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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken322 Der von Shneiderman herangezogene Vergleich ist jedoch schief, denn Worte ste- hen zu Bildern nicht im selben Verhältnis wie Bilder – oder genauer Diagramme – zu Interfaces. Das Visualisierungsinterface stellt keine Alternative zu diagram- matischen Darstellungen dar, sondern eröffnet vielfältige Möglichkeiten zur Er- stellung und Handhabung von zahllosen Visualisierungen.75 Es ist ein Mittel zur Erkundung von Zusammenhängen, Mustern und Strukturen in Informations- ressourcen. Dies lässt sich am Beispiel der Gapminder World-Software verdeutlichen, die auf Initiative von Hans Rosling von der Stiftung Gapminder entwickelt wurde (vgl. Gapminder).76 Das Ziel der Software ist, verbreitete Mythen durch eine fak- tenbasierte Weltsicht zu entlarven: »Fighting the most devastating myths by building a fact-based world view that everyone understands« (Gapminder).77 In Gapminder World sind die Daten von über 500 statistischen Indikatoren integriert, wie z.B. die Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung oder des Durchschnittseinkommens in einzelnen Ländern.78 Diese statistischen Informationen können in animierter Form als Blasendiagramme oder auf einer Landkarte visualisiert werden. Die Möglichkeiten zur Erkundung der Informations- ressourcen beschränken sich auf diese beiden Darstellungsformen. Variieren lassen sich ebenso die statistischen Indikatoren, deren Relation zueinander man über die Zeit hinweg betrachten kann, wie die Variable, auf die sich die Größe der Blase bezieht, sowie die Farbkodierung der Blasen. Die kombinatorischen Möglichkeiten, die dies dem Nutzer eröffnet, sind enorm. Daher bleibt es dem Anwender der Software überlassen, sich diese zunutze zu machen und in den verfügbaren Informationen signifikante Zusammenhänge zu entdecken und Erklärungen für diese zu finden. Eben dies erfordert jedoch einen bestimmten Umgang mit den Visualisierungen sowie den zugrunde gelegten Daten. Um mithilfe von Gapminder World zu einer faktenbasierten Weltsicht zu gelangen, ist die alleinige Betrachtung einzelner Visualisierungen nicht hinreichend. Die am Interface erscheinenden Diagramme sind nur ein Bestandteil des Prozesses der Formulierung und Überprüfung von Hypothesen und Gegenhypothesen, bei dem bedeutsame Aspekte und Zusammenhänge von weniger bedeutsamen unterschieden 75 | Bemerkenswert ist zudem die Geschichte des Sprichworts »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte«. Es handelt sich dabei keineswegs um ein altes chinesisches Sprichwort. Vielmehr entstammt es der Feder des Werbetexters Frederick Barnard, der das Sprichwort am 10. März 1927 in dem Branchenblatt Printer’s Ink prägte, um das Werben mit Bildern zu bewerben (vgl. Safire 1996). Diese Geschichte kann als Indiz für den problematischen Status von Bildern als Erkenntnismitteln dienen. 76 | Siehe hierzu die Webseite der Stiftung, www.gapminder.org (zuletzt aufgerufen am 10.02.2012). 77 | Weitere Beispiele für Visualisierungssoftware sind Tableau Public (www. tableausoftware.com/public) und Gephi (gephi.org/). 78 | Ein Überblick über die in Gapminder World integrierten Datensätze findet sich online, www.gapminder.org/data/ (zuletzt aufgerufen am 16.06.2013).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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