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Digitale
Datenbanken248
werden sollen, auch eigenständig und unabhängig von Datenbankadministratoren
und Anwendungsprogrammieren mit Datenbanken zu interagieren. Codd, dem
1981 – acht Jahre nach Bachman – der renommierte Turing-Award verliehen wurde,
stellt dies in seinem Vortrag anlässlich der Preisverleihung deutlich heraus. Ein Ziel
relationaler Datenbanksysteme sei es, die Nutzer mit Datenbankinformationen in
direkten Kontakt zu bringen: »put end users into direct touch with the information
stored in computers« (Codd 1982: 109).
Die Suchmöglichkeiten der Nutzer sollten nicht von vorprogrammierten
Suchroutinen (in Anwendungsprogrammen) abhängen. Im Gegenteil, die Leis-
tungsfähigkeit eines Datenbanksystems ist nach Ansicht Codds daran zu messen,
ob es seine Nutzer in die Lage versetzt, selbständig Suchanfragen zu formulieren.
Sofern diese Forderung durch relationale DBMS erfüllt wird, zeichnet sich mit
deren Aufkommen der »Übergang von der gezielten Suche nach Einträgen hin
zur Recherche als einer ergebnisoffenen Abfrage, also ein Übergang zur rech-
nergestützten Befragung des Orakels statt« (Gugerli 2009: 72). Die Übersetzung
eines nutzerseitigen Informationsbedürfnisses (Was) in eine Suchprozedur (Wie)
leistet im Rahmen des relationalen Modells nicht der Programmierer, sondern der
Computer, wodurch der Eindruck der direkten Interaktion mit Information ent-
steht. Der Speicherraum der Datenbank wird für den Suchenden opak; er ist eine
Black Box, der gegenüber Suchanfragen formuliert werden, die der Computer auto-
matisch in Ergebnisse übersetzt.
Abb. 13: Visualisierung des Netzwerkdatenmodells als gerichteter Graph
Quelle: CODASYL Data Base Task Group 1971: 61
Das Netzwerkdatenmodell privilegiert eine andere Form der Suche. Es basiert
wie auch das hierarchische Modell auf einer Strukturierung von Informationen
in Form von Graphen.64 Entitäten werden im Netzwerkdatenmodell als Record-
64 | Hierarchische Strukturen und Netzwerkstrukturen sind nicht grundlegend ver-
schieden, da Hierarchien als ein besonderer Typ von Netzwerken begriffen werden
können, bei dem die möglichen Beziehungen zwischen Knoten eingeschränkt sind.
Abgesehen vom Wurzelknoten hat jeder Knoten (Record-Typ) in einer Hierarchie
genau einen Vorgänger. Infolgedessen können in Hierarchien nur Beziehungen der
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242