Seite - 91 - in Digitale Souveränität - Bürger | Unternehmen | Staat
Bild der Seite - 91 -
Text der Seite - 91 -
iit-Themenband – Digitale Souveränität 91
Privatheit durch Technik: Chancen und Hemmnisse
„Datenschutz durch Technik“ gilt oft als die wirksamste Methode zur Umsetzung der
geltenden Datenschutzgrundsätze, da diese direkt in den technischen Systemen ver-
ankert werden. So muss nicht mühsam nachträglich verboten werden, was technisch
gar nicht möglich ist (Hornung und Hofmann 2015, S. 175).
Dieser oft auch als Privacy by Design bezeichnete Grundsatz erfordert die Berücksich-
tigung von Privatheit, und zwar über alle Phasen der Erarbeitung und Herstellung
intelligenter Systeme, beginnend bei Konzeption und Entwurf über die Implementie-
rung, die Konfiguration bis hin zur Weiterentwicklung von Systemen (Hansen und
Thiel 2012). Der Anspruch, Risiken für Privatheit und Persönlichkeitsrechte zu vermei-
den bzw. zu minimieren, ist in der Praxis allerdings nicht einfach umzusetzen, da
Technikentwicklung von Geschäftsmodellen abhängt und von der umfassenden
Erhebung, Auswertung und Verknüpfung von Daten getrieben wird, nicht aber von
deren zwangsläufiger Beschränkung und Kanalisierung durch Privacy-Erwägungen.
So verwundert es nicht, dass bereits verfügbare technologische Möglichkeiten zum
Schutz von Privatheit nicht umfassend genutzt werden.10 Dies dürfte insbesondere
für kleine Unternehmen gelten, die sich im Rahmen des digitalen Wandels mit für sie
häufig noch völlig unbekannten Auswirkungen auf die Privatheit ihrer Mitarbeiter
konfrontiert sehen.
Big-Data-Verfahren eröffnen also weitreichende Möglichkeiten, persönliche Merk-
male zu bestimmen, Mitarbeiterprofile zu erzeugen und sogar menschliches Verhal-
ten zu prognostizieren und zu beeinflussen. Traditionelle Datenschutzprinzipien wie
die Zweckbindung, Datensparsamkeit beziehungsweise -minimierung, Verhältnismä-
ßigkeit und die begrenzte Verarbeitung arbeits- und personenbezogener Informatio-
nen geraten daher unter Druck und erscheinen nicht mehr als zeitgemäß. Deshalb ist
es notwendig, die Grundprinzipien des Datenschutzes neu zu gestalten. Die Chan-
cen und Risiken datengetriebener Innovationen sollten in diesem Prozess allerdings
nicht getrennt und unabhängig voneinander erörtert werden (Morlok et al. 2016).
„Datenschutz durch Technik“ muss dabei über vereinzelte, fragmentierte Forschungs-
und Gestaltungsansätze hinausgehen und sich zu einem systematischen, nachvoll-
ziehbaren Prozess, besser einer vollständigen Methodik erweitern (Fischer-Hübner et
al. 2011). Auf diesem Weg werden zahlreiche noch ungelöste Fragen zu beantwor-
ten sein. Etwa: Wann besteht tatsächlich ein Personenbezug? Schließlich unterschei-
10 Siehe hierzu: Projekt ProPrivacy – Technische und rechtliche Untersuchung von Privatheit
unterstützenden Technologien (Verfügbar unter: www.sit.fraunhofer.de/fileadmin/
dokumente/studien_und_technical_reports/Abschlussbericht-Pro-Privacy.
pdf?_=1446452292, zuletzt zugegriffen am 28.07.2017).
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien