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Emmersdorf liegt eine halbe Stunde Gosain (Gosheim, Gottesheim) ab, wo die uralte
Pankrazkapelle mit einem Altar, dessen Mensa ein römisches Grabdenkmal ist, aus einem
Felsenkogl steht.
Wir halten nun bei dem „Medelike" des Nibelungenliedes, bei der römischen Station
ad mui vs. auch Namare, bei der Burg Geysa's, die der erste Babenberger zerbrach, um
selber dort den Markgrafensitz für die Ostmark aufzuschlagen, vor der interessanten
Benedictinerabtei Melk . Ursprünglich von Leopold dem Erlauchten für Chorherren
gestiftet, wurde sie 1089 den Benedietinern eingeräumt; Melk selbst blieb die Residenz vou
elf Babenbergern, bis der Markgrafensitz durch deu vierten Leopold auf den Leopoldsberg
verlegt wurde. Kirche und Kloster sind keine alten Baudenkmale, sondern stammen
aus dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts. Die pittoreske Lage von Melk und seiner
Umgegend offenbart sich am schönsten vor der Klosterkirche auf einem gegen die Donau jäh
abstürzenden Felsen. Es eröffnen sich von hier die wunderbarsten Ausblicke stromauf-
nnd abwärts: im Süden gegen das Hochgebirge, hinüber auf das bewaldete Hügelland,
das sich zum Jauerling aufbaut, hinauf bis Pöchlaru und Maria-Taferl und über die
An-Jnseln der Donau hinweg in die Wachau (Wachowa), in die uns nach Kurzem die
Thalfahrt zwischen Melk und Dürenstein bringt.
Der Strom ging bei Melk auf eine kurze Strecke in einem breiteren Thalbecken,
bald aber wird er wieder durch Gueißfelsen eingeengt, was die Schönheit seines Laufes
nicht beeinträchtigt, vielmehr erhöht. Zunächst trifft unser Blick am rechten User das
Schloß Schönbichl auf einem in die Donau vorspringenden Felsen. Unmittelbar daran
und an den waldigen Bergabhang geschmiegt, reiht sich das Kloster Schönbichl. Weiter
unten trennt der Strom Klein-A ggsbach von dem Markte Aggsbach (Aeusabach, später
Arnsbach) am linken Ufer, von dem man durch eine finstere Thalklamm zu einem ver-
fallenen Karthäuserkloster gelangt. Unweit von Klein-Aggsbach führt ein Thaleinschnitt,
stellenweise an den steilen Felsabsällen der Rinne Aggstein hinauf, nach dem Waldfrieden
des Serviteuklosters Langegg.
Immergrüner Epheu, Geschichte und Sage umspinnen die Trümmer der Rnine
Aggstein, die trotz ihres Verfalles stolz und fast bedrohlich von der schwindelnden Felsen-
höhe in das Donauthal hinabschaut. Ein hoher Wartthurm überragt sie, starke, aber
vielfach zerklüftete Ringmauern und Felsenwände umrahmen den weiten Burgraum. Das
schmucke „Rosengärtlein" wird trotz seines gefährlichen Zuganges von poetisch angehauchten
Besuchern auf morschen Leitern erklommen. Noch ist aus eiuem abgrundtiefe» Brunnen
Wasser zu schöpfen, doch verschüttet sind die unterirdischen Gänge, die in die Thalsohle
ausmündeten und dnrch welche die Knenringer hinausdrangen, um die Waarenschiffe zu
plündern, bis ihnen das verbrecherische Handwerk gelegt und ihr Raubnest zerstört wurde.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317