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und Kollegen bieten die Chance einer ersten interdisziplinären, wissenschaftlichen
Zusammenarbeit, möglicher vertiefter Kooperationen, sinnvoller Arbeitsteilung und
eines höheren wissenschaftlichen Outputs. Auch wenn es bereits in vielen Studien-
gängen erste Ansätze gibt, praktische Kurse wissenschaftlichen Arbeitens zu imple-
mentieren, ist eine prinzipielle fächer- und semesterübergreifende Umstellung der
Lehr- und Lernmethoden oder gar eine interdisziplinäre Zusammenarbeit über Fach-
spezialisierungen hinweg noch zu selten.
Studierende übernehmen im Rahmen dieser Lehr- und Lernformen stärker Verant-
wortung für ihren eigenen Lernprozess und erfahren dadurch ein hohes Maß an
Selbstbestimmtheit insbesondere in Bezug auf die Fähigkeit, eigene Interessensge-
biete, Fragestellungen und Ziele aufgrund von Selbsterfahrungen bestimmen zu kön-
nen. Hinzu kommt Selbstregulation, also die Fähigkeit, den selbstgesteckten Zielen
planvoll, reflektierend und korrigierend zu folgen sowie eine hohe Selbstwirksam-
keitserwartung (Bandura 1977). Damit wird das Lehren zunehmend individualisiert
und lerner- bzw. lerngruppenzentriert. Dies bedeutet auch, dass die Prüfungsverfah-
ren stärker individualisiert und sich an den thematischen Kenntnissen der Lernenden
orientieren müssen. Hochschulen sollte es deshalb ermöglicht werden, ihre Prüfungs-
verfahren adaptiv an die Studierenden und Studentengruppen anpassen zu können.
Dabei sind Prüfungsszenarien zu entwerfen, die den individuellen, gruppenspezifi-
schen und situativen Umständen Rechnung tragen.
Durch die neuen Lehr- und Lernformen entsteht zwischen Lehrenden und Lernenden
eine neue Rollenkonstruktion: Studierende unterstützen ihre Dozierenden in der
Lehre bei ihren Forschungsaktivitäten; Dozierende helfen ihren Studierenden bei der
Entwicklung und Beantwortung ihrer Problemstellungen und Forschungsfragen.
Somit entstehen schon frühzeitig Forschergemeinschaften zwischen studentischen
Forscherteams und ihren sie anleitenden Lehrenden, die auch semesterübergreifend
Bestand haben können. Über die Verbindung von Lehre und Forschung hinaus könn-
ten auch Wissenstransfer und Praxis eine ganz neue, zentralere Rolle in den Forscher-
gemeinschaften einnehmen. Sind Studierende beispielsweise stärker in Forscher-
teams des Lehrstuhls integriert und tragen aktiv zum neuen Erkenntnisgewinn bei,
könnten sie auch stärker in Publikations- oder Präsentationstätigkeiten eingebunden
werden. Studierende könnten so schneller mit der Wissenschaftswelt in Berührung
kommen und auch in den entsprechenden Wissenschaftsforen ihre Kommunika-
tionsfähigkeiten stärken. Anderweitige Prüfungsformen würden für die Forscher-
teams damit obsolet.
Lehrende haben umgekehrt die Chance, intensiver mit ihren Studierenden zusam-
menzuarbeiten. Sie betreuen studentische Forscherteams und steuern dabei in einer
größeren Breite ihre eigene Forschung sowie den Wissenstransfer ihrer Forschung.
Eine individuelle Betreuung wird auch bei einer Umstellung zu forschungs- und pro-
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien