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Techno-Logik 255
sucht und nicht, wie es gefunden werden kann. Als Standardsprache relationaler
Datenbanksysteme hat sich die Structured Query Language (SQL) etabliert, die von
Donald D. Chamberlin und Raymond F. Boyce bei IBM im Anschluss an Codd
entwickelt und spezifiziert wurde (vgl. Chamberlin/Boyce 1974).74 In SQL werden
Suchanfragen als Select-From-Where-Block formuliert. Die Select-Klausel legt fest,
welche Attribute in der Ergebnismenge enthalten sein sollen, d.h. die Spalten einer
Tabelle. In der From-Klausel wird bestimmt, welche Relationen in die Suche ein-
begriffen werden, und die Where-Klausel gibt die Kriterien an, welche die gesuchten
Tupel erfüllen müssen.75 Dies stellt die elementare Anfrageform in SQL dar, welche
die in der relationalen Algebra definierten Operationen der Selektion, Projektion
und des Verbunds miteinander verschaltet.
In ihrer ersten Publikation zu SEQUEL führen Chamberlin und Boyce eine Reihe
von Beispielen an, wie konkrete Informationsbedürfnisse in diese Anfrageform
übertragen werden können. Das erste und einfachste Beispiel, welches die Autoren
anführen, ist die Suche nach den Namen (NAME) aller Angestellten (EMP[loyees]),
die in der Spielzeugabteilung (DEPT = ›TOY‹) eines Unternehmens arbeiten. In
SQL-Pseudocode lässt sich dies wie folgt ausdrücken:
»SELECT NAME
FROM EMP
WHERE DEPT = ›TOY‹« (Chamberlin/Boyce 1974: 253)
An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Selektionsoperation der relationalen
Algebra und die SELECT-Anweisung in SQL nicht miteinander gleichzusetzen sind.
Die Select-Klausel legt nicht fest, welche Entitäten in der Ergebnismenge enthalten
sein sollen, sondern gibt an, welche Attribute von Interesse sind. Sie ermöglicht
Programm aus einer Folge von Befehlen an den Rechner, z.B. ›Schreibe in Variable
x den Wert 5‹« (Henning/Vogelsang 2004: 33).
74 | Zunächst führten Chamberlin und Boyce SQL als Structured English Query
Language ein, für die sie das Akronym SEQUEL gebrauchten. Aus Urheberrechtsgrün-
den wurde SEQUEL später in SQL umbenannt (Frana 2001: 17). Neben SEQUEL
wurden noch weitere Sprachen für das relationale Modell vorgeschlagen, die im
Rahmen verschiedener Entwicklungsprojekte entstanden sind (vgl. Gugerli 2009:
81). In der Praxis hat sich jedoch SQL durchgesetzt, das erstmals 1986 vom Ame-
rican National Standard Institute als Standard festgeschrieben wurde. Seither hat
der Standard, der von der International Standards Organization übernommen wurde,
eine Reihe von Revisionen durchlaufen.
75 | Chamberlin und Boyce beschreiben die elementare Form der SQL-Anfrage wie
folgt: »The user must specify the columns he wishes to SELECT, the table FROM
which the query columns are to be chosen, and the conditions WHERE the rows
are to be returned. The SELECT-FROM-WHERE block is the basic component of the
language« (Chamberlin/Boyce 1974: 254).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242