Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Seite - 320 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 320 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Bild der Seite - 320 -

Bild der Seite - 320 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text der Seite - 320 -

Digitale Datenbanken320 was sie an und mit diesen folgern können und damit auch, welche Erkenntnisse sie von diesen ableiten können. Auf einen Begriffsvorschlag von Riemann rekurrierend, den sich auch Deleuze zueigen macht, können Diagramme als Mannigfaltigkeiten begriffen werden, wel- che eine dem »Vielen als solchem eigene Organisation« (Deleuze 1992a: 233) dar- stellen. Durch seine Bestimmung des Begriffs der Mannigfaltigkeit hat Riemann die Geometrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Kopf auf die Füße gestellt. Hatte man bis dahin den Raum bei der Beschreibung geometrischer Objekte als transzendentale Größe vorausgesetzt, macht sich Riemann dafür stark, Raum als eine geometrischen Objekten immanente Größe zu begreifen. Riemann zufolge können Objekte in Abgrenzung zur euklidischen Geometrie als Mannigfaltig- keiten verstanden werden, die nicht in Relation auf einen sie umgebenden und ihnen vorausgehenden Raum beschrieben werden. Geometrische Objekte werden vielmehr auf die ihnen innewohnende Räumlichkeit hin befragt. Jede Mannigfaltig- keit spannt demzufolge einen Raum auf und entfaltet dabei ihre eigenen Gesetz- mäßigkeiten (vgl. Riemann 1990 [1854]).73 Diese Eigenschaft wohnt auch diagrammatischen Darstellungsformen inne, die ihre Interpreten aus sich heraus auf eine Weltsicht festlegen, indem sie nur be- stimmte Zusammenhänge, Relationen und Strukturen zur Darstellung bringen, an denen zudem nur spezifische Schlussfolgerungen vollzogen werden können. Hierauf hat Franco Moretti in Bezug auf die literaturwissenschaftliche Orientierung an Na- tionalliteraturen hingewiesen, welche seines Erachtens auf einem Denken in Baum- 73 | Riemann stellt kritisch fest, dass Raum als einer der Grundbegriffe der Geo- metrie noch nicht hinreichend geklärt sei. Für dieses Grundlagenproblem stellt das Konzept der Mannigfaltigkeiten eine Lösung dar. Als Konsequenz erweist sich der dreidimensionale euklidische Raum als kontingent, d.h. als möglicher Raum unter einer Vielzahl möglicher Räume: »Bekanntlich setzt die Geometrie sowohl den Begriff des Raumes, als die ersten Grundbegriffe für die Constructionen im Raume als etwas Gegebenes voraus. Sie giebt von ihnen nur Nominaldefinitionen während die wesentlichen Bestimmungen in Form von Axiomen auftreten. Das Verhältniss dieser Voraussetzungen bleibt dabei im Dunkeln; man sieht weder ein, ob und in wie weit ihre Verbindung nothwendig, noch apriori, ob sie möglich ist. Diese Dunkelheit wurde auch von Euklid bis auf Legendre, um den berühmtesten neueren Bearbeiter der Geometrie zu nennen, weder von den Mathematikern, noch von den Philosophen, welche sich damit beschäftigten, gehoben. Es hatte dies seinen Grund wohl darin dass der allgemeine Begriff mehrfach ausgedehnter Grössen unter welchem die Raumgrössen enthalten sind, ganz unbearbeitet blieb. Ich habe mir daher zunächst die Aufgabe gestellt, den Begriff einer mehrfach ausgedehnten Grösse aus allge- meinen Grössenbegriffen zu construiren. Es wird daraus hervorgehen, dass eine mehrfach ausgedehnte Grösse verschiedener Massverhältnisse fähig ist und der Raum also nur einen besonderen Fall einer dreifach ausgedehnten Grösse bildet« (Riemann 1990 [1854]: 304).
zurück zum  Buch Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken