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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Phänomeno-Logik 319 Diagramme sind Denkfiguren im buchstäblichen Sinn. An ihnen können in einem Prozess des sehenden Denkens notwendige Schlüsse vollzogen werden.71 Daher steht die Deduktion im Zentrum des diagrammatischen Folgerns. Für sich allein genommen sind die an Diagrammen vollzogenen Denkoperationen rein formal. Sie geben keine Erkenntnisse über etwas anderes als über die Diagramme selbst preis. Visualisierungen beziehen sich jedoch auf Informationsbestände, die darüber hinaus zumeist auf ein Anderes Bezug nehmen, d.h. über etwas inform- ieren. Infolgedessen steht nicht allein in Frage, welche Schlüsse aus Diagrammen gezogen werden können, sondern auch, ob durch ein Diagramm das Viele – in dem es sich zu orientieren gilt – auf adäquate Weise zur Darstellung kommt. Daher ist das diagrammatische Deduzieren nicht losgelöst von den abduktiven Hypothesen- bildungen und induktiven Tests zu betrachten, in die das Denken an Diagrammen eingebettet ist (vgl. Bauer/Ernst 2010: 66f.). Diagrammatische Operationen voll- ziehen sich, wie Stjernfelt in seinen an Peirce anschließenden Überlegungen fest- stellt, in einem Regelkreis aus Abduktion, Deduktion und Induktion, weshalb dieses Denken im Erraten, Folgern und Überprüfen von Relationen und Zu- sammenhängen besteht (vgl. Stjernfelt 2000: 374). Das Erstellen eines Diagramms gleicht einem Akt des abduktiven Ratens, der darin zum Ausdruck kommt, welche Zusammenhänge auf welche Weise ver- anschaulicht werden. Auf Grundlage dessen sind deduktive Schlüsse möglich, die wiederum induktiv am Referenzobjekt des Diagramms, d.h. an der Informations- sammlung respektive einer wie auch immer gearteten Wirklichkeit überprüft werden müssen. Notwendig ist diese Überprüfung nicht zuletzt deshalb, weil sich die möglichen Folgerungen aus dem Typ des Diagramms ergeben, d.h. aus der Art und Weise, wie die Relationen, Strukturen oder Prozesse dargestellt werden, sowie aus der Syntax der erlaubten Transformationen des Diagramms und nicht aus den bezeichneten Zusammenhängen. Insofern ist es gleichgültig, aber nicht gleichbedeutend, ob man in einem Kreisdiagramm die Verteilung von Parlaments- sitzen oder die Verteilung von Todesursachen veranschaulicht, da sich an dem Dia- grammtyp Kreisdiagramm stets dieselben deduktiven Transformationen durch- führen lassen.72 Der Typus konkreter Diagramme legt ihre Interpreten darauf fest, 71 | Mersch vertritt die Meinung, »dass alle diagrammatischen Visualisierungen, insbesondere aber Graphen, um interpretiert werden zu können, der Konventionalität und Regelhaftigkeit bedürfen. Keine Wissenschaftsvisualisierung kommt ohne Le- gende oder diskursiven Kommentar aus. Nicht nur verweisen Schrift und Bild im Diagrammatischen aufeinander, sondern die Diagrammatik selber erfordert den Text, der sie deutbar macht« (Mersch 2006c: 108). Im Anschluss hieran wäre zu fragen, ob die Regeln des deduktiven Folgerns mit Diagrammen ebenso auf Konven- tionen beruhen oder ob diese Diagrammen immanent sind. Eine Diskussion dieser weitreichenden Frage kann an dieser Stelle nicht geleistet werden. 72 | Sicherlich sind die Konsequenzen andere, die man aus diesen Schlüssen zieht, aber die deduktiven Folgerungen sind dieselben.
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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