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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken278 einen Missbrauch dar, der zwar konstatiert, aber wahrscheinlich nicht ausgeräumt werden kann. Daher gelte es nicht, zu versuchen die Bedeutung der Identitäts-Links definitorisch festzulegen, sondern umgekehrt auch als Effekt ihres Gebrauchs zu verstehen oder, wie Halpin und Hayes abschließend fordern, »as functions of their actual use« (Halpin/Hayes 2010). Eine Perspektive für einen möglichen Lösungsansatz kann die medienphi- losophische Reformulierung des Problems von Linked Open Data eröffnen. Die einzelnen Datenbestände im Web of Data enthalten in erster Linie keine Fakten, sondern Aussagen im Sinne Foucaults. Indem man jedoch versucht, diese als reine Fakten zu behandeln und sie so von ihrem Entstehungs- und Publikationskontext abzulösen, verlieren die Datenbestände ihren Aussagestatus. Eine Zeichenfolge konstituiert nach Ansicht Foucaults erst dann eine Aussage, wenn »sie zu ›etwas anderem‹ [...] eine spezifische Beziehung hat« (Foucault 1981: 129). Die Spezifik dieser Beziehung zu »etwas anderem« geht im Web of Data verloren, auch wenn die Semantik von Linked Data in RDF-Tripeln expliziert wird. Die Aussagefunktion fällt mit dem Gehalt einer Äußerung nicht in eins, sondern geht dieser voraus: »Sie [die Aussage, M.B] ist vielmehr mit einem ›Referential‹ verbunden, das nicht aus ›Dingen‹, ›Fakten‹, ›Realitäten‹ oder ›Wesen‹ konstituiert wird, sondern von Mög lichkeitsgesetzen, von Existenzregeln für die Gegenstände, die darin genannt, bezeich net oder beschrieben werden, für die Relationen, die darin bekräftigt oder verneint werden. Das Referential der Aussage bildet den Ort, die Bedingung, das Feld des Auftauchens, die Differenzierungsinstanz der Individuen oder der Gegen- stände, der Zustände der Dinge und der Relationen, die durch die Aussage selbst ins Spiel gebracht werden; es definiert die Möglichkeiten des Auftauchens und der Abgrenzung dessen, was dem Satz seinen Sinn, der Proposition ihren Wahrheits- wert gibt.« (Foucault 1981: 133) Bezogen auf den Linked Data-Kontext bedeutet dies, dass es keine reinen Informationen über Fakten oder sogar reine Fakten gibt, die im Web of Data zugänglich gemacht und miteinander vernetzt werden könnten. Es handelt sich stets um Aussagen, in deren Rahmen Zeichenketten (mediale Konstellationen) als fak- tische Informationen über etwas interpretiert werden. Aussagen verweisen, wie Deleuze das foucaultsche Konzept rekonstruierend herausgearbeitet hat, auf drei Räume – einen kollateralen, einen korrelativen und einen komplementären Raum – die sie aufspannen und in denen sie sich gleichermaßen situieren (vgl. Deleuze 1992b: 14ff.). Den kollateralen Raum bilden die anderen Aussagen, die eine Aussage umgeben, ihr Vorausgehen und Nach- folgen. Als korrelativen Raum bezeichnet Deleuze »die Beziehung der Aussage [...] zu ihren Subjekten, ihren Objekten und ihren Begriffen« (Deleuze 1992b: 16). Der komplementäre Raum ist das nicht-diskursive Außen der Aussage, dass das tech- nisch-materielle, institutionelle und ökonomische Milieu bildet, in dem die Aus- sage artikuliert wird. Durch die Unterscheidung des kollateralen, korrelativen und
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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