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Gemeinde-Au zu Theil. Die beide» Biberhaufen mit ihre» fast uudurchdriuglicheu
Dickungen, umgebeu von stillen, stehenden Wässern uud den kleinen von Wasseradern
durchzogenen Weidenanflügen und weiten Schotterbänken des Jiinndationsgebietes, sind
schon ruhigere, vou der Cultur weniger beeinflußte Inseln. Erstere waren immer da und
winden iu deu letzten Jahre« durch de» Damm der Donauregulirung vom Strome uud
dessen überschwemmenden und neubildenden Einflüssen gänzlich getrennt; letztere sind nene
Schöpfungen der Donau, und da sie in jenem Gebiete liegen, in welchem der Strom frei
schalten und walten kann, entstanden sie auch erst seit der Reguliruug: angeschwemmter
Schotter mit noch sehr an Arteu armer Vegetation, doch überaus dichten Weidenanflügen,
lanter kleine Inseln, eine von der anderen durch Schotterbänke getrennt, die mit steigendem
Wasser sich in Flußarme und kleine Seen verwandeln. Selbstverständlich ist diese ganze
Pflanzen- uud Inselwelt den Launeu eines starken Hochwassers preisgegeben; im Sommer
nicht das Edelwild, besonders die Hirsche und auch eiuzelne Rehe, die sich schon an das
Überschreiten des gepflasterten Inundationsdammes gewöhnten, diese kühlen, stets von
Luftzug erfrischten Weidendickungen ans, in denen sie höchstens hier und da vou einzelnen
Fischern iu ihrer Ruhe gestört werden.
Die Bewohner der Usergegeudeu au der Donau trennen die Augebiete in zwei
große Gruppen, in die sogenannten „Harte Auen" und in die „Haufen".
Diese volksthümliche Classificirnng ist eine ganz begründete und gerechtfertigte, denn
die sogenannte „Harte All", richtiger Festlands-Au, trägt sowohl der Vegetation als auch
dem landschaftlichen Gepräge nach in gar mancher Beziehung eine» anderen Charakter an
sich als die den Einflüssen des Stromes viel »lehr ausgesetzten Haufen oder Inseln.
Das linke Donau-Ufer ist reicher au harten Auen und nur an einzelnen Stellen
wnrde die dichte Reihe der Wälder durch die Cultur verdrängt, und selbst da blos auf kurze
Strecke», während längs des rechten Ufers mir in den westlichen Theilen unseres Gebietes
ein schmales Band von Auen den Strom einsäumt und weiterhin sast gänzlich aufhört.
Eine der interessantesten nnd bekanntesten „harten Anen" des linken Donau-Ufers ist
die große Lobau; ein schmaler Wasserlauf, der sogenannte Stadtl-Enzersdorfer-Arm,
umschlingt sie, so daß auch dieser weite Komplex nach allen Richtungen hin von Wasser
umgeben ist.
Eine weite Wiese erstreckt sich inmitten der Loban, einzelne kleine Dickungen nnd
prächtige hochragende Feldrüster sowie sehr vereinzelte Eichen geben der breiten Fläche
einen abwechslungsreichen Typus, uud iu deu tief eingeschnittenen Mulden nnd Wellen
läßt das alljährlich zu den Zeiten hohen Wasserstandes emporsickernde qnellenreine Wasser
reiche Sumpfvegetation zurück. Die Ränder dieser großen Wiese sind gebildet durch die
forstwirthfchaftlich eingetheilten Waldkomplexe; Stangenhölzer mit dichtem Uiiterwuchs,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317