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Banken, Basen, Reservoirs 155
Sowohl die Kybernetik als auch die nachrichtentechnische Kommunikations-
theorie rücken Information ins Zentrum ihrer Betrachtungen, wobei diese als mess-
und quantifizierbare Eigenschaft von Nachrichten begriffen wird.15 Hierin besteht
das Neue der kybernetischen und nachrichtentechnischen Hinwendung zu und der
Behandlung von Information. Denn der Informationsbegriff ist nicht erst in den
1940er Jahren gebräuchlich geworden, sondern findet sich spätestens seit dem 15.
Jahrhundert in der englischen Sprache, wie Nunberg dargelegt hat (1996: 109). Der
Gebrauch des Begriffs war jedoch an das Verb informieren gekoppelt und bezog
sich stets auf eine Person, die durch etwas informiert wird. An die Stelle der von
Nunberg als partikulare Bedeutungsvariante bezeichneten Gebrauchsform tritt in
den 1940er Jahren zunehmend eine abstrakte Bedeutung, der zufolge es sich bei
Information um eine Art von »intentional substance« (Nunberg 1996: 110) handelt,
die in der Welt existiert. Auf Grundlage eines solchen abstrakten Verständnisses
von Information wird nachvollziehbar, warum Mooers der Überzeugung war, dass
so unterschiedliche Tätigkeiten wie das Fliegen von Flugzeugen, das Schreiben
von Geschichtsbüchern oder die Formulierung von ökonomischen Theorien im
Wesentlichen Informationsverarbeitungsprozesse sind.
gibt hierüber keinen Aufschluss (vgl. Corbitt 1993). Obwohl dies aus historischer
Perspektive durchaus von Interesse wäre, ist die Frage für die hier entwickelte
Argumentation unerheblich.
15 | Bereits in den 1920er und 30er Jahren haben Harry Nyquist und Ralph Hartley, die
beide ebenso wie Shannon an den Bell Labs tätig waren, an Modellen und Metho den
gearbeitet, die Übertragungskapazität eines Kanals zu bestimmen und Information zu
quantifizieren. Hagemeyer vergleicht die Ansätze von Nyquist, Hartley und Shannon
anhand der Position, die die drei Wissenschaftler in den Bell Labs innehatten: »Will
man die wichtigsten Stadien einer Nachrichtentheorie, die in der Forschung des
Bell Systems entstanden etwas einseitig durch die institutionelle Position ihrer
Autoren, Nyquist (1924), Hartley (1928) und Shannon (1948) charakterisieren, so
kann man mit einigem Recht von der Nyquistischen Telegrafentheorie als einer
›Line‹ Theorie, dem Hartleyschen Informationskonzept als einer ›Staff‹ Theorie und
der Shannonschen Informationstheorie als einer ›consulting‹ Theorie sprechen;
die erste die methodisch klare Theorie eines eng begrenzten Sachgebietes und
Problembereiches (Vergleich der Effizienz verschiedener Telegrafiersysteme), ent-
standen auf der untersten Ebene der Forschungsstruktur in einer klassischen
Theorieabteilung; die zweite die methodisch vage Theorie eines umfassenden
Gebietes (Vergleich der Effizienz aller Übertragungstechniken), entstanden in
der dieses Gebiet leitenden Ebene des technischen Managements; die dritte die
methodisch klare und strenge Theorie eines umfassenden Gebietes (Vergleich
verschiedener Nachrichtenquellen und gestörter Übertragungssysteme allgemein),
entstanden in einer Consulting-Abteilung (für die besondere Operationsbedingungen
galten) mit eigener Forschungskompetenz« (Hagemeyer 1979: 94).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242