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Die Symbole der Steiermark#

von Peter Diem

Buchtext S. 337ff.
--> Überblick und Links

Geschichte der Steiermark#

Die ältesten Spuren menschlicher Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Steiermark reichen in die Ältere Steinzeit zurück. So wurden etwa in der Drachenhöhle bei Mixnitz neben Hunderten Tonnen Knochen und Zähnen von Höhlenbären auch Steinwerkzeuge und Feuerstellen von Höhlenbärenjägern gefunden. Im 4. vorchristlichen Jahrhundert überzogen keltische Stämme das Gebiet der heutigen Steiermark. Zur Römerzeit gehörten die steirischen Gebiete zum größten Teil zur Provinz Noricum, einige Landstriche der ehemaligen Untersteiermark (um Pettau/Ptuj) waren Teil der Provinz Pannonien. Der Schwerpunkt der Provinz Noricum lag aber in Kärnten (Magdalensberg). Auf dem Boden der heutigen Steiermark entstand nur eine römische Zivilstadt, nämlich Flavia Solva beim heutigen Leibnitz.

Als die Römer Pannonien verloren, war der steirische Raum ungeschütztes Grenzgebiet gegen aus dem Osten eindringende Völker. Flavia Solva wurde bald nach 400 zerstört. Unter dem Druck der Awaren drangen alpenslawische Stämme - die Vorfahren der Slowenen - in die Ostalpentäler ein. Sie errichteten das Fürstentum Karantanien, das Mitte des 8. Jahrhunderts unter die Oberhoheit der Baiern kam. In dieser Zeit begann die Christianisierung der Steiermark. Nach seinem Sieg über die Awaren errichtete Karl der Große die Karolingischen Marken, was eine weitere bairische Siedlungswelle auslöste. Ausgangspunkte der damit verbundenen christlichen Missionierung waren im Norden Salzburg und südlich der Drau Aquileia. Nach der Schlacht am Lechfeld, bei der die Ungarn endgültig besiegt wurden, erstreckten sich die Herzogtümer Bayern und Kärnten mit den obersteirischen Grafschaften und drei Marken über steirisches Gebiet: die Mark an der mittleren Mur („Kärntner Mark", das Kerngebiet der heutigen Steiermark), die Mark an der Drau und die Mark an der Sann. Als Herrschaftszentrum der Kärntner Mark diente zunächst die Hengistburg, wahrscheinlich auf dem Wildoner Schlossberg, südlich der Mündung der Kainach in die Mur gelegen. Die Eppensteiner, Nachfahren des ersten Markgrafen mit dem - zufällig - passenden Namen Markwart (vor 970 bis ca. 995), hatten ihren Sitz ursprünglich in Judenburg. Zeitweise sogar Amtsinhaber der Mark Verona, stellten sie auch Kärntner Herzöge, bis ihr Geschlecht 1122 erlosch.

Bild 'Steiermark'

Graf Otakar I. (Markgraf vor 1056 bis ca. 1075) hatte seinen Hauptbesitz im Traungau und seine Stammburg in Steyr. So erhielt das werdende Land den Namen „Marchia Styriae", „Steiermark" bzw. die volkstümlichen Bezeichnungen „Steier" und „Steierland" („Traungauer" oder „Otakare" wurden die Markgrafen von Steyr später von der Geschichtsforschung genannt.) Markgraf Otakar III. (1129-64) gilt als eigentlicher Begründer des steirischen Landesfürstentums. Er konnte die Mark weit nach Norden (Gebiet Pitten und späteres Wiener Neustadt) und Süden (Marburg) ausdehnen. Otakar III. legte die Semmeringstraße an und errichtete 1160 am südlichen Fuß des Passes ein Hospiz. Er wählte den Panther zum Wappentier der Steiermark und gründete Fürstenfeld.

Unter seiner Herrschaft entwickelte sich Graz zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der grünen Mark. Der Name „Graz" kommt von der slowenischen Bezeichnung für die Burg auf dem Schlossberg „gradec". Die uns von manchen alten Stichen geläufige Schreibweise „Grätz" stellt übrigens keine zweite Wortform dar; mit dem Buchstaben „ä" sollte vielmehr nur ausgedrückt werden, dass das „a" in „Graz" offen und hell zu sprechen sei.

1180 wurde die Mark von Bayern getrennt und von Kaiser Friedrich Barbarossa (1222-1190) zum selbständigen Herzogtum erhoben. Am 17. August 1186 wurde auf dem St. Georgsberg (heute Georgenberg) bei Enns zwischen dem kinderlosen, vom unheilbaren Aussatz befallenen Herzog Otakar IV. und dem Babenberger Leopold V. ein Erbvertrag geschlossen, welcher den Babenbergern die Nachfolge, den steirischen Ständen aber ihre erworbenen Rechte auf Dauer sicherte („Georgenberger Handfeste", die „Magna Charta" der steirischen Ministerialen).1192 fiel dann die Steiermark gemäß dem erwähnten Erbvertrag an die Babenberger, behielt aber ihre Selbständigkeit. Damit ist die Steiermark das erste der heutigen Bundesländer, das sich mit dem österreichischen Kernland vereinigte. Die Herrschaft Premysl Ottokars II. blieb eine Episode: im Wiener Frieden 1276 musste er die Steiermark abtreten, die schließlich 1282 an Albrecht I. von Habsburg gelangte. An der Wende zum 15. Jahrhundert wurde die Steiermark zum Kernland von Innerösterreich, dem neben der „ehernen Mark" auch Kärnten, Krain und Triest angehörten. Fast zwei Jahrhunderte - zwischen 1564 und 1748 - spielte der Staat Innerösterreich politisch und kulturell eine bedeutende Rolle, was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass Graz bis 1619 Residenzstadt war.

Unter den Ungarn- und Türkeneinfällen litt besonders der südliche und östliche Teil der Steiermark. Von Graz aus wurde die sogenannte „Militärgrenze" in Kroatien aufgebaut: die Ansiedlung von Wehrbauern und der Festungsgürtel zum Schutz gegen die Türken wurden vor allem mit in der Steiermark aufgebrachten Geldmitteln finanziert. Die mit der Reformation verbundenen Glaubenskämpfe verschonten auch die Steiermark nicht. Zusammen mit anderen Glaubensbrüdern musste etwa Johannes Kepler 1600 Graz verlassen. Unter Maria Theresia verloren die Landstände eines ihrer letzten Rechte, das der Steuerbewilligung. 1749 wurden Kreisämter geschaffen, womit die jahrhundertealte Grundherrschaft ausgehöhlt wurde. Unter Joseph II. wurden in der Steiermark 32 Klöster aufgehoben.

Leopold II. machte einige Maßnahmen seines Bruders wieder rückgängig; so kehrte auch der nach Wien verbrachte steirische Herzogshut wieder nach Graz zurück. 1797 und 1805 besetzten die Franzosen das Land. Obwohl vom Feind unbesiegt, musste nach dem Frieden von Schönbrunn 1809 die Festung auf dem Grazer Schlossberg geschleift werden. Glocken- und Uhrturm wurden von der Grazer Bürgerschaft ausgelöst und blieben so erhalten.

Bis zum heutigen Tag mit der Geschichte der Steiermark untrennbar verbunden ist die Person Erzherzog Johanns (1782-1859). Erzherzog Johann war das 13. Kind von Großherzog Leopold von Toskana, dem späteren Kaiser und dessen Gattin Maria Ludovica von Spanien. Ursprünglich auf Tirol konzentriert, wandte sich der Enkel Maria Theresias nach 1809 der Steiermark zu. Er gründete das Grazer Joanneum, betrieb verschiedene Musterlandwirtschaften, führte rheinische Reben in der Südsteiermark ein und baute die Eisenindustrie nach englischen Vorbildern aus.

Denkmal Erzherhog Johanns in Bad Aussee - Foto: P. Diem
Denkmal in Bad Aussee - Foto P.Diem
Erzberg - Foto: P. Diem
Erzberg - Foto: P.Diem

Am Erzberg, von welchem die Bezeichnung der Steiermark als der „ehernen" oder „eisernen" Mark stammt, war ja wahrscheinlich schon von Kelten und Römern Eisenabbau betrieben worden. Daraus hatte sich im Laufe der Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschaftszweig entwickelt, der erst durch den Wegfall der Absatzmärkte der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg in Schwierigkeiten kam. Erzherzog Johann förderte auch die steirische Volkskultur, insbesondere Volkslied und Volkstracht. Nach seiner Heirat mit der Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl wurde der „steirische Prinz" bereits zu Lebzeiten zu einer verehrten volkstümlichen Gestalt. Während der Revolution 1848 wurde Johann kurzzeitig Regent in Wien, danach Reichsverweser in Frankfurt, legte dieses Amt jedoch 1849 nieder und wirkte noch ein Jahrzehnt in seiner Wahlheimat Steiermark.

Die Jahrzehnte bis zum Ersten Weltkrieg waren die Blütezeit des liberalen und später deutschnationalen Bürgertums. Der verlorene Krieg bedeutete für die Steiermark einen empfindlichen Gebietsverlust: die gesamte Untersteiermark ging 1919 an den neuen jugoslawischen Staat verloren. Damit fiel unter anderem auch die direkte Bahnverbindung über Marburg/Maribor nach Klagenfurt weg. Hunger, Arbeitslosigkeit und Inflation trugen das Ihre zur Radikalisierung der Politik in der Ersten Republik bei. Die Situation als Grenzland hatte in der Steiermark schon früh eine relativ starke, autochthone deutschnationale Bewegung hervorgebracht.


Unmittelbar vor dem „Anschluss" führte dies 1938 zu intensiver nationalsozialistischer Propagandaentfaltung in der Steiermark, was der Stadt Graz den Titel „Stadt der Volkserhebung" einbrachte. Als „Reichsgau" erhielt die Steiermark unter der NS-Herrschaft das südliche Burgenland dazu, musste aber das Ausseerland an „Oberdonau" abgeben. 1941 wurde die Untersteiermark unter die kommissarische Verwaltung durch den Gauleiter des „Reichsgaus" Steiermark gestellt.

Die darauf einsetzende Germanisierungspolitik des Deutschen Reiches sollte für die deutschsprachige Minderheit der Untersteiermark nach Kriegsende furchtbare Folgen haben. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges, der auch in den steirischen Industriegebieten starke Zerstörungen durch Bombenangriffe mit sich gebracht hatte, wurde die Steiermark im Osten zum Kampfgebiet zwischen deutschen Truppen und der Roten Armee, um nach dem 8. Mai 1945 auch noch Aufmarschgebiet von Briten, Amerikanern, Bulgaren und Tito-Partisanen zu sein.

Quelle: Steirischer Geschichtskalender, Styria, Graz, 1982

Bild 'stk1945'


Mit dem Zonenvertrag vom 24. Juli 1945 begann die zehnjährige Besetzung durch britische Truppen. Die Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit war durch die starke Persönlichkeit von Landeshauptmann Josef Krainer sen. (1903-1971; im Amt seit 1948) geprägt, dessen Sohn Josef Krainer jun. (geb.1930) 1981-1986 sein Erbe fortführte. Ähnlich den anderen östlichen Bundesländern, die unter sowjetischer Besatzung an der toten Grenze lagen, konnte die Steiermark infolge ihrer Randlage nur mühsam wirtschaftlich aufholen. Als dies schon beinahe gelungen schien, geriet die gesamte steirische Schwerindustrie in den Sog der großen internationalen Kräfteverschiebungen auf dem Eisen-, Stahl- und Fahrzeugsektor. Mühsame Umstrukturierungsprozesse waren die Folge, die durch eine kluge Industrieansiedlungspolitik bewältigt wurden. Auf dem kulturellen Sektor hingegen konnten sich Graz und die Steiermark mit zahlreichen literarischen und musikalischen Initiativen sowie mutigen Aktionen auf dem Gebiet der bildenden Künste einen Spitzenplatz in Österreich sichern.

Demographische Daten:
Fläche: 16.388 km2
Wohnbevölkerung (2008): 1.206.518
Einwohner Graz: 252.852 = 20,9 Prozent
Ausländeranteil: 6,1 Prozent
Landeshauptmann: Franz Voves


Bild 'ltw_2010'


Quelle: Steiermärkische Landesregierung

Vergleiche auch die Kartenskizze zur Entstehung der Steiermark und zu den Gebietsverlusten

Weiteres Kartenmaterial

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