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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken182 Gemeinschaften angepasst werden können.50 Im Vergleich dazu sind die stan- dardisierten Vokabulare und Klassifikationen, mit denen viele digitale Informa- tionssysteme operieren, sehr unflexibel.51 Deshalb machen sich Bowker und Star für den Entwurf und die Entwicklung von Boundary Infrastructures stark, welche die »differing constitution of information objects within the diverse communities of practice that share a given infrastructure« (Bowker/Star 2000: 314) berück- sichtigen. Wie genau ein solches Informationssystem aussehen könnte und wie in diesem die technischen Prozesse der Informationsverarbeitung an die diversen menschlichen und sozialen Formen des Umgangs mit Informationen angeschlossen werden sollen, lassen die Autoren offen. Wichtiger als ein fertiger Entwurf für eine solche Infrastruktur ist jedoch, dass der Vision eines einheitlichen, univer- sellen Informationssystems eine Alternative zur Seite gestellt wurde: die Idee eines fragmentierten, zwischen den partikularen informationellen Praktiken ver- schiedener Gemeinschaften vermittelnden Informationssystems. Die Kontingenz des Entwurfs von Informationssystemen wird hierdurch deutlich und erlaubt es, die Politiken digitaler Datenbanken zu hinterfragen sowie die in Datenbanken einge- schriebenen Machtstrukturen kritisch zu analysieren.52 Hierbei ist nicht nur von Interesse, welche Informationen auf welche Weise in einer Datenbank gespeichert werden, sondern auch, an wen sich die Datenbank richtet, wie die Zuweisung von Suchanfragen und Suchergebnissen stabilisiert wird und in welche informationellen Praktiken sie eingebunden ist. Selbst die in diesem Kapitel bisher thematisierte Suche nach dem Bekannten, d.h. nach vorhandenen Informationen, stellt nur eine, wenn auch wichtige Form der medialen Datenbankpraxis dar. Die Datenbank – verstanden als konkrete Samm- lung von Informationen – dient hierbei als Reservoir, Fundus oder Ressource zur Befriedigung künftiger Informationsbedürfnisse. Sie ist ein Informationspotenzial, welches auf abgelegten Informationen basiert, die unsichtbar abgespeichert durch Suchanfragen selektiert und auf der Benutzeroberfläche zugänglich gemacht werden können. In anderer Hinsicht erscheint die Datenbank als Ressource, die potenziell mehr Informationen bereithält als in ihr abgespeichert wurden. Die Datenbank ist hierbei 50 | Star und Griesemer unterscheiden in ihrem Aufsatz aus dem Jahr 1989 vier Typen von Boundary Objects: Sammlungen (repositories), Idealtypen (ideal types), übereinstimmende Grenzen (coincident boudaries) und standardisierte Formulare (standardized forms) (vgl. Star/Griesemer 1989: 410f.). Diese Taxonomie erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 51 | Dies trifft gemeinhin auch auf algorithmische Verfahren der Auswertung von Information zu. Algorithmen beschränken die Interpretationsmöglichkeiten auf vordefinierte Regeln, wie in Bezug auf Nakes Unterscheidung von Oberfläche und Unterfläche bereits festgestellt wurde, S. 96ff. 52 | Kritik wird hier zunächst im buchstäblichen Sinn von krinein als Aufgabe begriffen, Unterschiede zu markieren.
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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