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Digitale
Datenbanken296
Einschränkungen einer API können die Möglichkeiten des externen Zugriffs auf
Datenbestände jederzeit limitiert oder unterbunden werden.27
orientierung iM vielen i: Das eine FinDen
Fungiert die Datenbank als latente Infrastruktur, die aus der unsichtbaren Tiefe
des Computers heraus die Weisen des Umgangs mit digitalen Informationen an der
Oberfläche bedingt, dann bleibt diese als Informationssammlung für die Nutzer
zumeist verborgen. In der medialen Praxis können Datenbanken jedoch auch als
Datenbanken in Erscheinung treten, d.h. als Sammlungen von Informationen, die
unsichtbar für die Augen der Nutzer in der Tiefe digitaler Speicher ruhen. Es handelt
sich um ein Potenzial, das aktualisiert werden muss, indem Informationen in der
Datenbank selektiert und an der Oberfläche zur Erscheinung gebracht werden. Die
gespeicherten Informationen erscheinen hierbei als ein Bestand, auf den durch die
Auswahl von Informationseinheiten zugegriffen und der algorithmisch ausgewertet
werden kann.
Im Folgenden soll zunächst das Finden des Einen im Vielen in den Mittelpunkt
gerückt werden, welches sowohl eine mediale Praxis als auch eine medienpraktische
Herausforderung darstellt. Datenbanken fungieren dabei als Metamedien für das
close reading medialer Konstellationen oder allgemeiner für close practices28 mit me-
dialen Konstellationen, die im Kontext der Datenbank als Informationseinheiten
adressiert und selektiert werden können, d.h. von Webseiten, Bildern, Musikstü-
cken, Videos, Personen, Profilen, Telefonbucheinträgen, Rezepten, Büchern, Pro-
dukten, Medikamenten, wissenschaftlichen Aufsätzen, bibliographischen Ein-
trägen, Lexikonartikeln etc.29 Bei der Suche nach dem Einen ist demzufolge nicht
der gesamte Datenbankinhalt von Interesse, sondern einzelne in der Datenbank
versammelte Elemente, an die sich unterschiedliche mediale Praktiken anschließen
können, wie z.B. die (wissenschaftliche) Lektüre, die Kommunikation in sozialen
Netzwerken durch Nachrichten, Kommentare u.ä., aber auch Kontroll- und Über-
wachungspraktiken.
Die Übergänge vom Vielen zum Einen sind genauer zu beschreiben. Zwei
Fragen sind hierbei leitend: Erstens geht es darum, wie die in der Datenbank
27 | Ein Beispiel hierfür sind die zum Teil heftig kritisierten Änderungen, die Twitter
an seiner API 2012 vorgenommen hat (vgl. Sippey 2012; Arment 2012; Caracciolo
2012).
28 | Der vorgeschlagene Begriff der close practices umfasst nicht nur die Lektüre oder
Interpretation von medialen Konstellationen, sondern alle Formen des Umgangs mit
und der Handhabung von medialen Konstellationen, wie z.B. das Bearbeiten, Teilen,
Annotieren, Kommentieren etc.
29 | Die Bezeichnung Metamedium verweist hier auf eine spezifische Gebrauchsweise
der medialen Konfiguration digitale Datenbank.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242