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iit-Themenband – Digitale Souveränität 143
Folgen dieses auch als Balkanisierung des Internets beschriebenen Prozesses sind
zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur schwer vorherzusagen.
Bei dieser Untersuchung mit internationalen Perspektiven auf digitale Souveränität
nahmen jedoch auch einige zentrale Lösungsansätze deutlichere Konturen an: Wie
zu sehen war, strebt Singapur über die regionale Interessengemeinschaft ASEAN und
darüber hinaus internationale Allianzen an, um den digitalen Herausforderungen zu
begegnen. Es verfolgt damit offenbar eine andere Strategie als der asiatische Nach-
bar China und ist näher am Vorgehen der EU, die auf regionale Partnerschaften
aufbaut. Regionale Staatenverbünde wie ASEAN und die EU können als Motoren für
gemeinsame, grenzüberschreitende Initiativen von Partnerländern aktiv werden. Wie
die beteiligten europäischen Staaten vereinbarte Maßnahmen unterstützen und mit-
tragen müssen, um als regionale Macht ihre digitale Souveränität zu sichern – etwa
bei der konsequenten Umsetzung der EU-Datenschutz-Grundverordnung –, so wird
auch Singapur zu Kompromissen bereit sein müssen, wenn es mit Hilfe von Partner-
schaften gemeinsame Strategien zur Wahrung von Cyber-Sicherheit und -Souveräni-
tät entwickeln und umsetzen will.
Internationale Zusammenarbeit stellt die eigenen, die Souveränität umgebenden
Grenzen nicht in Frage, sondern ist vielmehr ihre langfristige Garantie – ebenso wie
internationale Kooperation in Europa einen grundlegenden Zweck der Staatenge-
meinschaft darstellt. Denn nur durch die Kooperation der EU-Staaten können globale
Herausforderungen nachhaltig adressiert werden.
Insbesondere für exportorientierte Länder wie Deutschland sind Abschottung und
politische Alleingänge keine realistische Option. Angesichts globaler Wirtschafts-
strukturen ist eine ökonomische Autarkie ebenso wenig erstrebenswert wie realis-
tisch. Die Analyse der Strategien der kleineren Staaten – insbesondere von Estland
und Singapur – hat gezeigt, dass sie den Herausforderungen durch Offenheit und
internationale Kooperation zu begegnen suchen. Eine Orientierung auf die Binnen-
wirtschaft mag heutzutage selbst für das bevölkerungsreiche China eine große Her-
ausforderung darstellen, für kleinere Länder – und dazu muss in diesem Rahmen
auch Deutschland gezählt werden – ist dies keine realistische Alternative.
Andererseits entwickeln sich, wie an den Beispielen Singapur, Estland und Dänemark
zu sehen war, gerade kleinere Staaten recht gut, was die Digitalisierung und auch
zumindest das Schaffen von Souveränitätsstrategien in diesem Kontext betrifft. Liegt
das wiederum nur an den kleineren Ausmaßen dieser Systeme und ihrer Gesellschaf-
ten, die zum Beispiel die Mitnahme der ganzen Bevölkerung und Wirtschaft in Rich-
tung Digitalisierung erleichtern? Gerade die europäischen Nachbarn, und hier insbe-
sondere die skandinavischen Länder, Estland und die Niederlande sind aufgrund ähn-
licher Wertesysteme nicht nur räumlich die vermutlich naheliegenderen Vorbilder.
Doch auch hier ist eine genauere Untersuchung erforderlich, welche im Ausland
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien