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Musikbande; man kann auch ohrenzerreißende Katzenmusik zu hören bekommen. In Laa
und Umgebung (V. U. M. B.) läuft ein einzelner Narr herum, desseu Rolle darin gipfelt,
daß er einen Schinken stiehlt, der dann unter Musikbegleitung ins Gasthaus gebracht
und hier verzehrt wird. In Bruck an der Leitha ziehen die sogenannten „Kittel" herum
und werden mit diesem Namen geneckt, wofür sie Ruthenstreiche austheile». Im V.O.M. B.
sammelt der Faschiugszug mit einer Musikbande an der Spitze von Haus zu Haus ziehend
Rauchfleisch, Hafer, Weizen, Korn, Eier, Geld. Eine Maske reitet auf einem mit Stroh-
kränzen aufgeputzten Gaul uud trinkt aus einer mit einem Seidenbande verzierten Flasche
den Leuten zu. Dem Hause, iu welchem eine Tänzerin wohnt, erweist man besondere
Aufmerksamkeit, und die Schöne muß Fleisch und Krapfen herausgeben. Auch den»
Brummbären kann man begegnen, der den gaffenden Kindern fleißig vortanzen muß. Am
Wechsel führt man auch Kameel und Habergeiß mit herum. Auf den Zusammenhang
unseres Faschings mit dem altgermauischeu Feste der Wintersouuenweude weist vor Allem
das bei den Narrennmzügen noch hier und da anftanchende, von einem Pferde gezogene
Rad hin, auf welchem eine Strohpuppe liegt. (Höflein im Leithagebiete.) Dieser Stroh-
mann, möglichst unförmlich, zuweilen mich auf einem Wagen herumgeführt, galt uud gilt
»och als Repräsentant des Faschings und wird allem Hohn und Spott preisgegeben.
(Der besiegte Winter.)
Zu Göpsritz a. d. W. (V. O. M. B.) ahmen am Faschingdienstage zwei maskirte
Bursche den alten Wettstreit zwischen Winter und Sommer nach. Der Winter trägt eine
Pelzmütze auf dem Kopfe, einen Dreschflegel in der Hand und ist an Armen und Beinen
mit Stroh umwunden. Der Sommer ist weiß gekleidet und führt als Abzeichen eine Sichel.
So ziehen sie von Haus zu Haus und singen ein Lied, dessen Charakter schon in den ersten
Strophen ausgeprägt ist.
Sommer:
„Der Winter ist a grober G'söll,
Er jagt die alten Weiber in d'Höll.*
Herimein, der Sommer ist fein!" Winter:
„Der Summer ist a rechter Lauer,
Er macht den Weibern den Milchrahm sauer.
Herimein, der Winter ist fein!"
„Hiazt bin i da und geh' nit furt,
Als bis daß 's Lercherl singa thnat.
Herimein, herimein, der Winter ist fein!"
Der Schluß lautet:
„Hiazt geh' i hoam und schlaf recht gnat,
Und kimm' wieder, wann's blitzen und dunnern thnat.
Herimein, der Sommer ist fein!"
Am Faschingdienstag Nachmittags oder am Aschermittwoch wird der Fasching
begraben. Eine Strohpuppe (im V. O. M. B. auch „Todamaudl" genannt) oder ein
maskirter Bursche, zuweilen auch ein Betrunkener, wird auf eine Bahre gelegt und entweder
* In den Ofenwinkel.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317