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che wurden gegebenenfalls nicht betrachtet? Dies alles erfordert Kompetenzen
bezüglich der Daten – sowohl von der Person, die diese auswertet als auch von der
Person, die diese Ergebnisse dann verarbeitet. Insofern sind Transparenz und die
Kommunikation der Grenzen von Analysemethoden und Prognosen von zentraler
Bedeutung, um das Vertrauen in empirische Evidenz wieder zu stärken. Dadurch
kann auch die Legitimation von politischen Prozessen auf der Grundlage empiri-
scher Evidenz und den Dialog über diese Evidenz wieder an Bedeutung gewinnen.
Statistik in der Krise?
Die im allgemeinen Sprachgebrauch als westlich bezeichneten Gesellschaften haben
den aufklärerischen Bildungsauftrag weitestgehend umgesetzt. Der Zugang zum
gesellschaftlich geteilten Wissensfundus ist auch heute nicht für jeden gleicherma-
ßen, wohl aber prinzipiell möglich. Verwaltet wird das bereits gewonnene Wissen
von Wissenschaftlern, die auch für die Erweiterung des Wissensfundus und gegebe-
nenfalls für Korrekturen zuständig sind. Sie erheben Daten und werten sie aus. Damit
stellen sie in einer funktional differenzierten Gesellschaft das Wissen zur Verfügung,
das als Grundlage für politische Entscheidungen dient. Politiker nutzen dieses Wis-
sen, um Entscheidungen treffen zu können, die die Gesellschaft näher an ihre Vor-
stellungen eines optimalen Zustands bringen sollen. Die Bürger schließlich entschei-
den per Wahl, welche politischen Ideen umgesetzt werden sollen. Da Bürger auch
Zugang zu dem Wissen haben, das Grundlage der politischen Entscheidungen ist,
sind sie im Prinzip auch dazu in der Lage, die darauf beruhenden politischen Ideen zu
bewerten.
Datenkompetenzen müssen alle Beteiligten aufweisen: Für Wissenschaftler sind sie
eine der Voraussetzungen ihres Berufs. Für sie sollte es selbstverständlich sein,
sowohl bei der Datenerhebung und -auswertung als auch bei der kritischen
Einordung von Forschungsergebnissen auf dem neuesten Stand zu bleiben. Doch
auch Politiker und Bürger müssen dazu fähig sein, Forschungsergebnisse anhand
ihrer Entstehung zu bewerten, um ihren Gebrauchswert beurteilen und sie nutzen
zu können. Nur wenn die Bürger Wissen über gesellschaftliche Zusammenhänge
besitzen, können sie überhaupt in mündiger Form an der politischen Gestaltung
partizipieren.
Der Grad der Mündigkeit der Bürger bestimmt die konkrete Ausgestaltung der Drei-
ecksbeziehung zwischen ihnen, der Politik und der Wissenschaft in entscheidendem
Maße: Wenn die Bürger nicht mehr beurteilen können, was wahr ist und was nicht,
sind sie auch nicht mehr fähig, politische Entscheidungen rational zu bewerten. Diese
Gefahr wächst, wenn in Massen falsche oder irreführende Nachrichten (Fake News)
als sogenannte alternative Fakten verbreitet werden.
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien