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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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39Medium diesem Modell orientiert. Transparenz und dessen Widerpart, die Opazität, sind keine absoluten Zustände. Es gibt verschiedene graduelle Abstufungen zwischen dem Transparenten und dem Opaken, d.h. das völlig Durch- und Undurchsichtige bilden nur die Extrempole eines breiten Spektrums unterschiedlicher Durch-Sicht- barkeiten. Somit sind auch Medien denkbar, durch die einerseits zwar ein Anderes erscheint, die sich andererseits aber auch selbst zeigen. Die berühmte rosarote Brille, welche frisch Verliebte metaphorisch aufhaben, liefert hierfür ein gutes Beispiel. Trägt man tatsächlich eine Brille mit rosa eingefärbten Gläsern, dann verschwindet die Welt nicht. Man ist weiterhin in der Lage, etwas zu sehen, doch die Wahr- nehmungsdinge erscheinen anders als zuvor, denn in dieser Wahrnehmungswelt ist alles rosa. Entwirft man die Unsichtbarkeit der Medien am Modell der Transparenz, dann hat dies zur Konsequenz, dass auch die mediale Unsichtbarkeit ein graduelles Phänomen ist. Gibt es Medien, die mehr und weniger durchsichtig sind, dann sind diese besser oder schlechter geeignet, um als Mittler eines Anderen zu dienen. Besser geeignete Medien treten diesem Modell zufolge vollständig hinter das zurück, was sie ver- mitteln, wohingegen schlechter geeignete Medien das Vermittelte aufgrund ihrer partiellen Undurchsichtigkeit verfälschen. Das Modell der Transparenz weist also in Richtung einer normativen Medientheorie, die suggeriert, dass Medien einen unver- fälschten Blick auf die Dinge erlauben, solange sie selbst völlig unsichtbar bleiben.31 Dass das Transparenzmodell derartige normativen Bewertungen nahelegt, zeigt ein Blick auf die semiologische Sprachtheorie bei Hegel, Humboldt und Saussure. Wie Ludwig Jäger herausarbeitet, wird der Sprache von diesen Theoretikern eine Sonderstellung zugeschrieben, weil Sprache das einzig wirklich transparente Me- dium sei: »Den Mediatisierungsleistungen von Sprache wurde eine transparente Unmittelbarkeit zugeschrieben, durch die alle anderen medialen (insbesondere die bildlichen) Systeme überboten werden zu können schienen« (Jäger 2004b: 49). Mit dem Argument, dass Sprache das transparenteste Medium ist, wurde ihr privilegierter Status im Vergleich zu anderen Medien legitimiert. Vor dem Hinter- grund der hier angestellten Betrachtungen ist es nebensächlich, warum der Sprache glich (Alberti 2000 [1540]: 225). Auch Fritz Heider verficht in seinem Text Ding und Medium die These der Unsichtbarkeit des Medialen am Modell der Transparenz (vgl. Heider 1926: 133). Für die jüngere medientheoretische Auseinandersetzung mit dem Transparenzmodell können beispielhaft der von Markus Rautzenberg und Andreas Wolfsteiner herausgegebene Sammelband Hide and Seek (2010) sowie Emmanuel Alloas Monografie Das durchscheinende Bild (2011) genannt werden. 31 | Einschränkend sei angemerkt, dass diese Diagnose nur für den Versuch gilt, die mediale Unsichtbarkeit am Modell der Transparenz zu denken. Setzt man das Begriffspaar Transparenz und Opazität analytisch auf einer anderen Ebene an, dann kann dies durchaus medientheoretisch fruchtbar gemacht werden, ohne sogleich eine normative Medientheorie zu implizieren (vgl. exemplarisch Rautzenberg/Wolf- steiner 2010).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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