Seite - 198 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Bild der Seite - 198 -
Text der Seite - 198 -
Digitale
Datenbanken198
2002a: 399) stark. Diese sind nicht von Information über Realität verschieden,
sondern stellen einen bestimmten Typus ebenjener dar. Charakteristisch für Daten
ist seines Erachtens, dass sie quantitative Informationen über Realität bereitstellen:
»Ein Faktum ist ein Datum genau dann, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
(a) Der Satz, der auf das Faktum referiert, hat die Form f(x,y), und (b) y steht für
einen Zahlenwert« (Sommer 2002a: 403). Floridis These, dass Wahrheit ein zen-
trales Kriterium für Information (über Realität) darstellt, spiegelt sich in Sommers
Feststellung wider, dass »ein Sachverhalt genau dann eine Tatsache sei, wenn ein
wahrer Satz auf ihn referier[t]« (Sommer 2002a: 394). Daten sind diesem Begriffs-
verständnis zufolge nicht unmittelbar gegeben, sondern stellen eine bestimmte
Form der Bezugnahme auf Realität dar, die auf Messung beruht. In eine ähnliche
Richtung weist die Definition von Daten, die sich in der Encyclopedia of Statistical
Sciences findet:
»A datum is defined to be a fact (numerical or otherwise) from which a conclusion
may be drawn such as, for example, that none of four apples have the same number
of worms. A datum contains information whereas a number, adjective, or other form
of description may not.« (Federer 1982: 269)
Anders als in Sommers Definition werden Daten hier jedoch nicht auf numerische
Information beschränkt, sondern mit faktischen Informationen gleichgesetzt.
Hierdurch erfährt der Datenbegriff Sommers zwar eine Erweiterung, jedoch keine
grundlegende Umdeutung. Daten werden verstanden als faktische Information
über Realität und sind somit unterschieden von Fiktionen respektive symbolischen
Probehandlungen.84
Ganz gleich, ob man die engere oder weitere Bedeutungsvariante zugrunde legt,
in Bezug auf Computer ist in der digitalen Medienkultur häufig auch von Daten
in diesem Sinn die Rede. Seit einigen Jahren wird nicht nur von einem drohenden
Information Overload gesprochen, sondern auch eine data deluge diagnostiziert.
Diese Beobachtung einer Datensintflut bezieht sich nicht nur auf binäre Re-
präsentationen von Informationen, sondern vor allem auch auf die zunehmende
Verfügbarkeit quantitativer Daten über Realität, die mit Computern erfasst werden
und gespeichert vorliegen (vgl. Borgman 2007: 6f.). Auch im Begriff der Datenbank
schwingt die Bedeutungsvariante von Daten als (numerische) Information über
Realität mit, welche beispielsweise im Kontext der institutionellen Informations-
verarbeitung und des Managements von zentraler Bedeutung ist. Hier werden
Datenbanken nicht in erster Linie als Sammlungen digitaler Repräsentationen von
84 | In der Forschungs- und Medienpraxis lässt sich eine Vielzahl disparater Formen
von Daten als faktische Information über Realität unterscheiden. Dies hat, wie
Carlson und Anderson darlegen, auch Konsequenzen für die Versammlung, Archivie-
rung und Nutzbarmachung solcher Daten mittels digitaler Medien (vgl. Carlson/
Anderson 2007).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242