So ein Theater um fair und bio #
Im Betrieb von Chocolatier Josef Zotter verschmelzen mittlerweile alle Bereiche zu einem einzigartigen, nachhaltigen Ganzen. #
Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Samstag, 15. Oktober 2016)
Von
Birgit Pichler
Bittersüß ist der Nachgeschmack mancher Schokotafel. Während man sich genüsslich ein Milchschokoladeeckerl nach dem anderen schmecken lässt, knabbert man am Ursprung der Süßigkeit an ganz anderen Dingen: Ertragreichere Pflanzenklone verdrängen stetig die alten Edelkakaosorten und weltweit lebt eine Vielzahl der Kakaobauern unter der Armutsgrenze.
Nur rund fünf Prozent des Marktanteils werden fair gehandelt. Der einzige Chocolatier Europas, der vor Ort, ausschließlich fair und in Bioqualität produziert, sitzt in der Oststeiermark. In Josef Zotters Betrieb in Bergl werden rund 190 Tonnen Kakaobohnen zu 600 Tonnen Schokolade verarbeitet. Und es zeigt sich, dass Austausch weit über den Erwerb von Rohstoffen hinausgehen kann. Gerade ist der gelernte Koch/Kellner von einer Reise zu den Kakaobauern Perus zurückgekehrt, und nicht selten sieht man auch Gruppen von Bauern – von Bolivien bis Indien – durch den steirischen Betrieb spazieren. 2007 investierte Zotter rund 18 Millionen Euro in die „Bean-to- Bar“(von der Bohne zur Tafel)- Produktion, eine Kakaorösterei vor Ort. Die Energie, die dafür nötig ist, wird mittels Photovoltaik, Dampfkraft und Erdwärme erzeugt – zu etwa 60 Prozent ist man in der Schokomanufaktur nun energieautark, im „Essbaren Tiergarten“ sogar zu 100 Prozent.
Von der Trinkschoko-Gondelstation aus hat man (als einer von rund 265.000 Besuchern jährlich) einen guten Überblick. Etwa 72 Hektar erstrecken sich um das Schoko-Laden-Theater, 27 davon hat Zotter für Besucher begehbar und zur biologisch bewirtschafteten Landwirtschaft gemacht. Da grasen Lamas im Schatten von mächtigen Sonnenkollektoren, Enten watscheln hinter Sulmtaler Hendeln her und „Zottelviecher“ kommen an der Öko-Essbar vorbei, umihrerseits einen Blick auf die Besucher zu werfen.
Gekocht wird „Farm-to- Table“, also alles, was die Landwirtschaft hergibt – Gemüse, Kräuter, Obst, sogar eine eigene Pilzzucht mit Seitlingen hat man heuer in Strohballen angelegt. Vom Schinken bis zu Himmelssuppe, Salonbeuscherl und Schokoeis ist alles biozertifiziert.
Eine „süße“ Kleinigkeit am Ende: Der Chef von rund 160 Mitarbeitern fährt das kleinste Auto – natürlich mit E-Antrieb.