Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Seite - 284 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 284 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Bild der Seite - 284 -

Bild der Seite - 284 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text der Seite - 284 -

Digitale Datenbanken284 Die Herausforderung einer Beschreibung der PhĂ€nomeno-Logik digitaler Da- tenbanken kann in Anlehnung an Heideggers in Sein und Zeit entwickeltes Ver- stĂ€ndnis der PhĂ€nomenologie auf die Frage gebracht werden: Wie zeigt sich die Datenbank je nach Zugangsart zu ihr von sich selbst her?2 Diese Frage weist in Richtung des relationalen VerhĂ€ltnisses zwischen der Datenbank als einer me- dialen Konstellation bzw. als Sammlung medialer Konstellationen und ihrem Gebrauch in medialen Praktiken durch die Nutzer. Im Anschluss an Don Ihdes postphĂ€nomenologische Studien lĂ€sst sich dieses VerhĂ€ltnis als ein zweifaches Embodiment beschreiben, welches er am Beispiel der instrumentellen Wahr- nehmung in den Wissenschaften beschreibt: »[S]cience is necessarily â€șembodiedâ€č in technologies or instruments, but simultaneously it implicates human embodiment as that to which the â€șdataâ€č are reflected« (Ihde 2003a: 133).3 Analog hierzu können Benutzerschnittstellen als Formen der Verkörperung von Datenbanken begriffen jeweils fĂŒr jemanden bedeuten mögen« (GĂŒnzel 2009: 157). Wovon sich Foucault distanziert ist demzufolge das BegrĂŒndungsunterfangen Husserls, aber nicht das phĂ€nomenologische Vorgehen: »Diskursanalyse ist«, so die These GĂŒnzels, »PhĂ€- nomenologie minus deren BegrĂŒndung« (GĂŒnzel 2009: 160). 2 | Bei seiner Bestimmung des phĂ€nomenologischen PhĂ€nomenbegriffs rekurriert Heidegger auf die antike Philosophie. PhĂ€nomene seien »die Gesamtheit dessen, was am Tage liegt oder ans Licht gebracht werden kann« (Heidegger 1993 [1927]: 28). Die so bestimmten PhĂ€nomene wurden auch als das Seiende bezeichnet, welches sich »in verschiedener Weise, je nach Zugangsart zu ihm, von ihm her selbst zeigen« (Heidegger 1993 [1927]: 28) kann. Um eine Beschreibung der Weise des Sich-Zeigens ist die PhĂ€nomenologie bemĂŒht, wie auch im Übergang vom vulgĂ€ren und phĂ€nomenologischen PhĂ€nomenbegriff deutlich wird: Bedeutet PhĂ€nomen im Normalfall »Sich-an-ihm-selbst-zeigen«, so richtet sich die PhĂ€nomenologie auf das »Sich-so-an-ihm-selbst-zeigende« (Heidegger 1993 [1927]: 31), d.h. auf Anschau- ungsformen. 3 | Es ist anzumerken, dass Ihde das Unbehagen vieler Kritiker an der Setzung des intentionalen Bewusstseins sowie des transzendentalen Egos als Ausgangs- und Zielpunkt phĂ€nomenologischer Beschreibungen teilt. Dennoch hĂ€lt er an der phĂ€nomenologischen Methode fest, die er strategisch als PostphĂ€nomenologie bezeichnet, um die Differenzen zu der am Bewusstsein und Subjekt orientierten PhĂ€nomenologie husserlscher PrĂ€gung zu unterstreichen. An die Stelle des Bewusstseins setzt Ihde im Anschluss an Merleau-Ponty das Embodiment, an die Stelle des Subjekts die Erfahrung und an die Stelle der Wesensschau die auf empirischen Erfahrungen grĂŒndende Beschreibung multistabiler PhĂ€nomene (vgl. Ihde 2008: 6f.). Zentrales Moment ist fĂŒr ihn die RelationalitĂ€t und ReflexivitĂ€t der Welterfahrung (vgl. Ihde 2003a: 133). Insbesondere in den Wissenschaften zeige sich, dass die Erfahrung der Welt nicht unmittelbar ist, sondern vermittelt. Welterfahrung ist heute zunehmend eine Erfahrung durch Instrumente, in denen die Wissenschaften verkörpert sind.
zurĂŒck zum  Buch Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen OberflÀche und Tiefe 73
  6. PhÀnomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. SpielrÀume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: BegriffsklÀrung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen fĂŒr DatenunabhĂ€ngigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken