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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken332 auf Vollständigkeit zu erheben – die Notwendigkeit einer differenzierten und dif- ferenzierenden Betrachtung unserer digitalen Medienkultur vor Augen führen. Diese Notwendigkeit trat nicht zuletzt bei der Rekonstruktion der Genese der Da tenbankidee entlang verschiedener Modelle der Datenbankkommunikation im Kapitel »Banken, Basen, Reservoirs« deutlich hervor. Wenn in der technisch orientierten Medientheorie Shannons nachrichtentechnisches Kommunikations- modell und das hierauf basierende Informationskonzept bislang das Denken über den Computer als Medium anleitete, konnten die Grenzen dieser Perspektive in Rekurs auf die Geschichte der Datenbankidee aufgezeigt werden.6 Anstatt nach dem Wesen des Computermediums in immer tieferen Schichten der Tech- nologie zu suchen, sind die verschiedenen, stets kontingenten Gebrauchsformen des Computers in den Blick zu nehmen und daraufhin zu befragen, welche Kommunikationsmodelle ihnen eingeschrieben sind und was in deren Kontext Information konstituiert. Ebenso darf sich die medientheoretische Betrachtung von Datenbanken nicht auf eine Analyse der Techno-Logik der Verwaltung und Ver- arbeitung von Informationssammlungen beschränken. Vielmehr sind auch die me- dialen Praktiken in den Blick zu nehmen, in denen Datenbanken operativ werden. In diesem Zusammenhang wurde eine Differenzierung von Phänomeno-Logiken digitaler Datenbanken vorgeschlagen. Auch diese ist keinesfalls umfassend. Jedoch konnten durch die Betrachtung der Datenbank als latenter Infrastruktur sowie von Verfahren der Suche nach dem Einen und der Auswertung des Vielen zentrale Dimensionen des Datenbankgebrauchs freigelegt werden. Dabei wurde ein weiteres Mal deutlich, dass Datenbankinformationen durch ein hohes Maß an Anschlussfähigkeit gekennzeichnet sind. Die in der unsicht- baren Tiefe des Computers gespeicherten Informationen erweisen sich quasi als »formlose Formen«, die vielfältige Möglichkeiten der Selektion, Auswertung und Präsentation an den Benutzeroberflächen unserer Computer eröffnen. Aus dieser Flexibilität resultiert nicht zuletzt der große Stellenwert, der digitalen Datenbanken in der zeitgenössischen Medienkultur zukommt. Die Grenzen des Informations- bestands sowie die Grenzen der Auswertungs- und Handhabungsmöglichkeiten der versammelten Informationen bleiben indes gemeinhin unsichtbar, sodass Daten- banken allzu leicht als grenzenlose und unbedingte Informationsressourcen er- scheinen können. Wie wiederholt herausgestellt wurde, gilt es nicht nur die vielfältigen Techniken der Verwaltung von digitalen Informationen sowie die unterschiedlichen Praktiken des Datenbankgebrauchs zu beleuchten, sondern auch diese Entgrenzungstendenz als Imaginäres digitaler Datenbanken zu beschreiben, welches sich in unsere Vor- stellungen über und unseren Umgang mit Datenbanken einschreibt. Wie Norbert 6 | Für die technikzentrierte Medienforschung im Anschluss an Kittler ist der Rekurs auf die nachrichtentechnische Informationstheorie Shannons zum Gemeinplatz ge- worden. Er wird in diesem Theoriekontext als »technical father of modern media culture« (Parikka 2011: 59) betrachtet.
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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