4] Friedrich August Kekulé (1829–1896), bedeutender deutscher Chemiker und Naturwissenschafter, der die Grundlage für die moderne Strukturtheorie der organischen Chemie legte. Berühmt wurde Kekulé vor allem auch durch seinen Vorschlag zur Struktur des Benzolrings, den er erstmals 1865 in französischer und 1866 in deutscher Sprache – dort in Liebigs „Annalen“ – veröffentlicht hat.
[5] Leopold von Pebal (1826–1887), österreichischer Chemiker, hatte von 1857–1865 den Chemielehrstuhl an der Universität Lemberg und wechselte dann nach Graz. Wurde von einem Laboranten ermordet. Die Leobner Pebalstraße wurde nach ihm benannt. Vgl. dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_ von_Pebal
[6] Vgl. dazu: Vgl. OBL, Bd. 11, S. 245, Anmerkung.
[7] Vgl. DAB, S. 605
[8] Ebda
Der Autor bedankt sich herzlich bei allen Leihgebern des zur Verfügung gestellten Bildmaterials