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Techno-Logik 213
bevor die Bearbeitung der nächsten Person erfolgt. Dementsprechend haben die
Verarbeitungsschritte beim Interactive Processing die Reihenfolge: 1-2-3-4-1-2-3-4-
1-2-3-4. Die Funktionseinheit bildet nicht mehr der einzelne Verarbeitungsschritt,
sondern eine Prozedur, die unterschiedliche Verarbeitungsschritte zu einer kom-
plexen Einheit zusammenfasst, welche als solche wiederholt werden kann.12 Ob die
genannte Aufgabe der Lohnabrechnung für eine, hundert oder tausend Personen
durchgeführt werden soll, macht unter den Bedingungen sequentieller Speicher
insofern keinen Unterschied, als es stets ungefähr dieselbe, relativ lange Zeit dauert,
bis man zu einem Ergebnis gelangt ist. Speicher mit Direktzugriff ermöglichen dem-
gegenüber den raschen Zugriff auf verteilt gespeicherte Informationen, sodass die
einzelnen Verarbeitungsschritte schnell hintereinander ausgeführt werden können.
Infolgedessen kann die Lohnabrechnung für einzelne Personen schnell und effizient
erstellt werden.
Heute ist der interaktive Umgang mit Computern selbstverständlich. Ende der
1950er Jahre war Interaktivität kaum mehr als eine vielversprechende Vision und
so war der Alltag der Computernutzung weiterhin vom Umgang mit Lochkarten
und Bandspeichern geprägt und folgte der Logik der Stapelverarbeitung (vgl. Haigh
2009: 15). Denn die interaktive Verarbeitung von Informationen auf Grundlage
von Festplatten erwies sich als schwierig. Voraussetzung für die Verwirklichung
des Interactive Processing war die Automatisierung der Informationsverwaltung
im Computer. Unmittelbar verfügten Festplatten nicht über dieses Leistungsver-
mögen. Was die Festplatte als Random Access Memory leistet, ist nicht der direkte
Zugriff auf Information, sondern der direkte Zugriff auf den Datenträger. Daher
sah man sich fortan mit der Frage konfrontiert, wie die Speicherung und Abfrage
von Informationen realisiert werden kann, wenn der wahlfreie Zugriff auf jeden Ort
im Speicher möglich ist. Die Beschäftigung mit diesem Problem führte zu der Ent-
wicklung von zentralen Konzepten zur Funktionsweise digitaler Datenbanken, die
in den Entwurf und die Implementierung von DBMS einflossen.
12 | Diese Form der Gruppierung von vielen Einzelverarbeitungsschritten zu einer
komplexen Einheit kann im Anschluss an Paul Klee als dividuell bezeichnet werden.
Dividuelle Reihungen unterscheidet Klee von individuellen Anordnungen: »Die Frage,
ob dividuell oder individuell, wird entschieden durch unübersichtliche Ausdehnung
oder übersichtliche Knappheit. Denn bei unübersichtlicher Ausdehnung können Tei-
lungen willkürlich vorgenommen werden, ohne die vorliegende Gliederungsart zu
stören. Bei übersichtlicher Knappheit aber kann nichts durch Teilung wegfallen und
auch nichts hinzutreten, ohne das Individuum zu verändern oder es in ein anderes
Individuum zu verwandeln« (Klee 1971: 237). Die Verarbeitungsfolge bei der Stapel-
verarbeitung ist individuell, da der Prozessfolge 1-1-1-2-2-2-3-3-3-4-4-4 kein Ele-
ment entnommen werden kann, ohne dass dies Auswirkungen auf die gesamte
Verarbeitungsprozedur hat. Die Reihenfolge der Prozessschritte im Interactive Pro-
cessing (1-2-3-4-1-2-3-4-1-2-3-4) ist dividuell, da sich die Prozedur der Verarbeitungs-
schritte 1-2-3-4 wiederholt.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242