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Mit der Tendenz zur quantitativen Evaluierung geht das Streben nach
Optimierung Hand in Hand. Besonders deutlich tritt dies im Kontext der Quantified
Self-Bewegung zutage, der Gary Wolf und Kevin Kelly 2007 ihren Namen gegeben
haben.34 Der Begriff dient als Oberbegriff für unterschiedliche Formen des Self-Tra-
cking mithilfe digitaler Medientechnologien. Das Spektrum reicht von Protokollen
gegessener Speisen über die sensorgestützte Auswertung der eigenen sportlichen
Aktivitäten bis hin zur Aufzeichnung von Herzfrequenzen und Schlafphasen.35 Die
Sammlung derartiger Informationen ermöglicht es Kelly zufolge, Antworten auf die
großen Fragen der Menschheit zu finden:
»Who Are We? What is a human? What does it mean to be a person? Is human na-
ture fixed? Sacred? Infinitely expandable? [...] We believe that the answers to these
cosmic questions will be found in the personal. Real change will happen in individu-
als as they work through self-knowledge.« (Kelly 2007)
Zwar heißt Kelly prinzipiell jede Form der Selbsterkenntnis willkommen, jedoch
präferiert er den seines Erachtens rationalen Weg: »Unless something can be mea-
sured, it cannot be improved. So we are on a quest to collect as many personal tools
that will assist us in quantifiable measurement of ourselves« (Kelly 2007). Das Ziel,
sich selbst zu verbessern und das eigene Leben zu optimieren, steht im Zentrum
der Quantified Self-Bewegung. Eine ähnliche Position vertritt auch Wolf, der 2010
feststellt: »[I]f we want to act more effectively in the world, we have to get to know
ourselves better« (Wolf 2010).
Den Schlüssel zur Optimierung des Selbst bilden quantitative Informationen,
an denen sich das eigene Tun vermeintlich objektiv bewerten lässt. Um diese
Vermutung zu belegen, suchten die Proponenten des Quantified Self zunächst
Bestätigung seitens der Naturwissenschaften. Wie Whitney Erin Boesel beobachtet,
ist der Wunsch nach wissenschaftlichen Belegen jedoch zunehmend gegenüber
selbstreflexiven Praktiken mit quantitativen Daten in den Hintergrund gerückt:
»Quantified Self’s most central object of concern has slowly shifted from the tools
people use to track, to the data those tools and other self-tracking practices gen-
erate, to self-tracking practices as meaningful ends onto themselves, to develop-
34 | Die Anfänge der quantitativen Selbstvermessung können nicht auf 2007 datiert
werden, worauf die Sozialwissenschaftlerin Whitney Erin Boesel hinweist. Der Erfolg
der von Kelly und Wolf gegründeten Quantified Self-Gruppierung habe vielmehr darauf
beruht, dass viele andere ihr Leben bereits selbst vermessen haben: »Quantified
Self came to exist because people were already self-tracking« (Boesel 2013).
35 | Die Webseite von Quantified Self (URL: http://quantifiedself.com/guide/;
Stand 11.08.2013) listet derzeit 505 verschiedene Selbst-Tracking-Instrumente
auf, die von Sensoren über Softwareanwendungen und Handy-Apps bis hin zu Web
2.0-Angeboten wie Daytum (http://daytum.com/) reichen.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242