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iit-Themenband – Digitale Souveränität 73
trächtigt die Erträge aus der Digitalisierung erheblich. Andererseits wird die Grenz-
produktivität der Digitalisierung abnehmen, wenn eine fehlende oder eine nur unzu-
reichende Nutzungskompetenz die Investitionseffizienz digitaler Technologien sinken
lässt, weil Mitarbeitende von ihnen nicht, nicht hinreichend oder falsch Gebrauch
machen können. In diesem Fall bleibt der digitale Return on Investment aus oder
zumindest hinter den Erwartungen zurück.
Wenn digitale Innovationen aus Kundensicht einen erkennbaren Mehrwert erzeu-
gen, leicht zu übernehmen und beherrschbar sind, also eine nicht zu hohe Komple-
xität aufweisen, dann muss das anbietende Unternehmen Innovationssouveränität
erlangen, die eng an einen Beitrag zur Konsumentensouveränität geknüpft ist. Über
die Adaptions- und Diffusionsrate auch digitaler Innovationen entscheidet dann vor
allem die Fähigkeit der Unternehmen, wie sie den Grad ihrer digitalen Souveränität
als Mehrwertversprechen gegenüber potenziellen Kunden verdeutlichen können.
Dies gelingt nicht immer. So revidieren Konsumenten häufig ihre Entscheidungen für
oder gegen innovative Produkte und Dienstleistungen, schlicht weil Informationen
Signalisierung digitaler Souveränität
Mag hohe Datensicherheit bei Musikempfehlungen für Streaming-Dienste noch keine große Rolle
spielen, da viele Kunden sich nicht daran stören, wenn internationale Server Informationen über
ihre Vorlieben speichern und verarbeiten, sieht das bei wissensintensiven Dienstleistungen anders
aus.
Bei Legal Techs etwa müssen Dienstleister (=Anwaltskanzlei) und Kunden (=Mandanten) einander
sehr viel mehr vertrauen können. Auch in der Telemedizin existiert eine mindestens ebenso sensible
Beziehung: das Arzt-Patient-Verhältnis. In beiden Fällen – Legal Tech oder auch Telemedizin – muss
die Technologie ein enorm hohes Sicherheitsversprechen einlösen und die extrem sensible,
vertrauensbasierte Beziehung zwischen Erbringer und Empfänger einer wissensintensiven
Dienstleistung unterstützen oder gar teilweise selbstständig erbringen.
Aus diesem Zusammenhang entstehen zugleich gänzlich neue Betreibermodelle – und zwar nicht
trotz, sondern wegen der hohen Datenschutzanforderungen in Deutschland. So wird Microsoft
die Server für seine Cloud-Computing-Systeme künftig in München ansiedeln. Damit verbunden ist
das Mehrwertversprechen, dass die dort gespeicherten Daten gemäß der deutschen Datenschutz-
gesetzgebung deutlich sicherer vor Zugriffen wären als andernorts.
Auf IT-Sicherheit und Datenschutz „Made in Germany“ setzt auch die ebenfalls in München
ansässige Myra Security GmbH. Das innovative Technologieunternehmen ist einer der führenden
Anbieter für Distributed Denial of Service DDoS-Schutz- und Web-Performance-Lösungen. Das
deutsche Unternehmen profitiert ebenfalls von den hohen Datenschutzstandards in Deutschland
und Europa. Inzwischen ist Myra auch deshalb ein ernst zu nehmender Konkurrent für einstige
US-amerikanische Platzhirsche mit einem stetig wachsenden Marktanteil.
Textbox 2.1.4: Signalisierung digitaler Souveränität
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien