Seite - 86 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Bild der Seite - 86 -
Text der Seite - 86 -
Digitale
Datenbanken86
terminate. It hides the fights and the alternatives. And mostly it’s intended to make
you submissive« (Nelson 2009: 196).26 Nelson insistiert darauf, dass Computer,
so wie sie seit den 1980er Jahren als Personal Computer, Laptops, Spielkonsolen,
Smartphones, Tablet-Computer etc. in unsere Lebenswelt eingedrungen und aus
dieser nicht mehr wegzudenken sind, selbst in ihrer technischen Verfasstheit Pro-
dukte des menschlichen Tuns sind und deshalb immer auch anders sein könnten.27
Vor diesem Hintergrund erweist sich Luhmanns Verweis auf Befehle als Mittel
zur Kopplung von Oberfläche und Tiefe als unzureichend. Das Klicken mit der
Maus stellt ebenso einen Befehl dar, wie die Eingabe eines Kommandos per Tastatur;
das Speichern eines Textdokuments ebenso wie die Initiierung eines Algorithmus
zum automatischen Börsenhandel; die Eingabe eines Suchworts in einer Such-
maschine ebenso wie das Drücken einer Taste auf der Tastatur. Diese Beispiele ver-
anschaulichen, dass es unterschiedliche Formen der Vermittlung zwischen Ober-
fläche und Tiefe gibt. Befehl ist nicht gleich Befehl und die Unterschiede zwischen
diesen sind in den Blick zu nehmen. Hierbei sollten einerseits die Funktionen
differenziert werden, die durch Befehle initiiert werden, sowie die Modi der Ver-
kopplung von Oberfläche und Tiefe, die dabei realisiert werden. Andererseits ist da-
nach zu fragen, welche Befehle überhaupt in bestimmten Kontexten zur Verfügung
stehen. Dabei gilt es den Blick über den einzelnen Befehl hinaus auf die Rahmen zu
26 | Hinsichtlich des Computers stellt Nelson zudem fest: »Much of what is called
›computer technology‹ consists of conventions, packages, constructs arbitrarily
designed. These were chosen by various individuals, projects, companies, marketing
campaigns and accidents. And there are always fights and controversies« (Nelson
2009: 192).
27 | Diese Kontingenz zeigt sich selbst bei relativ einfachen Funktionen, wie dem
Booleschen Operator UND oder dem Kopierbefehl. Hierauf wies Betty Jo Ellis auf
dem 6th Annual Symposium on Computers and Data Processing (1959) in ihrem
Vortrag Therefore is the name of it called Babel because the Lord did there confound
the language of all the earth hin. Selbst für einfache Funktionen existierten in der
damaligen Welt digitaler Computer die unterschiedlichsten Befehle sowie die ver-
schiedenartigsten Beschreibungen, was diese taten: »Most modern machines do
admit that they add, subtract, multiply and divide [...]. With the exceptions of these
arithmetic operations I found no other common designation for an instruction, not
even for the trivial one of copying the contents of one word or register into another
one« (Ellis 1959: 3). Ein paradigmatisches Beispiel hierfür ist die Beschreibung
einer Funktion, die Ellis zufolge äquivalent zum logischen UND sei, welche sich im
Hand buch des Benedix G-15 Rechners findet: »Transfer ›one‹ bits of word in line 21
that correspond to ›one‹ bits of the same numbered word in line 20« (Ellis 1959: 5).
Ellis kommentiert dies nur lakonisch mit den Worten: »The technical writer, there,
apparently broke down completely in trying to find a name for this operation« (Ellis
1959: 4).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242