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Digitale
Datenbanken180
relevant items and then sort them according to word hit frequency […]. The results
of this process were disappointing. One of the main issues I recall had to do with
the mystery of how to modify the query to obtain better results. Because the search
and relevance algorithms within the search engine are unknown to the user, how
to modify the query to improve the results is not apparent. We referred to this as
black box searching and abandoned further work along these lines.« (Summit 2002)
Ist die Ordnungs- und Suchlogik der Datenbank (d.h. die Regeln der Übersetzung
von Semantik in Syntax, die Prinzipien der Selektion sowie die Konventionen der
Formulierung von Anfragen) dem Nutzer fremd, dann vermag dieser, so das von
Summit beschriebene Bedenken, seine Suchanfragen nicht zu präzisieren, um bes-
sere Suchresultate zu erzielen. Mit anderen Worten: Die Nutzer müssen den Um-
gang mit Datenbanken erst erlernen, damit sie in der Lage sind, in der Interaktion
mit dem Suchinterface ihre Anfragen zu präzisieren. Dies gilt Summit zufolge ins-
besondere dann, wenn Suchmaschinen es zum Beispiel erlauben sollen, natürlich-
sprachlich formulierte Fragen an die Datenbank zu richten. Zu welchen Ergebnissen
verschiedene Suchanfragen führen, ist dabei abhängig von ihrer algorithmischen
Interpretation. Summits Einwand stellt die von Bachman vorgeschlagene Kon-
zeptualisierung der Datenbank als Black Box nicht grundlegend in Frage, sondern
erweitert sie kritisch um einen wichtigen Aspekt.46 Denn ganz gleich wie kompetent
der Suchende im Umgang mit der Datenbank ist, dem Erfolg der Suche bleibt ein
gewisses Maß an Unsicherheit inhärent, da der Suchende seinen Erfolg normaler-
weise nur an den Ergebnissen seiner Anfrage bemessen kann und es nicht möglich
ist, das Gefundene vor dem Hintergrund des potenziell Auffindbaren zu bewerten.
Ob eine spezifische Information in der Datenbank nicht existiert oder nur nicht
gefunden wurde, lässt sich anhand der Ergebnisse allein nicht entscheiden.47
Strategien, um diese Unsicherheit zu kompensieren und die Zuweisung von Such-
anfragen und Suchergebnissen zu stabilisieren, sind beispielsweise die Verwendung
von kontrollierten Vokabularen, Klassifikationssystemen und Taxonomien sowie
46 | Mit ihren jeweiligen Verweisen auf die Black Box verbinden Summit und Bachman
unterschiedliche Assoziationen. Dies wird in Summits Plädoyer für die interaktive
Suche deutlich, das mit Bachmans Beschreibung der Datenbank als Black Box
konform geht: »In my view of an interactive system, information retrieval should be
thought of as a process, not as a probe (as is the case with batch systems). With
the exception of simple, explicit searches, the searcher is neither completely aware
of what is contained in the database, nor confident of just which words to use in the
query to elicit a desired response. Because of this, there needs to be a high degree
of interaction between the searcher and the database to gain the desired outcome«
(Summit 2002).
47 | Die Diskussion der Datenbank als Black Box wird im Kapitel »Techno-Logik« (S.
259ff.) erneut aufgegriffen. Relevant wird hierbei die Unterscheidung zwischen
dem Datenbestand als Black Box und der Suche als Black Box.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242