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19Einleitung
Bedeutung im doppelten Wortsinn von Sinn und Relevanz herausgebildet, deren
technische Eigenlogiken abschließend diskutiert werden.
Auf dieser medientechnischen Betrachtung aufbauend werden im Kapitel
»Phänomeno-Logik« unterschiedliche mediale Praxen mit Datenbanken beleuchtet.
Dabei werden drei Erscheinungsformen digitaler Datenbanken differenziert,
die jeweils unterschiedliche Fragen und Probleme aufwerfen. Die Datenbank
als latente Infrastruktur bleibt weitgehend im Verborgenen, bedingt jedoch den
Umgang mit medialen Konstellationen im Computer. Dies zeigt sich beispielsweise
an datenbankbasierten Content Management Systemen, welche durch Templates
die flexible Gestaltung und Umgestaltung von Webseiten ermöglichen. Auf einer
zweiten Ebene erscheinen Datenbanken als Informationssammlungen, welche das
Finden des Einen im Vielen einer Informationssammlung ermöglichen, wie z.B. in
Websuchmaschinen oder digitalen Bibliothekskatalogen. Die Query stellt hierbei
den zentralen Modus des Suchens und Findens von Informationen in Datenbanken
dar. Jenseits der Homogenität der Suchinterfaces gilt es jedoch die Unterschiede
zwischen verschiedenen Anfragelogiken freizulegen. Neben dem Finden des Einen
ist die Auswertung des Vielen in der zeitgenössischen Medienkultur von großer
Bedeutung. Hierfür steht das derzeit vieldiskutierte Schlagwort Big Data. Ob-
wohl es sich hierbei fraglos um ein Buzzword handelt, sind die Möglichkeiten und
Grenzen des Versprechens in Datenbanken, nicht nur Bekanntes wiederfinden,
sondern Neues entdecken zu können, medientheoretisch zu analysieren. Neben
mathematischen Verfahren des Data Mining wird insbesondere Visualisierungen
das Potenzial zugeschrieben, Zusammenhänge in ansonsten unanschaulichen
Informationssammlungen aufzufinden und hieraus neue Erkenntnisse abzuleiten.
Dieses Vermögen von Informationsvisualisierungen wird anknüpfend an Peirces
(1960, 1976) Überlegungen zur Diagrammatik diskutiert. Dabei zeigt sich, dass das
Erkenntnispotenzial der Information Visualization in einem gewissen Spannungs-
verhältnis zum Potenzial visueller Darstellungsformen steht, Einsichten auf leicht
verständliche und evidente Weise zu kommunizieren.
In der Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit der medialen Praktiken, die auf Daten-
banken beruhen, zeigt sich deren zentrale Bedeutung für die digitale Medienkultur.
Zugleich wird die offene Anschlussfähigkeit digitaler Datenbanken offenkundig,
welche der Bestimmung einer medialen Logik der Datenbank zuwiderläuft. Die
unternommene Betrachtung von Mikrologiken der digitalen Datenhaltung führt
daher nicht zu einer einheitlichen Medientheorie digitaler Datenbanken. Viel-
mehr werden unterschiedliche, zum Teil gegenläufige Dimensionen, Aspekte und
Tendenzen der Versammlung und Verwaltung von Informationen in Computern
freigelegt. In dieser Hinsicht möchte das folgende Buch einen Beitrag zu einem
medientheoretischen Verständnis von Datenbanken leisten und Perspektiven für
eine kritische Auseinandersetzung mit der sich rasant fortentwickelnden Daten-
bankkultur eröffnen.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242