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Digitale
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dass es Gehalte und Bedeutungen geben kann, die nicht sprachlich verfasst sind.49
Als paradigmatisches Beispiel dient dem Autor die Musik. Diese ermögliche es,
Bedeutungen zu kommunizieren, die verstanden werden können, wobei es un-
möglich sei, den musikalischen Sinn in sprachlichen Sinn zu übersetzen.50
Der Interpretationismus in der sprachzentrierten Ausprägung, die Davidson
vertritt, ebenso wie in der medientheoretisch erweiterten Fassung Vogels, kon-
zipiert Kommunikation als verstehende Interpretation beobachtbaren Verhaltens,
das als eine zielgerichtete Handlung – sei sie sprachlicher oder nichtsprachlicher
Natur – interpretiert wird, die wiederum als Äußerung eines bestimmten Inhalts
gedeutet wird.51 Konzipiert man Kommunikation in diesem Sinne als verstehende
Interpretation beobachtbarer Ereignisse, dann können Medien, so Vogel, »als sozial
etablierte Mechanismen der kontrollierten Erzeugung von Kontingenz verstanden
werden« (Vogel 1998: 128). Zur Definition des Medienbegriff schlägt Vogel fünf
Kriterien vor:
»(1) Sei E eine geordnete Menge beobachterrelativer Eigenschaften e
i und
(2) sei P eine Menge physikalischer Ereignisse oder Zustände p
i , die fĂĽr die Wesen
W
i wahrnehmbar sind, und
(3) sei H eine Menge von Tätigkeitstypen h
i , die fĂĽr die Wi erlernbar sind, sowie
Perf(h
i ) eine Performation einer typenkonformen Tätigkeit, und
(4) gebe es eine (deiktische) Praxis unter den W
i , in der die Fähigkeit zur Per-
formation einer typenkonformen Tätigkeit der h
i tradiert wird, und
(5) gebe es eine durch die e
i strukturierte Interpretationspraxis von Konstellationen
der p
i unter den W
i dann ist, vorausgesetzt, ›→‹ bedeutet ›realisiert‹, die Menge
[(e
i , p
i , h
i
) | Perf(h
1 ) → p
1 → e
1 , …, Perf(h
n
) → p
n → e
n
] ein Medium fĂĽr die W
i .«
(Vogel 2003: 131)
49 | Eine andere Variante des medial turn favorisiert Krämer, die den medial turn
nicht als kontinuierliche Ausweitung des linguistic turn versteht, sondern als de-
zidierte Absetzungsbewegung von der sprachkritischen Philosophie (vgl. Krämer
1998b).
50 | Die These, dass es so etwas wie einen musikalischen Sinn gibt, formuliert
Vogel in Anlehnung an Anton Webern, Theodor W. Adorno und John Dewey (vgl. Vogel
2001: 137f., 166f.; 2005: 165-175).
51 | Für Davidson gilt es in diesem Zusammenhang zu beantworten: »Wie kann einer
feststellen, was in einem fremden Geist vorgeht?« (Davidson 1993: 7). Als Ant-
wort schlägt Davidson das Modell der Triangulation vor, welches er am Beispiel
des Zusammentreffens eines linguistischen Feldforschers mit einem Eingeborenen
entwickelt (Davidson 2005). Nach Vogel greift dieses Modell jedoch zu kurz, weil
man hiermit nicht beantworten kann, wie ein Wesen zum Interpreten einer Sprache
werden kann. Daher entwickelt Vogel ein vierstufiges Modell des Sprachlernens (vgl.
Vogel 2001: 242ff.).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242