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nivellirenden Einflüsse der nahen Stadt gewichen. Historische Erinnerungen, in Form von
Klöstern, Kirchen, Schlössern und noch recht gut erhalteueu Ortschaften mit ehrwürdig
altem Anstrich, versetzen uns lebhaft zurück iu die Tage des Mittelalters und rufen Bilder
aus der kampfesreichen niederösterreichischen Geschichte vor das geistige Auge.
Nach diesen einleitenden Worten sei ein kurzer Gaug gestattet durch die lauschigen
Waldgründe von der Donau bis zum Fuße der Alpeu. Jedem Wiener ist vom ganzen
Wienerwald am besten das Gebiet zwischen der Donau, dem Tnllnerbach uud dem Wien-
flusse bekannt. Was erschließt sich aber auch hier für eine Fülle von lieblichen Landschaften
uud reizenden Waldwegen, was herrscht da an schönen Juni-Sonntagen für ein bunt-
bewegtes Leben, und welche Scharen wälzen sich aus der staubigen Kohlenatmosphäre
der Stadt hinaus iu das üppige Grün, in die reine Waldesluft, wo am Rande dichter
Eichen- uud Bucheuforste die unzähligen mehr oder weniger geschmackvollen Landhäuser
mit den rosenbeladenen Gärten und obligaten Oleanderbänmchen stehen und die traulichen
Schenken mit den saftigen Rasenplätzen und schattigen Lauben so einladend dem in heißer
Sonne schmachtenden Touristen entgegenlächeln. Welche Fülle heiteren Sommerlebens und
wahrhaft reizender Naturschönheit liegt nicht in den Namen: Hütteldorf, Halterbachthal,
Hadersdorf, Purkersdorf, Gablitz, Hainbach, Dornbach, Weidling am Bach und wie sie
alle heißen die Orte, die jedes Wiener Kind als sein ererbtes oder angeborenes Eigenthum
mit Recht betrachtet.
Wie malerisch hübsch sind die steilen Hänge des Wienerwaldes gegen die Donau zu,
wo die dicht mit Eichenwäldern bewachsenen Hügel jäh abfallen zum Ufer des Stromes
mit seinen graugrünen Aninseln; wie schön liegt das imposante Klosterneuburg, dieser
österreichische Eseorial, eingeklemmt zwischen Berg und Strom; uud weiter beim Kahlen-
bergerdorf und oberhalb Nußdorf, Griuziug und bei Dornbach, wie reizend verläuft da
der Wald zwischen Wiesenmatten, wilden Rosenhecken und großen Weingärten, die hinab-
reichen bis zu den Häusern Wiens. Die bekanntesten Aussichtspunkte des Wienerwaldes
sind wohl die mit der Geschichte des Kronlandes so eng verflochtenen Höhen: der Kahlen-
berg und der Leopoldsberg.
Welche herrliche Fernsicht erschließt sich den Tausenden von Ausflüglern, die
alljährlich da an schönen Frühlingstagen frohe Stunden verbringen! Gegen Süden und
Westen, wohiu das Auge reicht, nichts als Wald, ein grünes Meer; Bergrücken und
Kuppen, allmälig höher ansteigend, bis sie in weiter Ferne den Fuß der hochragenden
Alpen erreichen; uud nach Norden den Blick weudeud, gewahrt mau unter den steil
abfallenden Berghängen das Silberband der Donau mit den unzähligen Auen und
Inseln, wie es sich dahiuschlängelt gegen Osten, das weite Marchfeld vom Wiener
Becken trennend, um zwischen den letzten Ausläufern der Karpathen einerseits und dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317