Die Schmetterlinge Österreichs#
von Martin Lödl
Ungefähr 200.000 verschiedene Schmetterlingsarten sind bis heute entdeckt worden. Der überwiegende Teil der Arten ist in den tropischen Regionen beheimatet, in den üppig wuchernden Regenwäldern, wo Hitze und Feuchtigkeit die Vegetation zu unglaublichem Reichtum treiben. In den gemäßigten Breiten nimmt die Artenzahl ab. Etwa 4000 Arten sind aus Österreich bekannt, 187 davon sind Tagfalter. Die einzelnen Arten unterscheiden sich voneinander genauso stark, wie wir das von größeren Tieren kennen: Löwe, Tiger, Leopard, Gepard, usw. – das Ganze zweihunderttausendmal wiederholt. Eine schier unüberblickbare Zahl. Damit ist die Ordnung der Schmetterlinge die zweitartenreichste innerhalb der Insekten. Von der einen Million bekannter Insektenarten sind etwa 400.000 Käfer und damit die weitaus reichhaltigste Tierordnung, die wir kennen.
Lepidoptera – das ist der wissenschaftliche Fachname für die Schmetterlinge. „Schuppenflügler“ heißt dies ins Deutsche übersetzt. Die Flügel der Schmetterlinge sind nämlich dicht mit dachziegelartig angeordneten Schuppen besetzt. Sie sind angeordnet wie ein Mosaik, mal farbig, mal unscheinbar weißlich oder braun, oder auch kompliziert gebaut mit komplizierter, geriefter Oberfläche und mikroskopisch klein, sodaß das Licht gebrochen wird und uns als Schillerfarbe erscheint. Das schillernde Blau der Bläulinge, der tiefe Violettschimmer der Schillerfalter.
Die Lepidopteren heißen im Deutschen „Schmetterlinge“, im Englischen „butterflies“. So unterschiedlich dies klingen mag, so haben doch der „Schmettling“ und die „Butterfliege“ die gleichen Wurzeln. „Schmette“ ist ein alter Ausdruck für Milchrahm und Butterrahm, ein Ausdruck, der weitgehend verschwunden ist und durch den Ausdruck Butter ersetzt wurde. Nur die „Schmettlinge“ – später „Schmetterlinge“ erinnern im Deutschen noch an diesen altvaterischen Ausdruck. Die Engländer übernahmen das „butter“ und vereinigten es mit „fly“ zu „butterfly“. Der englische Ausdruck „moth“ hat übrigens nichts mit Motte zu tun, sondern bezeichnet ganz allgemein alle Nachtschmetterlinge, während die Tagschmetterlinge „butterflies“ heißen.
Schmetterlinge sind typische Insekten. Ihr Körper besteht aus Chitin, ein besonders reißfester und doch elastischer Stoff, der ihre Körper und auch ihre Flügel haltbar macht, ihnen die Möglichkeit gibt auch gegen stärkere Luftströmungen anzufliegen. Ihre Flügelzeichnung und –färbung dient der Verständigung mit Artgenossen, aber auch der Warnung oder Abwehr von Fressfeinden. Schmetterlinge durchlaufen einen vollkommenen Verwandlungszyklus. Sie legen Eier, meist an jene Pflanzen, die später den Raupen als Nahrung dienen. Der weitaus größten Lebensabschnitt verbringen die Schmetterlinge dann als Raupe und weiters als Puppe. Erst nach vielen Wochen oder Monaten schlüpfen aus den Puppen die Falter, müssen sich dehnen, strecken und ihre Flügel entfalten und warten, bis das weiche Chitin an der Luft ausgehärtet ist. Dann beginnt meist der letzte und kürzeste Lebensabschnitt, geprägt von hektischen Versuchen einen Partner zu finden und wiederum die Eier zu befruchten und abzulegen. Eine Arbeit, die oft innerhalb der ersten Lebensstunden, auf jeden Fall binnen weniger Tage erledigt wird. Als Schmetterling lauern allerorten Gefahren, kleine Wespen parasitieren die Eier, die Raupen, Infektionskrankheiten gefährden die Entwicklungsstadien, in feuchten Wintern verpilzen die Puppen und auf die erwachsenen Falter lauern Vögel und andere Insekten. Ein wahrer Spießrutenlauf, der häufig schon in den ersten Lebenstagen ein fatales Ende nimmt. Die Auslese ist brutal und grausam. Die bunten Gaukler auf einer sonnendurchfluteten Blütenwiese erleben dort nur eine scheinbare Idylle, die wir durch den verklärten Blick unseres eigenen Komfortspektrums mehr als verzerrt wahrnehmen. Bis auf wenige Ausnahmen sterben die Falter nach wenigen Tagen oder Wochen.
Schmetterlinge sind Pflanzenparasiten. Als Raupen nagen und fressen sie an verschiedensten Pflanzen, sie fressen Blätter oder minieren in ihnen, wenn die Raupen klein genug sind. Auch die Wurzeln sind nicht verschont, manche Arten fressen Gänge in die Wurzelstränge und schädigen so die Pflanzen schwer. Wären wir Pflanzen, so würden wir Schmetterlinge nicht mit jenem Gefühl der Freude und Liebenswürdigkeit betrachten, sie wären gefährliche Feinde, widerwärtige Parasiten, die es zu bekämpfen gälte. Es gibt aber sogar Schmetterlinge, die uns gefährlich werden können. Die Raupen der Prozessionsspinner zum Beispiel sind bedeckt mit Brennhaaren, die allergische Reaktionen auslösen können. Besonders das Einatmen der Härchen ist gefährlich und kann zu Erstickungsanfällen führen. Freilich ist dies die Ausnahme und der Mehrheit der Falter wird uns in angenehmer Erinnerung sein. Gaukelnde Blütenbesucher, die mit ihrem Saugrüssel Nektar aus den Blüten saugen. Der Inbegriff des Friedens und der Harmlosigkeit.
Hinweise zur Bilddatenbank der österreichischen Falter#
Wir präsentieren hier eine Bilddatenbank der österreichischen Tagfalter. Jede Art ist im Bild und mit einer kurzen Beschreibung dargestellt. Um die gesamte Datenbank so übersichtlich wie möglich zu halten, haben wir zwar die zoologische Hierarchie beibehalten, aber die Familien in überblickbare Untergruppen zusammengefasst. Dies ergibt folgende Gruppierung:
- Familie Schwalbenschwänze (Papilionidae)
- Familie Weißlinge (Pieridae)
- Familie Schnauzenfalter (Libytheidae)
- Familie Edelfalter (Nymphalidae)
- Schillerfalter und Eisvögel
- Eigentliche Edelfalter
- Perlmutterfalter
- Untergruppe Scheckenfalter
- Familie Augenfalter (Satyridae)
- Schachbretter, Waldportiere und Gletscherfalter
- Mohrenfalter
- Schornsteinfeger und Ochsenaugen
- Heufalter
- Mauerfüchse
- Familie Würfelfalter (Riodinidae)
- Familie Bläulinge (Lycaenidae)
- Zipfel- und Dukatenfalter
- Sonstige Bläulinge
- Die abgebildeten Schmetterlinge stammen aus den Sammlungen des Naturhistorischen Museums in Wien.