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Digitale
Datenbanken130
Abb. 2: Geläufiges Symbol für Datenbanken
Hinzu kommt der Container als weiterer wichtiger Bildgeber für Datenbanken.
Selbst wenn sich diese Metapher nicht im Begriff niederschlägt, tritt sie deutlich
an dem in der Informatik geläufigen Datenbanksymbol zu Tage. Gemeinhin als
Zylinder dargestellt, wird die Datenbank als Container für Daten entworfen; sie ist
ein Behälter, in den Daten eingefügt und bei Bedarf wieder entnommen werden
können.26 Suggeriert wird hierdurch, dass Datenbanken passive Speicher oder neu-
trale Träger sind, die jegliche Informationen aufnehmen können. Gegen diese Vor-
stellung wendet sich Christiane Paul, wenn sie darauf hinweist, dass Datenbanken,
verstanden als Container, in der Tradition anderer Daten- und Information-
scontainer stehen, wie z.B. Bücher, Bibliotheken oder Archive:
»While a database is now commonly understood as a computerized record keeping
system, it is essentially a structured collection of data that stands in the tradition
of ›data containers‹ such as a book, a library, an archive, or Wunderkammer. Every
›container‹ of information ultimately constitutes a dataspace and information
architecture of its own […].« (Paul 2007: 95)
Container sind Paul zufolge nicht passive Träger von Informationen, sondern kon-
stituieren verschiedene Daten- und Informationsarchitekturen, welche den Um
gang
mit den Inhalten des Containers auf unterschiedliche Weise bedingen und struk-
turieren.
Zusammenfassend: Die punktuelle Rekonstruktion der Geschichte des Daten-
bankbegriffs hat gezeigt, dass dieser seit jeher mehrdeutig gebraucht wird. Obgleich
in verschiedenen Kontexten adaptiert, hat sich bis heute keine kohärente und ein-
Informationsbedürfnisse einer ganzen Organisation zu befriedigen« (Connolly et al.
2002: 54).
26 | Der Fokus der Containermetapher liegt auf dem Ort der Speicherung, wobei
die bei der Metapher der Bank mitschwingende Dimension von Institution und Infra-
struktur nicht zum Vorschein kommt. Dies zeigt sich allein daran, dass der Zylinder
nicht nur als Symbol für Datenbanken dient, sondern auch für Festplatten respektive
Datenträger im Allgemeinen. In diesem Umstand spiegelt sich die Mehrdeutigkeit
des Datenbankbegriffs wider, der einerseits eine spezifische Sammlungsform be-
zeichnet und andererseits als allgemeiner Sammlungsbegriff dient.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242