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iit-Themenband – Digitale Souveränität 127
durch Cyberkriminalität sowohl für Unternehmen als auch für Personen. Die Siche-
rung von Daten – unter anderem personenbezogener Daten – sind jedoch primär
unter dem Gesichtspunkt der Abwägung von Kosten ein Thema. Solange die Auf-
wendungen für erforderliche Sicherheitsmaßnahmen die finanziellen und sozialen
Kosten im Schadensfall nicht übersteigen, ist die digitale Sicherheit ökonomisch nicht
begründbar. Das Thema Vertrauen positioniert die Agenda unter der Überschrift des
Verbraucherschutzes als zentralen Punkt, aber eher funktional mit Blick auf die Teil-
nahme am Markt, weniger im Sinne eines keiner weiteren Begründung bedürfenden
Rechts.
Europäische Union European Union (EU)
Die Europäische Union als regionaler Staatenverbund erscheint mit Blick auf das
Thema der digitalen Souveränität in den vergangenen Jahren eher in der Rolle einer
Getriebenen, die in vielfacher Weise vor allem gegenüber den USA im Hintertreffen
ist. Symbolisch für den Konflikt zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen von
digitaler Souveränität der EU und der USA stehen hier die Auseinandersetzung um
die Snowden-Enthüllungen und die Asymmetrie beim Umgang mit den großen,
transnational agierenden Unternehmen auf dem Feld der Digitalisierung.
Rechtlich und politisch erscheinen die Enthüllungen von Edward Snowden für die EU
als eine Zäsur, die die Bedrohung ihrer digitalen Souveränität – stellvertretend für die
ihrer Mitgliedsstaaten und nicht zuletzt auch ihrer Bürger – versinnbildlicht. In diese
Zeit fiel auch die Entscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) von
2015, das unter dem Namen „Safe Harbor“ bekannte Abkommen für unwirksam zu
erklären. Diese Vereinbarung hatte die Übermittlung personenbezogener Daten von
europäischen Ländern in die USA geregelt. Mit der Entscheidung des EuGH drohte
tausenden Unternehmen, die mehr als 15
Jahre lang auf dieser Grundlage gearbeitet
hatten, die Arbeitsgrundlage entzogen zu werden. Nur während einer Übergangs-
frist war eine Fortführung der Aktivitäten erlaubt, und es bedurfte des unter viel
Zeitdruck entwickelten Nachfolgeabkommens „Privacy Shield“, um Unternehmen
unter veränderten Bedingungen die Fortsetzung ihrer wirtschaftlichen Initiativen zu
ermöglichen. Hier war es also der europäische Gerichtshof, der zum Schutz der fun-
damentalen Rechte der europäischen Bürger einschritt und eine Neuverhandlung des
Status quo der digitalen Souveränität einforderte.
Stellvertretend für die wirtschaftliche Distanz zwischen der EU und den USA stehen
die großen internationalen Player des Internets beziehungsweise der Digitalisierung
wie Google, Apple, Facebook oder Amazon, die ihren Hauptsitz allesamt in den USA
haben. Die Liste der für die Digitalisierung strukturell relevanten amerikanischen Fir-
men, die Hardware produzieren oder digitale Dienstleistungen bereitstellen, ließe
sich fortsetzen. Die Verbindung der Snowden-Enthüllungen mit den Möglichkeiten
der Hardware-Hersteller, sogenannte Hintertüren in Hardware einzubauen, die
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien