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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Banken, Basen, Reservoirs 181 die Entwicklung formaler Anfragesprachen, die das computergestützte Finden von Informationen erleichtern, wenn nicht sogar ermöglichen sollen. Wie der Linguist Rüdiger Weingarten Anfang der 1990er Jahre festgestellt hat, kann die Herausbildung rigider Ordnungsstrukturen als Antwort auf diejenigen Probleme verstanden werden, die aus der Entkopplung der Kommunikationspartner in der Datenbankkommunikation resultieren. Für Weingarten stellt die Datenbank ein Medium dar, welches »nicht auf ein gemeinsames Zeigfeld der Kommunikations- partner zurückgreifen« (Weingarten 1994: 168) kann. Zudem sind dem Bereitsteller von Informationen in Datenbanken der Pfad und der Ausschnitt unbekannt, den der Suchende durch die Datenbank nimmt bzw. den er von der Datenbank wahr- nimmt. Dies hat zur Konsequenz, dass »die ansonsten üblichen textdeiktischen Mittel [...], aber auch makrostrukturelle Verfahren der Kohärenzbildung, wie z.B. narrative Strukturen« (Weingarten 1994: 168) nicht mehr funktionieren.48 Obwohl die Anwendung kontrollierter Vokabulare zur thematischen Be- schreibung von medialen Konstellationen, ihre Einordnung in ein rigides Klassifi- kationssystem sowie die formale Strukturierung von Information durchaus ein geeignetes Mittel sein können, um mit die Herausforderungen der Datenbankkom- munikation technisch umzugehen, erweisen sich diese Strategien dann als pro- blematisch, wenn sie zwischen unterschiedlichen Communities of Practice ver- mitteln sollen, in denen die gleichen Informationen Verschiedenes bedeuten und in denen auf unterschiedliche Weise mit Informationen umgegangen wird. An der Schnittstelle zwischen unterschiedlichen Gemeinschaften können Boundary Objects vermitteln, wie Geoffrey Bowker und Susan Leigh Star in Sorting Things Out dargelegt haben49: »Boundary objects are those objects that both inhabit several communities of practice and satisfy the informational requirements of each of them. Boundary objects are thus both plastic enough to adapt to local needs and constraints of the several parties employing them, yet robust enough to maintain a common identity across sites. They are weakly structured in common use and become strongly structured in individual-site use.« (Bowker/Star 2000: 297) Boundary Objects ermöglichen die Vermittlung zwischen verschiedenen Praxis- gemeinschaften und ihren jeweiligen Klassifikationen sowie Bedeutungen, da sie einerseits relativ abstrakt sind, andererseits aber den Anforderungen verschie dener 48 | Siehe hierzu auch Weingartens linguistische Analyse des Datenbankabfragen zugrunde liegenden Dialogmusters (vgl. Weingarten 1988). 49 | Entwickelt wurde das Konzept der Boundary Objects von Star und James R. Griesemer in einer Studie zu den unterschiedlichen Praktiken von professionellen Wissenschaftlern, Amateurforschern und Verwaltern sowie den Vermittlungen zwi- schen diesen Communities of Practice im Museum of Vertebrate Zoology der Univer- sity of California, Berkeley (Star/Griesemer 1989).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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