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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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43Medium da dieser – vereinfacht ausgedrückt – die eingehenden Reize an das Gehirn wei- terleitet. Insofern ist der blinde Fleck diejenige Stelle im Auge, die das Sehen durch seine Vermittlungsleistung ermöglicht, ohne dass man dort selbst sehen könnte. Entscheidend ist dabei, dass der Sehende dem blinden Fleck gegenüber selbst blind ist, denn die Leerstelle im Gesichtsfeld wird durch das Gehirn automatisch ergänzt (vgl. Goldstein 2002: 52). Überträgt man das Modell auf Medien, dann erscheinen diese als Ermög- lichungsbedingungen von Wahrnehmung, Kommunikation oder dem mensch- lichen Weltzugang insgesamt, bleiben als solche aber unsichtbar. Im Unterschied zum Transparenzmodell ist die am Modell des blinden Flecks gedachte mediale Unsichtbarkeit keine graduelle. Medien sind in ihrem Gebrauch unsichtbar, ebenso wie beim normalen Sehen der blinde Fleck nicht wahrgenommen wird. Der blinde Fleck ist dennoch nicht prinzipiell unsichtbar, denn es besteht die Möglichkeit, diesen sicht- bzw. erfahrbar zu machen. Zwei grundsätzliche Strategien sind hierbei zu unterscheiden: Erstens kann man den blinden Fleck an sich selbst beobachten, indem man in einer bestimmten experimentellen Anordnung das Nichtsehen am blinden Fleck wahrnehmbar macht;37 zweitens kann mithilfe eines Ophthalmoskops der blinde Fleck im Auge eines anderen sichtbar gemacht werden. Krämer folgt medientheoretisch der zweiten Strategie, wenn sie behauptet, dass sich Medien nur im intermedialen Vergleich beobachten lassen: »Intermedialität ist eine epistemische Bedingung der Medienerkenntnis« (Krämer 2003a: 82). So wie ein Augenarzt durch seine eigenen Augen schaut, um im Auge eines Anderen den blinden Fleck zu sehen, ist es Medienwissenschaftlern metaphorisch gesprochen nur möglich, durch die Augen eines Mediums andere Medien zu betrachten.38 37 | Um den blinden Fleck im eigenen Sichtfeld wahrzunehmen, benötigt man ein Blatt Papier auf dem horizontal nebeneinander ein Kreis (links) und ein Kreuz (rechts) in circa fünf Zentimeter Abstand aufgezeichnet sind. Schließt man das rechte Auge und hält das Kreuz direkt vor das linke Auge, dann verschwindet der Kreis in einem Abstand des Blatts von circa 15 bis 30 Zentimetern vor dem Auge (vgl. Goldstein 2002: 52). 38 | Auf der Annahme, dass Medien nur im intermedialen Vergleich untersucht werden können, beruhen eine Reihe weiterer medientheoretischer Ansätze, wie z.B. Niklas Luhmanns Medium/Form-Unterscheidung, auf die Krämer ihre Argu men tation unter anderem stützt (vgl. Krämer 2003a: 82). Jürgen Fohrmann hat das Inter me di- alitätsparadigma der Erforschung von Medien wie folgt begründet: »Ein Medium a läßt sich bestimmen in Bezug auf ein Medium b, wobei man eine gemeinsame Be - zugsgröße c benötigt. Der Vergleich findet ebenfalls in einem Medium (d) statt, das intrikaterweise in der Regel mit einem der verglichenen Medien identisch ist. Und der Vergleich vollzieht sich in einer Form (einem Text, einem Bild o.ä.) (e). […] Alles mithin, was sich über ein Medium sagen läßt, ergibt sich erst aus einem Medienver- gleich im Rahmen einer solchen fünfstelligen Relation und nicht aus einer Medien- ontologie« (Fohrmann 2004: 7).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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