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im Verlaufe von mehr als hundert Jahren endlich soweit gebändigt worden, daß jetzt eine
Fahrt über diese gefährlichen Stellen nicht mehr so bedrohlich für Leben und Gut ist.
Die Donau hat nun wieder einen ruhigen Gang und spiegelt in ihren Wellen
St. Nicola und Sarmingstein. Sie fällt in eine südliche Richtung nnd hat, uachdem
sie die Jsper aufgenommen und im weiteren Laufe zwischen bewaldeten Höhen einen
östlichen Zug hält, auch am linken Ufer niederösterreichisches Gebiet erreicht. Die „böse
Benge" bei Persenbeug ist trotz des Namens ungefährlich, und von da an lichtet sich
gleichsam die Landschaft und gestattet, durch größere Terrainerhebuugeu in nächster Nähe
unbeirrt, Fernblicke in das offene Land, das sich südwärts in wellenförmigen Höhenzügen
aufstaffelt und mit dem prächtigen Ötfcher die Aussicht abschließt.
Die Stadt Ibbs, die wir bei der Thalfahrt längere Zeit wie zum Greifen vor uns
iu Sicht hatten, und mit ihr die römische Station acl pontein Isc?s ist erreicht. Viele
Brände, der letzte im Jahre 1868, haben verschuldet, daß man der Stadt nicht ihr hohes
Alter ansieht.
Der Strom, der durch das felsige rechte Ufer aus der südöstlichen in eine nördliche
Richtung geworfen wird, bildet in der Krümmung der „Ibbser Scheibe" eine Fläche
mit dem ehemaligen Cistercienserkloster Säusensteiu uud muß, nun wieder östlich aus-
greifend, einen eingeengten Lauf zwischen Bergen nehmen, bis er den Markt Marbach,
darüber den Wallfahrtsort Maria-Taferl , und Krummnußbaum erreicht. Wie in
einem Wandelbilde erscheint infolge der Deltascheibe bei Ibbs der hochgelegene Wallfahrts-
ort wieder und wieder.
Wir gelangen nun nach Pöchlarn, dem „Bechelaren" des Nibelungenliedes, wo der
Markgraf Rüdiger in einem weiten Palaste hauste, „vor dem die Donau unten die Flut
vorübergoß" und der die „guten Degen", die „gegen die Hunnen fuhren", herbergte. Keine
Spuren verweisen auf den im Heldenliede gepriesenen Herrschersitz und die ältesten Ball-
denkmale in Pöchlarn datiren nur in das XIV. Jahrhundert zurück. Die Reliquien der
römischen Herrschaft wären vielleicht im Bette des Stromes, auf dem die Flottille der
ersten norischen Legion trieb, und draußen im Dorfe Harlanden zu suchen, wo die
älteste römische Colouie lag. Sage und Geschichte verleihen der Stadt Pöchlarn einen
bleibenden Zauber.
Eine eigentliche Perlenschnur der prächtigsten uud lieblichsten Strombilder rollt sich
bei der weiteren Thalfahrt auf, dereu rasch aufeinander folgender Wechsel fast das Auge
ermüdet, das des Schauens nicht satt wird. Schloß Artstetten, die Ruine Weitenegg,
Schloß Lubereck und Emmersdorf, dessen Marktwappen zwei Eimer an einer Rollkette
über einem Ziehbrunnen im rothen Felde enthält, im Hintergründe der Janerling <Mons
akoiniea) rücken ain linken Ufer in das Sehfeld und hinterlassen reizende Eindrücke. Von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317