Page - 98 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Image of the Page - 98 -
Text of the Page - 98 -
98
zwischen den Ebenen des Marchfeldes und des Wiener Beckens, hat das Augebiet an der
Donau von den umliegenden Typen angezogen, in sich anfgenoinmen, und doch dabei
sein ganz specifisches Wesen beibehalten. Die niederösterreichischen Douau-Aueu sind eine
Welt für sich, und wer nur die Wälder und Gebirge, sowie die Ebenen dieses Landes kennt,
ahnt nicht, daß in unmittelbarer Nähe der Weltstadt eine noch recht einsame nnd ganz für
sich allein charakteristische Wildniß besteht.
Ungarn und die unteren Donangebiete haben noch größere, noch urwüchsigere
Augebiete, die im Allgemeinen mit den niederösterreichischen Donau-Auen in vielen
Beziehungen übereinstimmen, aber die Mannigfaltigkeit der Vegetation ist hier eine größere,
weil gerade die Gegenden des Wiener Beckens durch das Aneinandergrenzen der politischen,
der alpinen und der baltischen Flora so reich an Arten sind. Und die Thierwelt ist nicht
geringer vertreten und nicht weniger anziehend durch ihr noch unbehindertes Treiben in
diesen großen Wald- und Flußrevieren, die zur Heerstraße dienen allerhand Zugwild und
zum Schutze den einheimischen Gattungen.
Selbstverständlich hat der Mensch im Laufe der Zeiten auch iu diese Gebiete ein-
gegriffen und jene Theile der Auwälder, die nicht durch die Macht des Stromes und seiner
Überschwemmungen als theilweise uubeuützbarer Boden bleiben mußten, sich dienstbar
zn machen gewußt. Hierdurch haben an beiden Ufern der Donau die Wälder an Breite
eingebüßt, überall sind die Felder näher, an manchen Stellen bis hart an den Strom
herangetreten nnd durch die noch im vollen Bau begriffene Donanregnlirnng ist einem
Wechseln des Strombettes und den damit verbundeneu neuen Jnselbildnngen und Aus-
dehnungen des unbenutzbaren Schotter-, Sumpf-, Wasser- und Dickichtgebietes ein Riegel
wohl für immer vorgeschoben. Innerhalb des ihr vorgezeichneten Weges und des
Jnuudationsterrains wird aber die Donau uach wie vor ihre Veränderungen und Jnsel-
bildnngen, wenn auch künftig nur in kleinem Maßstabe, fortsetzen.
Sind auch die Douau-Auen heute schon lange nicht mehr, was sie einst waren, so
haben sich doch einzelne Partien immer noch in voller Urwüchsigkeit erhalten und werden
wohl lange, trotz Reguliruug und aller menschlichen Anstrengungen, noch so bleiben. Denn
die Douau ist gerade in diesem Landstriche ein gar eigensinniger, schwer zu besiegender
Strom, und was auch gegen den offenen Ansturm der Wogen erfolgreich geleistet werden
kann, hilft nichts den unterirdischen Arbeiten des Sickerwassers gegenüber, das gerade bei
den Anbildnngen eine so große Rolle spielt.
In unmittelbarer Nähe Wiens verschwanden die Auen, welche noch vor sehr kurzer
Zeit in voller Pracht bestanden, fast gänzlich. In rascher Folge wurde vom Fuße des
Kahleuberges und gegenüber dem Bisamberge bis hinab zur Militärschießstätte nnd zum
Prater die ganze Ufergegend bebaut, eultivirt, regulirt nnd mit Brücken, Hänsern, Dampf-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317